Bei Bürgerversammlungen in Glurns herrscht großer Andrang. Das Volk spricht mit.
Musste sich bei der Veranstaltung mehrmals rechtfertigen: Bürgermeister Alois Frank (Bildmitte). Links Vizebürgermeister Armin Windegger, rechts Gemeinderätin Lisa Stocker.

In der Höhle der Löwen

Bei Bürgerversammlungen in Glurns geht es manchmal heiß her. Ein „Schlichter“ sollte diesmal Schlimmeres verhindern.

Publiziert in 18 / 2017 - Erschienen am 16. Mai 2017

GLURNS - „Der Ablauf im vorigen Jahr ist mit ein Grund, dass wir einen Fachmann geholt haben. Damals lief es etwas aus dem Ruder“, stellte der Glurnser Bürgermeister Alois Frank Moderator Eberhard Daum vor. Die Bürgerversammlung stand kürzlich wieder auf dem Programm. Eine Veranstaltung, die einerseits beispielhaft für gelebte Partizipation ist, andererseits jedoch beim ein oder anderen Gemeindevertreter weiche Knie hervorruft. In der Höhle der Löwen, mag sich da so mancher oft fühlen.
Wurde die Versammlung im letzten Jahr noch abrupt abgebrochen, ging es diesmal gesitteter vonstatten. Zur Erinnerung: Es war die Ankündigung einer neuen Parkplatzverordnung, die damals das Fass zum Überlaufen gebracht hatte. Die Bürger hatten bei der Diskussion den Saal verlassen. Die Verordnung wurde wenig später auf Eis gelegt. Bei der heurigen Bürgerversammlung wurde nun die überarbeitete Verordnung vorgestellt. Kompromisse, mit denen erneut einige nicht einverstanden waren. Eine Änderung der bestehenden Ordnung sei überflüssig. Man müsse jedoch etwas tun, waren sich die Gemeindevertreter sicher, denn derzeit werde die Parkplatzregelung in Glurns kaum eingehalten. Die neuen Vorschriften, die mit dem 20. Juni in Kraft treten werden, sehen unter anderem die Streichung von einigen Kurzparkplätzen innerhalb der Stadtmauern vor, so in der Malser Straße und in der Laubengasse. Einige Flächen werden für das Auf- und Abladen ausgewiesen. Bei den weiterhin bestehenden Kurzparkplätzen, wie am Stadtplatz, werde die Parkdauer von 30 Minuten auf eine Stunde verlängert.
„Es braucht einfach eine Stadtberuhigung. Längerfristig kommt dies allen zugute“, betont Aloist Frank gegenüber dem
der Vinschger.

Das hässliche Loch

Scharfe Kritik aus dem Publikum gab es in Sachen Tiefgarage. Viele Bürger störten sich an der Einfahrt der an und für sich gut gebauten Garage. „Ein hässliches Loch ist das“, war gleich mehrmals zu vernehmen. „Dass die Einfahrt jetzt so ist wie sie ist, hat mit Sicherheitsbestimmungen zu tun“, rechtfertigte Frank. Ursprünglich gab es andere Projekte, unter anderem war angedacht, die Einfahrt zu verstecken. Zudem habe das Denkmalamt beim Bau entscheidend mitgeplant. „Bei Privaten schaut das Denkmalamt penibel genau hin, bei öffentlichen Bauten wohl eher nicht“, kritisierte ein Bürger in Bezug auf „die hässliche Einfahrt“.
„Für die Zukunft bietet die Tiefgarage noch einige Möglichkeiten. Momentan muss man durch das Glurnser Stadttor, um die Garage zu erreichen“, erklärte der Bürgermeister. Zukünftig sei es jedoch auch möglich, die Zufahrt dahingehend zu ändern, dass die Garage von außerhalb erreicht werden kann, und zwar unter die Stadtmauern hindurch. Diese Mehrkosten seien im ersten Moment jedoch nicht zu stemmen gewesen.

„Lasst die Finger von der Oberen Au“

Im Rahmen der Bürgerversammlung wurden auch gleich mehrere Projekte vorgestellt. So zum Beispiel das Projekt Obere Au. Eine Naherholungszone für Glurnser Bürger. Die Finanzierung werde komplett vom Land getragen. Der Bürgermeister stellte das, so gut wie beschlossene Projekt, noch mit großem Enthusiasmus vor. Mit den nachfolgenden Publikumsmeldungen hätte er dabei wohl nicht gerechnet. Die Gemeinde wurde mit teils scharfer Kritik konfrontiert. „Man muss sich überlegen, ob es eine Naherholungszone bracht. Glurns hat so viele Spazierwege rundherum wie wenig andere Gemeinden in der Nähe. Und außerdem, die letzten Spielplätze, die errichtet wurden, sind im desolaten Zustand. Wie soll dann erst eine Naherholungszone erhalten werden“, fragte ein Bürger. „Lasst die Finger von der Oberen Au. Lasst dieses Projekt fallen. Das Wild wird gestört, niemand hat seine Ruhe“, mahnte ein älterer Herr.
Der Bürgermeister rechtfertigte das Projekt: „Ich verstehe nicht, wie man gegen eine Naherholungszone sein kann. Wir versuchen Entscheidungen zu treffen, die richtig sind. Und außerdem, denke ich nicht, dass es so viele Spazierwege gibt und die Spielplätze in einem derart schlechten Zustand sind. Wir werden die Naherholungszone natürlich ordentlich erhalten“. Zudem stand das Projekt bei den Wahlen sowohl im Programm der Bürgerliste, als auch im Programm der SVP.
Vorgestellt wurde auch die Neugestaltung des Schulareals, das auch für Großveranstaltungen mit bis zu 2.000 Leuten geeignet sei. Zahlreiche Grünflächen inbegriffen. Doch, was wäre eine Glurnser Bürgerversammlung, wenn es nicht auch in diesem Punkt Kritik gebe. „Wollen die Glurnser überhaupt solche Großveranstaltungen? Oder machen wir wieder mal Investitionen für Infrastrukturen, ohne, dass diese genutzt werden“, ärgerte sich ein Bürger.
Zumindest über die ein oder andere positive Wortmeldung aus dem Publikum durften sich die Gemeindereferenten freuen. „Wir Glurnser schimpfen zu viel. Dass die Gemeinderäte bald verdrossen sind, ist klar. Man sollte nicht immer nur schimpfen“, stärkte ein Glurnser Bürger den Gemeindereferenten den Rücken und erntete doch auch zahlreichen Applaus aus dem Publikum.

Michael Andres

Diese Seite verwendet Cookies für funktionale und analytische Zwecke. Lesen Sie unsere Cookie-Richtlinien für weitere Informationen. Durch die Nutzung dieser Website erklären Sie sich damit einverstanden.