Verena Tröger in ihrem Büro beim Gespräch mit dem der Vinschger.

Gemeinde statt Landtag 

Über ihre Wiederkandidatur, Projekte, die ehemalige Diskothek „Fix“, den Marmor und mehr: Bürgermeisterin Verena Tröger im Interview. 

Publiziert in 23 / 2024 - Erschienen am 17. Dezember 2024

Laas - Rund 17 Jahre arbeitete sie als Gemeindereferentin, seit 2020 steht Verena Tröger der Gemeinde Laas als erste Bürgerin vor. Dass sie nach wie vor als Bürgermeisterin im Amt ist, ist auch dem verpassten Einzug in den Landtag „zu verdanken“. Schlussendlich ist es aber der Bürgermeister/innen-Sessel, in dem sich die Laaserin wohl fühlt. Hier, auf lokaler Ebene könne so einiges bewirkt werden. Vieles leichter geht dabei mit der Musik, schließlich unterrichtet Tröger nebenbei als Musiklehrerin an der Mittelschule von St. Valentin auf der Haide – „als willkommener Ausgleich“, wie sie sagt.  

der Vinschger: Ihre erste Verwaltungsperiode neigt sich dem Ende zu. Ist ihre Kandidatur für eine zweite bereits beschlossene Sache? 

Verena Tröger: Ja, meine Entscheidung habe ich für mich persönlich getroffen. Ich möchte nochmals kandidieren und hoffe natürlich, dass auch eine zweite Amtsperiode als Bürgermeisterin folgen wird. 

Wie gestaltete sich die Arbeit im Gemeindeausschuss und wie funktionierte die Zusammenarbeit mit der Opposition, sprich der stark vertretenen Bürgerliste im Gemeinderat? 

Es waren schon herausfordernde Jahre, angefangen mit der Coronavirus-Pandemie. Die Arbeit im Gemeindeausschuss hat aber stets gut funktioniert und war konstruktiv. Alle haben in ihren Bereichen effizient gearbeitet. Natürlich ist die Arbeit in einem Gemeinderat mit verschiedenen Richtungen nicht immer ganz konfliktfrei, aber im Großen und Ganzen war die Zusammenarbeit mit der Opposition gut. Es konnte vieles weitergebracht werden. 

Bei den Landtagswahlen im Oktober 2023 verpassten Sie mit respektablen 4.434 Stimmen den Sprung nach Bozen. Sind Sie enttäuscht über die verpasste Chance in den Landtag einzuziehen? 

Die Entscheidung zu kandidieren fiel mir damals nicht leicht. Die Arbeit im Landtag hätte mich zwar immer interessiert, aber ich arbeite vor allem gerne vor Ort in der Gemeinde, ich bin gerne Bürgermeisterin. Ich denke, insbesondere auf Gemeindeebene kann vieles bewegt werden, was auch direkte Auswirkungen auf die Menschen in den Dörfern hat. Die Enttäuschung über den verpassten Einzug in den Landtag hielt sich daher in Grenzen, auch wenn natürlich eine anfängliche Enttäuschung da war. 

Die Landtagswahlen liefen für die SVP sehr schlecht. Denken Sie, dass dies Auswirkungen auf die Gemeindewahlen hat? 

Ich denke nicht unbedingt. Denn Gemeinderatswahlen sind in erster Linie Personenwahlen. Wir sind eine Gemeinde mit rund 4.100 Einwohner/innen, wo fast jeder jeden kennt. Hier werden vor allem Personen gewählt, nicht Parteizugehörigkeit. 

Was waren die größten und wichtigsten Projekte der vergangenen Jahre? 

