Im Team und im Netzwerk
Kurt Habicher und Daniele Misuri als Primare offiziell vorgestellt. „Krankenhaus Schlanders ist und bleibt unverzichtbar.“
Schlanders - „Ohne die sogenannten kleinen Krankenhäuser in Innichen, Sterzing und hier in Schlanders wäre es nicht möglich gewesen, die COVID-19-Pandemie in der Form zu meistern, wie es uns bisher gemeinsam gelungen ist.“ Gesundheitslandesrat Thomas Widmann fand klare Worte, als er am 16. Juni zusammen mit Generaldirektor Florian Zerzer und weiteren Vertretern des Sanitätsbetriebes auf der Dachterrasse des Krankenhauses in Schlanders die Primare Kurt Habicher und Daniele Misuri, die bereits seit einiger Zeit im Krankenhaus arbeiten, offiziell vorstellte. An seinem politischen Credo, wonach die peripheren Krankenhäuser weiterhin eine zentrale und unverzichtbare Rolle in der Gesundheitsversorgung spielen und auch als Arbeitgeber und Wirtschaftsfaktoren von großer Bedeutung für die Peripherie sind, halte er nach wie vor fest. „Gerade die Pandemie hat uns allen gezeigt, dass die kleinen Krankenhäuser nicht in Frage zu stellen sind“, so Widmann. Ein klares Signal für die Aufwertung der kleinen Krankenhäuser sieht Widmann in der Besetzung der Primararztstellen: „Dank hochkompetenter Personen in Schlüsselfunktionen wird neues ärztliches Personal angezogen. Das wiederum trägt dazu bei, die Entwicklung und den Fortbestand der Abteilungen sicherzustellen.“ Ähnlich äußerte sich auch die Bezirksdirektorin Irene Pechlaner. Wie schon Widmann, dankte auch sie der Politik vor Ort und nannte namentlich den Schlanderser Bürgermeister Dieter Pinggera. „Wir haben gemeinsam gekämpft und rudern in dieselbe Richtung“, so Pechlaner. Robert Rainer, der Ärztliche Direktor des Krankenhauses, erinnerte an das letzte Treffen mit der „hohen Politik“ im Sommer 2019: „Damals wurde der Grundstein für die Weiterentwicklung des Krankenhauses gelegt. Es wurde alles planmäßig umgesetzt.“ Die Erweiterung der Intensivstation auf 6 Betten ist bereits beschlossen und auch die Finanzierung ist gesichert. Für weitere Projekte und Vorhaben werde es allerdings zusätzliche Geldmittel brauchen.
Zwei Primare mit viel Erfahrung
Kurt Habicher aus Mals hat seine Arbeit als Primar des Dienstes für Anästhesie im April 2020 im Krankenhaus angetreten. Zuvor war er nach der Pensionierung des ehemaligen Primars Anton Theiner (2018) geschäftsführender Primar. Insgesamt ist Kurt Habicher seit 1994 im Südtiroler Sanitätsbetrieb als Facharzt für Anästhesie und Wiederbelebung tätig, seit 2006 in Schlanders. Habicher, Jahrgang 1962, hat in Innsbruck studiert. Die Facharztausbildung absolvierte er in Padua. Seit jeher am Herzen lagen und liegen ihm freiwillige Einsätze. Er absolvierte in der Vergangenheit u.a. mehrmonatige Einsätze in Südafrika, Indien und Brasilien. Seit 2002 ist er Mitglied des Landesrettungsvereins Weißes Kreuz. Er war viele Jahre lang Sektionsleiter in Mals und arbeitete später im Vorstand mit. Seit 2016 ist er Sektionsleiterstellvertreter der Sektion Mals. Daniele Misuri, Jahrgang 1961, ist seit Mitte November 2020 Primar der chirurgischen Abteilung in Schlanders. Er stammt aus Florenz. Südtirol kennt er schon lange, denn er hat bereits in den Krankenhäusern von Bozen und Schlanders sowie in der Marienklinik gearbeitet. Auch für ihn ist die Leitung seiner Abteilung eine Herzensangelegenheit: „Ich habe gesehen, dass Schlanders keinen Vergleich scheuen muss.“ Natürlich gebe es auch Grenzen. Misuri hat in Florenz studiert und dort auch beide Facharztausbildungen absolviert. Viel Erfahrung hat er in den Bereichen Gefäß- und Tumorchirurgie, Organspende, Notaufnahme und Traumatologie. Irene Pechlaner lobte den Einsatz und die Tätigkeit der zwei Primare. Kurt Habicher habe während der Corona-Zeit als Verantwortlicher der Intensivstation sehr gut mit allen Beteiligten zusammengearbeitet. Primar Daniele Misuri habe sich ebenfalls sehr gut in das Team integriert. Florian Zerzer bescheinigte Kurt Habicher, „ein erstklassiger Arzt und toller Mensch“ zu sein. Er habe dies vor allem auch während der Pandemie bewiesen. Gedankt wurde auch Stefan Haumer, der die Geschicke der Chirurgie in Schlanders mit viel Einsatz geleitet hat und nun Vizeprimar in Schlanders sein wird, sowie Christoph Alber, der als Pflegedienstleiter maßgeblich am Aufbau des Impfzentrums in Schlanders beteiligt war.
