Viele Koffer und viele Fragen.
Viele Koffer und viele Fragen.
Viele Koffer und viele Fragen.
Nadia Gluderer (links) und Gerlinde Pazeller
Irene Volgger (links) und Verena Tröger.
Irene Volgger (links) und Verena Tröger.

Koffer packen …

… für die letzte Reise

Publiziert in 8 / 2024 - Erschienen am 23. April 2024

Laas - Ist es angebracht, im Frühling, wenn alles wächst, blüht und sprießt, eine Ausstellung zum Thema Tod und Sterben zu zeigen? Ja, denn der Tod ist immer präsent. Er kennt keine Jahreszeiten. Der Frühling zeigt uns mit geballter Kraft, wie neues Leben entsteht. „Je mehr man sich mit dem Tod auseinandersetzt, umso intensiver wird das Leben“, sagte die Künstlerin Gerlinde Pazeller aus Prad, als sie am 20. April in der Marx-Kirche in Laas zusammen mit der Bestatterin Nadia Gluderer („Bestattungen Angelus“ in Schluderns) die Ausstellung „Koffer packen für die letzte Reise“ eröffnete. In Koffern sieht Gerlinde Pazeller Begleiter auf der Lebensreise von Menschen. Man nimmt das mit, was man braucht, was man für wichtig hält. In der Marx-Kirche sind zugeschnürte Koffer zu sehen, Koffer, aus denen Blumen und Schlüssel ragen, aber auch Koffer mit Asche und ohne Inhalt: Spiegelbilder des Lebens und der Vergänglichkeit. Was aber packen die Menschen in den Koffer für die letzte Reise? Die Antwort dazu muss jeder selbst finden. Zum Antworten anregen, werden die Besucherinnen und Besucher der Ausstellung mit einer Reihe von Fragen, die an Bannern zu lesen sind: Bin ich glücklich? Was habe ich in meinem Leben verpasst? Was bleibt von uns, wenn wir sterben? Habe ich Angst vor dem Tod? Kann ich mich auf den Tod vorbereiten? Wen möchte ich neben mir haben, wenn die Zeit des Abschieds kommt? „Leben und Tod haben viel gemeinsam“, sagte Gerlinde Pazeller. Als ihre Schwester an Krebs starb, habe sie sich intensiv mit dem Tod beschäftigt: „Es kamen viele Fragen auf, die nach Antworten suchten. Die Geburt ist ein Wunder, der Tod ein Geheimnis.“ Wenn man sich aber mit dem Tod auseinandersetzt, ihn nicht verdrängt, sondern darüber spricht, „verliert er den Schrecken und das Leben gewinnt an Qualität. Ich habe keine Angst vor dem Tod, vor dem Sterben schon.“ Auch die gebürtige Laaserin Nadia Gluderer berichtete von sehr persönlichen Erfahrungen. Wovor sie während ihres früheren Pflegeberufs am meisten Angst hatte, „war, mit einem sterbenden Menschen allein zu sein.“ Heute ist sie Bestatterin und Hospitzbegleiterin. Gemeinsam leitet sie mit ihrem Mann David Bertoldin „Bestattungen Angelus“. Wie nahe beieinander Leben und Tod liegen können, erzählte Nadia Gluderer anhand ihrer persönlichen Geschichte, als ihre Zwillinge drei Monate zu früh auf die Welt kamen. Sie schilderte, was es bedeutet, ein Kind im Sterben zu begleiten, während das andere wächst und stark wird: „Zwei Welten, die so verschieden sind und doch so nah“. Und wie an einem 21. Mai schließlich die Zwillinge nach Hause gehen durften: „Maddox vom Krankenhaus und Mattia zu den Sternen.“ Ihre Verlusterfahrung habe ihr gezeigt, „dass der Tod unser ständiger Begleiter ist, egal ob jung oder alt.“ 
Irene Volgger, die Koordinatorin der Caritas-Hospizbewegung, gratulierte Gerlinde Pazeller und Nadia Gluderer für den Mut, sich in Form einer Ausstellung offen mit dem Thema Tod und Sterben auseinanderzusetzen: „Jeder hier ausgestellte Koffer lädt jede und jeden von uns ein, sich Gedanken zu machen über das Leben, das eigene Leben.“ Für uns alle komme der Moment, „wo wir uns mit unserem letzten Koffer auf den Weg machen, wir packen ihn dann buchstäblich für die letzte Reise.“ Sie persönlich stelle sich drei Fragen: Was hält mich am Leben? Welche Erinnerungen an das Leben sind mir wichtig? Welche Menschen, welche Ereignisse haben mich geprägt und zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin? Auch Bürgermeisterin Verena Tröger zeigte sich in ihren Grußworten von der Ausstellung beeindruckt und berührt. Sie würdigte ebenfalls den Mut von Gerlinde und Nadia für diese Initiative. Die Ausstellung kann noch am 25., 26. und 27. April von jeweils 17 bis 21 Uhr besichtigt werden.

Josef Laner

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