Blick in die Nonnenzelle
Blick in die Nonnenzelle mit dem kleinen barocken Bett.
Romina Ebenhöch (rechts) führte in die Ausstellung ein; im Bildhintergrund Stiftungs-Präsident Walter Anderau und Stiftungs-Geschäftsführer Ulrich Veith.
Truhen und Kästchen, in denen die Klosterfrauen persönliche Gegenstände aufbewahrt haben.

Im „stillen Klösterlein“

Ausstellung im Kloster St. Johann gewährt Einblicke in das Leben der Nonnen.

Publiziert in 12 / 2024 - Erschienen am 2. Juli 2024

Müstair - Wie sah es in einer Nonnenzelle aus? Was haben die Frauen von zu Hause mitgebracht? Was bewog sie, in den Konvent einzutreten? Was dachten und denken sie von der Welt außerhalb der Klostermauern? Antworten auf diese und viele weitere Fragen zum Innenleben im Kloster St. Johann in Müstair bietet die Ausstellung „INNENLEBEN. Die barocken Nonnenzellen“, die am 24. Juni im Plantaturm, dem ältesten Wohn- und Wehrturm des Alpenraums, eröffnet wurde. Wie Walter Anderau, der Präsident der Stiftung Pro Kloster St. Johann in Müstair, informierte, wurde heuer damit begonnen, das über 20 Jahre alte Klostermuseum sukzessive zu modernisieren, und zwar im Rahmen mehrerer Etappen. Umgesetzt wird das Konzept in Zusammenarbeit mit dem Gestaltungs- und Szenographie-Atelier „Schmauder Und“ in Zürich und dem Unternehmen „barth Innenausbau“ in Brixen. Zu den neuen Schwerpunkten gehören eine gendergerechte Betrachtung des Frauenkonvents und seiner Kunst-, Kultur- und Frömmigkeitsgeschichte sowie Themen wie Migration und Vernetzung des grenznahen Klosters. Die nun im obersten Stockwerk des Plantaturms eröffnete Ausstellung bildet die erste Etappe der neuen Konzeption. In den sogenannten Nonnenzellen erfährt man viel Interessantes und Wissenswertes über das „Innenleben“ im Kloster. In einer original eingerichteten Nonnenzelle ist unter anderem  auch ein kleines barockes Bett zu sehen. Dieses dokumentiert die Gewohnheit der Zeit, im Sitzen zu schlafen. In einer weiteren Zelle können Truhen und Kästchen besichtigt werden, die von den Klosterfrauen beim Eintritt in den Konvent als persönliche Gegenstände mitgebracht wurden. Auch in das „Heilig-Blut-Wunder“ von Müstair, das auf das 13. Jahrhundert zurückgeht, werden die Besucherinnen und Besucher eingeführt, sowie in die Kunstwerke der Klosterschwestern, wie etwa das Besticken von Trachten. Um 1900 entstanden hochwertige Seiden- und Goldstickereien, vor allem liturgische Textilien. „Die Ausstellung soll die Vergangenheit mit der Gegenwart verbinden“, sagte Romina Ebenhöch, die Leiterin des Museums Kloster St. Johann Müstair und Kuratorin der Ausstellung. Die Brücke in die heutige Zeit wird auch mit berührenden Videosequenzen geschlagen, in denen die derzeit 8 Schwestern von ihrem Weg, ihrer Berufung und ihrem Leben im Kloster und in der Klausur erzählen. Diese Video-Interviews sind eine zusätzliche Bereicherung der sehenswerten Ausstellung. Zu den besonderen Objekten gehören auch Briefe. Aus einem davon, den Gertrud Werner im Jahr 1913, ihrem ersten im Kloster, an ihre Lieben schrieb, las Romina Ebenhöch Passagen vor: „Fern von der Heimat feierte ich die erste Weihnacht im stillen Klösterlein. Da kann man so recht im Geiste der Kirche Weihnachten im Herzen feiern. Hier ist die Christmette um Mitternacht. Denkt auch was die Alpenbewohner für Opfer bringen. Stundenlang zu gehen, um zur Kirche zu kommen! Davon haben wir Städter gar keine Ahnung. Hier ist es schon recht empfindlich kalt, …“. Über die nicht leichte Herausforderung, die historischen Räume im Platanturm des Klosters, das seit 1983 UNESCO-Weltkulturerbe ist, zu gestalten und auszustatten, berichtete Claudia Schmauder. Schon jetzt gespannt sein darf man auf die zweite Ausstellungs-Etappe im September, bei der es um das Thema „Wege von und nach Müstair in der Vormoderne“ gehen wird.

Josef Laner

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