Umbau und Sanierung des Ärztehauses konnten erfolgreich zu Ende gebracht werden. Das war mir schon ein Anliegen, es ist meiner Ansicht nach ein wunderschönes Haus und ein wichtiges Projekt. Viele verschiedene Dienstleistungen – Kita, Arztpraxis, Blutabnahmestelle, Krankenpflegeambulatorium sowie Einrichtungen des Sozialsprengels wie die Eltern-Kind-Beratung – konnten im Haus untergebracht werden. Ein großes Projekt und eine ganz große Herausforderung war auch die Trinkwasserleitung Eyrs-Tschengls. Es ist wichtig, dass die beiden Fraktionen nun eine sichere Trinkwasserversorgung haben. Die Arbeiten im extrem steilen und gefährlichen Gelände waren kompliziert. Das Josefshaus konnte zusammen mit der Bezirksgemeinschaft behindertengerecht saniert werden. Auch die Neugestaltung der Straßen-Kreuzung Eyrs-Tschengls konnte erfolgreich abgeschlossen werden. Ein bedeutendes Projekt im Hauptort Laas war bzw. ist die Neugestaltung der Vinschgaustraße. Hier sind wir beim letzten Abschnitt. Ein herausforderndes Großprojekt ist zudem das Zivilschutzzentrum Eyrs, wo es zuletzt zu Problemen kam und die Aushubarbeiten gestoppt wurden. Wir sind in Verzug, aber im Jänner geht es weiter. In rund zwei Jahren sollte der Bau fertig sein. Auch in Sachen Straßen und Instandhaltungen gab es in den vergangenen Jahren viel zu tun. Generell schauen wir, stets Laas sowie sämtliche Fraktion, sprich Eyrs, Tschengls, Allitz, Tanas sowie Parnetz und Tarnell, zu berücksichtigen. 

Welche Projekte stehen noch an? 

Ein großes Thema ist die Etschbrücke in Laas. Die Idee wäre, diese abzureißen und neu zu errichten, zweispurig. Da sprechen wir sicher von Kosten von über einer Million Euro, aber auch eine Sanierung hätte fast eine Million gekostet. Den Marktplatz wollen wir bereits im nächsten Jahr neugestalten. Weitergekommen sind wir auch in Sachen Ausfahrt Ost. Vermessungen wurden durchgeführt, eine Machbarkeitsstudie läuft. Eine Ausfahrt auf ‚Sonta Clas‘ könnte realisierbar sein, dafür gab es Besprechungen mit dem Denkmalamt und dem Straßendienst. 

Ein Thema, das weit über Laas hinaus mit Interesse verfolgt wird, ist die Nutzung der ehemaligen Diskothek „Fix“. Das Areal gehört der Gemeinde, was tut sich hier? 

Das ist ein Thema, das unter den Nägeln brennt. Wir sind an die BASIS herangetreten, um Gespräche über etwaige Konzepte zu initiieren. Die BASIS kann uns damit behilflich sein. Das heißt natürlich nicht, dass diese dann auch die Führung übernimmt, vorerst geht es ausschließlich um die Erstellung eines Betriebskonzeptes. Hier befinden wir uns noch ganz am Anfang. Meiner Meinung nach braucht es etwas für die Jugend, eine Disko zum Beispiel. Ich kann mir aber vor allem auch eine Art Veranstaltungszentrum gut vorstellen und würde mir etwas in diese Richtung wünschen. In ein solches Veranstaltungszentrum könnten die Vereine eingebunden werden. 

Könnte ein solches Veranstaltungszentrum von der Gemeinde selbst geführt werden? 

Hierzu gibt es noch keine Ideen. Zunächst gilt es, ein Konzept zu erstellen und zu schauen, was möglich und sinnvoll ist. Ob es dann gewisse Ausschreibungskriterien für Verpachtung oder Verkauf gibt, oder ob die Gemeinde selbst die Struktur führen kann, ist alles noch völlig unklar. Es ist ein längerer Prozess, aber in den nächsten Jahren sollte sich schon wieder etwas tun bei diesem Areal. 

Der Plan einen neuen Recyclinghof am „Fix“-Areal zu errichten, wurde verworfen. Ergaben sich hierfür neue Möglichkeiten? 

Auch hier laufen Gespräche, Details können aber noch nicht genannt werden. Der Recyclinghof muss jedenfalls erneuert werden, derzeit steht eine Erweiterung in Aussicht.

Ein weiteres großes Thema ist der Marmor. Das Vorkommen im Weißwasserbruch, wo derzeit der Marmor abgebaut wird, gilt als bald erschöpft. Findet man eine Lösung? 

