Heimatpfleger müssen Tiefwurzler sein
Publiziert in 6 / 2016 - Erschienen am 17. Februar 2016
Seit 20 Jahren wirkt der Heimatpflegeverein Naturns-Plaus „lenkend oder anregend bei den zuständigen Stellen ein“.
NATURNS - Dem Heimatpflegeverein NaturnsPlaus ist es gelungen, in den vergangenen 20 Jahren einiges zu bewegen und umzusetzen sowie „lenkend oder anregend bei den zuständigen Stellen einzuwirken,“ wie es der Vereinsobmann Josef Pircher am 7. Februar bei der 20. Jahreshauptversammlung im Gasthof „Goldene Rose“ in Naturns auf den Punkt brachte. Ein Heimatpfleger muss laut Pircher ein Tiefwurzler sein, voll mit inneren Werten, „denn nur so kann er auf der Oberfläche wirken.“ Je mehr Globalisierung wir erleben und je weiter und offener die Welt wird, „desto mehr brauchen wir Heimatschutz und Heimatpflege“, gab sich der Obmann überzeugt. Sorge um Pixnerhaus Besorgt gab sich Josef Pircher um die Zukunft des Pixnerhauses in Plaus: „Von der Architektur her ist dieses Haus nichts Besonderes, aber von der Geschichte her verleiht es dem Dorf eine besondere Note. Auch deshalb, weil es in Plaus fast nichts mehr an histo rischer Bausubstanz gibt.“ Er habe nichts gegen Neubauten, „aber alles Neue ist steril, hat wenig oder keinen Ausdruck. Ein neues Haus hat nichts zu erzählen.“ Pircher hofft, dass sein Traum vom Erhalt des Pixnerhauses, das einst Bauern, Schulund Gemeindehaus war, in Erfüllung geht. Wie der Plauser Bürgermeister Jürgen Klotz dem der Vinschger bestätigte, ist man derzeit dabei, Ideen und Vorschläge zu sammeln bzw. Machbarkeitsstudien für eine Gestaltung des Areals, auf dem das Pixnerhaus steht, in Auftrag zu geben. Der Gemeindeverwaltung sei es nach langen Bemühungen gelungen, dieses wertvolle Areal in der Dorfmitte im Vorjahr im Zuge eines Raumordnungsvertrages in das Eigentum der Gemeinde zu überführen. Die Verwaltung bemühe sich nun um eine Erweiterung des Kindergartenund Grundschulareals. Man wolle in Ruhe GestaltungsIdeen einholen, und zwar unter der Einbeziehung des Pixnerhauses. Schießstand Tabland Ein besonderes Anliegen ist dem Vereinsobmann auch das Projekt „Schießstand Tabland.“ In diesem Schießstand, errichtet 1874 in der Zeit der k. u. k. Monarchie, wurde vor 100 Jahren zum letzten Mal geschossen. Er war einst der einzige Schießstand von Meran bis Schluderns, sodass zur damaligen Zeit viele Soldaten für Schießübungen zum Tablander Schießstand kamen. Wie der Naturnser Kulturreferent Michael Ganthaler im Namen des Bürgermeisters Andreas Heidegger mitteilte, werde sich die Gemeindeverwaltung sowohl um das Projekt Schießstand Tabland bemühen als auch um weitere Anliegen des Heimatpflegevereins. Ganthaler dankte dem Verein für die vielseitige Tätigkeit. Vielfältige Tätigkeit Mit einem ausführlichen Bericht über die Vereinstätigkeiten 2015 wartete der ObmannStellvertreter Hermann Wenter auf. Neben Ausflügen und Besichtigungen informierte er über die Beteiligung des Vereins an Festtagen. Als großen Erfolg wertete er die Aufführungen des Freilichtspiels „Die Lorenziraber“ bei den St.LaurentiusRuinen. Über 1.600 Besucher waren von dieser Gemeinschaftsproduktion der Volksbühne Naturns, des Kirchenchores TablandStaben und des Heimatpflegevereins begeistert. Mit dem Freilichtspiel ist es laut Pircher auch gelungen, „Menschen im Dorf zusammen zu führen.