„Impfbereitschaft größer als vermutet“
Corona-Umfrage mit überraschenden Ergebnissen. „Wirtschaftliche Gefahr“ wird als sehr hoch eingeschätzt.
Vinschgau/Südtirol - Über 500 Südtirolerinnen und Südtiroler aller Altersgruppen haben im Zeitraum vom 29. Jänner bis zum 5. Februar an einer Umfrage über besonders brennende Themen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie teilgenommen. Die Umfrage, die über E-Mail und andere Online-Kanäle erfolgte, war eine Eigeninitiative des Marktforschungs- und Strategieberatungs-Unternehmens rcm-solutions, in dem neben Horst Unterfrauner, Mathias Brugger und Sofia Forni auch Christoph Koch aus Naturns mitarbeitet.
„Große wirtschaftliche Gefahr“
Über 80% der Befragten stufen die wirtschaftliche Gefahr, die von der Pandemie ausgeht, als „eher groß“ bzw. „groß“ ein. Die Gefahr für die Gesundheit wird von fast 50% der Teilnehmenden als groß angegeben. Besonders groß sind die Sorgen um die Gesundheit bei den älteren Menschen in Südtirol. Noch eindeutiger fiel das Ergebnis zur Frage „Corona und das Wir-Gefühl“ aus: nach Ansicht von über 70% der Umfrage-Teilnehmenden nimmt der Zusammenhalt in der Südtiroler Gesellschaft infolge der Corona-Krise stark ab. Die Marktforscher und Strategieberater von rcm-solutions sehen darin ein großes Problem, „weil die Bewältigung der Krise nur gemeinsam gelingen kann.“ Als besonders gefährdet stuft den Zusammenhalt die italienische Sprachgruppe ein.
In Bozen wird besser gearbeitet als in Rom
Mit der Arbeit der Landesregierung zeigten sich rund 60% der Befragten als „teilweise zufrieden“ bzw. „eher zufrieden und sehr zufrieden“. Fast die Hälfte der Teilnehmenden war mit der Arbeit der Landesregierung zum Zeitpunkt der Umfrage (der neue dreiwöchige Lockdown wurde am 5. Februar bekanntgegeben und trat am 8. Februar in Kraft) „nicht zufrieden“ oder „eher nicht zufrieden“. Diese Unzufriedenheit wertet das Unternehmen als signifikant. Im Verhältnis zufriedener mit der Arbeit der Landesregierung zeigte sich die italienische Sprachgruppe. Die Arbeit der Staatsregierung in Rom wurde allgemein schlechter bewertet als die Regierungsarbeit in Bozen. In Bezug auf die Corona-Einschränkungen gaben nur rund 37% der Befragten an, dass sie sich härtere Maßnahmen gewünscht hätten. Auch bei diesem Punkt ist anzumerken, dass fast alle Teilnehmenden die Antworten bereits vor der Ankündigung des Lockdowns verschickt hatten.
Wie steht es mit der Disziplin?
Klar gezeigt hat die Umfrage, dass es die Bevölkerung mit der Corona-Disziplin nicht allzu ernst nimmt. Fast 80% räumten häufige bzw. sehr häufige Verstöße gegen die Corona-Regeln ein. „Die Bevölkerung glaubt offensichtlich nicht an die Kraft der Eigenverantwortung“, schlussfolgert rcm-solutions. Sollte das tatsächlich so sein, „können nur starke Kontrollen entgegenwirken.“ Am meisten spüren die Befragten die Einschränkungen bei Treffen mit Freunden und der Familie, beim Reisen, beim Sport und in der Freizeit und beim Besuch von Restaurants. Aber auch der Besuch von Kultur- und Sportveranstaltungen fehlt vielen.
Werden Sie sich impfen lassen?
Die Antworten zur Frage des Impfens fielen relativ klar aus. Rund 57% gaben an, „sich sobald wie möglich impfen zu lassen.“ Weitere 30% wollen sich in Zukunft impfen lassen, „jetzt aber noch abwarten.“ Strikt abgelehnt wird die Impfung nur von 13%. Für rcm-solutions ist das ein Hinweis darauf, „dass die Impfgegner in der öffentlichen Wahrnehmung zwar sehr präsent sind, dass sich die Zahl der Impfverweigerer aber in Grenzen hält.“ Festzuhalten sei außerdem, dass die Impfbereitschaft mit zunehmendem Alter bedeutend steigt.“ Zum Thema „Freibrief für Geimpfte“ würde es die Hälfte der Befragten für richtig finden, dass geimpften Personen mehr Freiheiten eingeräumt werden. Relativ eindeutig fielen auch die Antworten in Bezug auf die Nachrichtenquellen aus. Den klassischen Medien (Fernsehen, Zeitungen, Radio und Online-Medien) wird bedeutend mehr Vertrauen geschenkt als etwa den Social Media oder Messenger Diensten.
Vieles wird sich ändern
Die Frage, ob die Corona-Pandemie die Menschen verändern wird, wurde ebenfalls ziemlich eindeutig beantwortet. Fast Dreiviertel der Umfrage-Teilnehmenden sind überzeugt, „dass sich durch die Corona-Pandemie vieles nachhaltig verändern wird.“ Nur rund ein Viertel hingegen glaubt, dass alles wieder so sein wird wie vorher. Sepp