Wir sind auf dem Weg dahin. Die Situation war und ist nicht einfach. Wir alle –
sprich die Gemeinde Laas, die Eigenverwaltung Bürgerlicher Nutzungsrechte Laas und die Lechner Gruppe (Lasa Marmo GmbH und Lechner Marmor AG) – sind aber bestrebt, Lösungen zu finden. Ziel ist es, neue Marmorvorkommen zu erschließen. Im Weißwasserbruch, der im Besitz der Eigenverwaltung ist, werden Probebohrungen durchgeführt, genauso im Nesselwandbruch, der ebenfalls der Fraktion gehört. Ab Frühjahr, sobald es die Witterung zulässt, soll es in Zusammenarbeit mit den Landesämtern soweit sein. Auch bei der Jennwand (Anm.: Hierbei gehören 75 Prozent der Marmorgewinnungsrechte der Lechner Marmor AG und 25 Prozent dem Laaser Bürger Reinhold Tappeiner) wurden Erschließungsvarianten geprüft. Innerhalb des Gemeindegebietes erwiesen sich die Varianten aufgrund des steilen Geländes als schwierig und kostenintensiv. Aus technischer Sicht umsetzbar wären aber zwei Varianten, die über den Grund der benachbarten Gemeinde Schlanders führen. 

Neben Marmor sind auch Marillen ein Thema. Wie lief die vergangene Ernte?

Der Begriff Marmor und Marillen hat sich etabliert und ist bekannt. Die Vinschger Marille ist eine wunderbare Frucht, aber auch sehr sensibel. Wenn es im Frühjahr bei der Blüte kalt ist, dann gibt es Probleme mit der Erntemenge. Dies war in diesem Jahr leider der Fall. Die Ernte fiel bedeutend geringer aus als in den vergangenen Jahren. Hoffen wir, dass es im kommenden Jahr wieder besser wird. 

Was bedeutet die Landwirtschaft generell für Laas? 

Die Landwirtschaft ist ein wichtiger Wirtschaftszweig. In erster Linie wird Obstanbau betrieben, Viehbauern gibt es noch einzelne, auf den Höfen sowie vereinzelt im Dorf. Der Großteil hat sich aber natürlich auf den Apfelanbau konzentriert. Aber auch Gemüse wird produziert, wie etwa Blumenkohl. Zudem findet man weitere Nischenkulturen, wie Kirschen, vor. 

Als Tourismushochburg gilt Laas hingegen nicht unbedingt. 

Laas war noch nie ein Tourismusdorf. Wir haben rund 400 Betten. Auch früher waren es kaum mehr. Laas hätte natürlich jede Menge touristisches Potenzial. Es gibt zig Freizeit- und Wandermöglichkeiten, wir haben ein relativ unberührtes Laaser Tal, es gibt viele Kulturmöglichkeiten etc. Wir haben zudem den international bekannten Marmor als Anziehungsmagnet – wobei sich dies derzeit vor allem auf Tagestouristen beschränkt. Hierbei könnte sicherlich über andere Vermarktungsmöglichkeiten nachgedacht werden. In Laas gab es seitens der Bevölkerung aber auch nie den Wunsch nach viel Tourismus. Sollte es jedoch konkrete Vorhaben geben, wäre hinsichtlich des Bettenkontingents in einer strukturschwachen Gemeinde wie Laas sicher etwas möglich. 

Wie geht es Handwerk und Industrie in Ihrer Gemeinde? 

Mit der HOPPE haben wir ein Aushängeschild in Sachen Industrie, ebenso wie mit der Firma Lasa Marmo. Generell haben wir kleine aber feine Handwerkerzonen mit einigen engagierten Klein- und Mittelbetrieben. Größtenteils handelt es sich dabei um traditionelle Familienbetriebe, die qualitativ hochwertige Arbeit liefern. Leider hat heutzutage so gut wie jeder Betrieb mit Fachkräftemangel zu kämpfen. Auch die ausufernde Bürokratie wird ein immer größeres Problem, insbesondere für Kleinbetriebe. Man sieht es ja in den öffentlichen Verwaltungen, was für Ausschreibungen etc. mittlerweile alles nötig ist und welch ein Aufwand betrieben werden muss. Bei kleineren Betrieben ist es nochmals schwieriger, die leiden extrem darunter. 

Was steht in dieser Verwaltungsperiode noch an? 

Es gibt noch einiges zu tun. Die Vinschgaustraße muss abgeschlossen werden. Auch beim Zivilschutzzentrum Eyrs muss es weitergehen. Die Planungsarbeiten der Etschbrücke in Laas müssen ausgeschrieben werden. Und im Frühjahr starten wir intensiv mit dem Gemeindeentwicklungsprogramm. 

Michael Andres

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