“ Außerdem wurde bewiesen, „dass aus Ruinen etwas Neues entstehen kann.“ Wenter verlas auch einen Bericht von Adolf Fliri bezüglich des Lorenziackers. Demnach wurden 2015 ca. 800 kg Roggen geerntet. Auch mit der Schwarzplenten, Kartoffelund MohnErnte konnte man zufrieden sein. Die Weinlese fiel etwas spärlicher aus. Der Mais wurde von Tablander Schulkindern gesät und geerntet. Die Grundschulkinder von Staben und Tabland haben schon öfters die Getreidewirtschaft mitverfolgt. Adolf Fliri ließ allen danken, die 2015 in irgendeiner Form freiwillig mitgeholfen haben. 1.000 freiwillige Stunden Wie Heinrich Kainz in seinem Kassabericht erwähnte, wurden im Vorjahr von den Vereinsmitgliedern ca. 1.000 freiwillige Arbeitsstunden für den Lorenziacker erbracht, fast 400 davon von Adolf Fliri. Hermann Wenter erinnerte auch an die Sanierung der Mauerkronen an beiden Ruinen, an den Abschluss der Arbeiten zur Wiederrichtung des Pestbildstockes in Ladurn, an 4 Mahlvorgänge in der restaurierten Runstermühle, an ein ZiachorglspielerTreff en und weitere Tätigkeiten des Vereins. Ergänzend zum Bericht wurden Lichtbilder gezeigt. Vorbereitet hatten diese Bilderschau Maria und Johanna Gapp. Worte der Anerkennung und des Dankes für die Tätigkeit des rund 170 Mitglieder zählenden Vereins überbrachten Dekan Rudolf Hilpold und Landesobmann Peter Ortner. „Die Heimat ist das größte Kapital, das wir haben“, sagte Ortner. Zu den Ehrengästen zählten auch Bezirksobmann Franz Fliri, seines Zeichen auch Mitglied des Heimatpfl egevereins NaturnsPlaus, sowie Heimatpfl egeVertreter aus mehreren Vinschger und Burggräfl er Gemeinden. Film zu Flugzeugabsturz Ein bisschen stolz zeigte sich Josef Pircher darüber, dass es dem Heimatpfl egeverein gelungen ist, einen Kurzfi lm über den Absturz jenes amerikanischen Bombers zu drehen, der am 8. April 1945 am „Melser Knottn“ in Plaus zerschellte. Der Bomber vom Typ „Liberator B24“ war über Sterzing angeschossen worden und schaffte es nicht mehr, in die neutrale Schweiz zu gelangen. 4 der 11 Besatzungsmitglieder sind im Flugzeug verbrannt: der Funker Harold Holmquist, die Rumpfschützen Gordon I. Van Kleeck und Jack Turner sowie der Heckschütze Walter H. Nichols. Im Kurzfilm kommen auch mehrere Zeitzeugen aus Plaus zu Wort. Gedenkveranstaltung In Erinnerung an den Absturz des Bombers und der dabei getöteten Soldaten der alliierten Streitkräfte lädt der Heimatpfl egeverein am 20. Februar zu einer Gedenkveranstaltung in Plaus ein. Zum Auftakt fi ndet um 17.30 Uhr ein Gedächtnisgottesdienst statt, bei dem auch der Plauser Kriegsopfer des Zweiten Weltkrieges gedacht wird. Im Anschluss daran wird im Mehrzwecksaal der Kurzfi lm gezeigt. Auch Zeitzeugen werden berichten. Die Ausstellung über den Absturz des Bombers bleibt anschließend bis zum 28. Februar im Widum zugänglich. Auch ein maßstabsgetreu nachgebautes Modell des Bombers ist zu sehen. SEPP
Josef Laner