Transparenz und Teamarbeit
Wie Kurt Habicher in seinem Statement ausführte, „hat uns gerade Corona wieder vor Augen geführt, wie komplex unser System geworden ist.“ Die Zeit der Einzelkämpfer sei schon lange vorbei. Als seine Devise für die Zukunft nannte er ein teamorientiertes Arbeiten, und zwar auf Betriebsebene in Schlanders ebenso, wie im Netzwerk mit allen 7 Krankenhäusern. Wie dies funktionieren sollte, erklärte er am Beispiel des Fachgebietes der Anästhesie. Dieses Fachgebiet fußt auf 4 Säulen: die klassische Anästhesie (perioperative Patienten-Betreuung), die Schmerztherapie, die Intensivmedizin und die Notfallmedizin. Im Bereich Anästhesie wird neben der täglichen Arbeit in den 2 Operationssälen auch an einigen landesweiten Projekten mitgearbeitet. Ein wichtiger Schritt wäre es, die Digitalisierung im Sanitätsbetrieb weiter voranzutreiben. Eine besondere Herausforderung für das Krankenhaus Schlanders sei das Management der OP-Säle. „Einige unserer Mitarbeiter beteiligen sich am Reorganisationsprojekt zum OP-Management und an der Umsetzung in allen 7 Krankenhäusern“, sagte Habicher. Auch im Bereich der Schmerztherapie ist Schlanders am landesweiten Projekt beteiligt, bei dem ein Stufenplan für chronische Schmerzpatienten erarbeitet werden soll.
6 Intensivbetten für Schlanders
Bezüglich der Intensivstation wurde in den vergangenen Jahren mit viel Kraft daran gearbeitet, den Tätigkeitsbereich zu erweitern. Gelungen ist das vor allem durch die enge interdisziplinäre Zusammenarbeit mit der Dialysestation, „sodass im Krankenhaus Schlanders erstmals auch kritische Nierenpatienten, die eine Nierenwäsche benötigten, behandelt werden konnten und nicht mehr nach Bozen transferiert werden mussten.“ Während der Pandemie wurde die Intensivstation infolge täglicher Videokonferenzen zu einem Teil des gut funktionierenden Netzwerks Anästhesie/Intensivmedizin. Ausdrücklich bedankt hat sich Habicher dafür, dass die Landesregierung im Juni 2020 beschlossen hat, dem Krankenhaus Schlanders 6 Intensivbetten zuzuteilen. Derzeit laufen Vorprojekte zur Erweiterung der Ersten Hilfe und der Intensivstation. Fortschritte gab es auch im Bereich der Notfallmedizin. Während der Pionierzeit vor rund 25 Jahren waren die Notärzte noch Einzelkämpfer. Mittlerweile ist ein flächendeckendes Netzwerk entstanden. Als neueste und sehr wichtige Errungenschaft nannte der Primar die Stationierung des „Pelikan 3“ im Vinschgau (Laas). „Dies ist ein enormer Fortschritt in der Versorgung der Patienten.“ Abschließend sagte Habicher, „dass Kommunikation und Transparenz die Basis einer erfolgreichen Zusammenarbeit sind.“ Nicht unerwähnt ließ er die Tatsache, „dass auch wir unter einem chronischen Mangel an Fachpersonal und Pflegekräften leiden.“