Für Integration muss man sich entscheiden

Publiziert in 43 / 2015 - Erschienen am 2. Dezember 2015
Personen aus 138 Ländern sind in Südtirols Gemeinden gemeldet. Die „Koordinierungsstelle für Integration“ sieht Handlungsbedarf. Naturns - Die Integration kann man nicht vorschreiben, man kann sich nur dafür entscheiden. So lautete verkürzt der Einstiegsgedanke zu einem „World-Café“ im Rathaus von Naturns. Die bewährte Form, wie in einem Café-Haus zu diskutieren, Probleme aufzuzeigen und Lösungsmöglichkeiten zu suchen, wurde bei einer Informationsveranstaltung für Gemeindevertreter praktiziert. Vier Jahre nach Verabschiedung des „Landesgesetzes zur Integration ausländischer Bürgerinnen und Bürger“ ging die dazu geschaffene „Koordinierungsstelle für Integration“ in die Peripherie. Nach dem Pustertal informierten Ressortdirektorin Vera Nicolussi-Leck mit Mitarbeitern und Moderatorin Evi Keifl die zuständigen Referenten der Gemeinden im westlichen Etschtal, sozusagen im „geographischen Vinschgau“. Nach dem informellen Auftakt ging man im „Welt-Café“ an sechs Tischen auf sechs Handlungsfeldern zur Sache. Es ging um die Fragen, wie ein Miteinander entstehen könnte, wie sich Sprachkenntnisse und Bildung vermitteln lassen, wie der Zugang zu Freizeiteinrichtungen erleichtert und gefördert werden kann, welche Rahmenbedingungen Politik und Verwaltung schaffen sollten, wie nachbarschaftliche Beziehungen im Alltag und am Arbeitsplatz entstehen und wie Arbeitgeber die Fähigkeiten der neuen Mitbürger einsetzen könnten. Jeder Teilnehmer - es waren mit Abstand mehr Teilnehmerinnen - hatte die Möglichkeit, sich an drei Tischen zu drei Fragen einzubringen. Am Ende wurden die Kerngedanken der 20-Minuten-Diskussionen mündlich und schriftlich vom „Gastgeber“ bekannt gegeben. Durch alle Gruppen zog sich die Einsicht durch, dass es ohne Sprache kein Miteinander geben könne. Konkrete Begegnungsmöglichkeiten müssten geschaffen werden - bei beidseitiger Bereitschaft. Die besten Ideen, Sprache und Bildung zu vermitteln, seien nutzlose Selbstläufer, wenn kein Geld da ist, sie zu realisieren, meinte als „Gastgeber“ Robert Asam aus Meran - und wenn die Sprach-Mediatoren nicht ernst genommen würden, ergänzte Nada Khan, aus Pakistan. Voraussetzung, in Vereine integriert zu werden, sei die Anerkennung von Regeln und Gesetzen. Die Verwalter sollten sich um Netzwerkarbeit bemühen; sie sollten die Integrationsbeauftragten ausbilden und die Grundlagen einer Nachqualifizierung für Erwachsene schaffen. Das konkrete Miteinander sei nur durch organisierte Projekte vor Ort und durch migrationserfahrene Menschen als Brückenbauer möglich. Plattformen zur Vermittlung von Arbeitskräften, kompetente Betreuung und Ausbildung war eine Forderung der Unternehmer. Im Welt-Café saßen die zuständigen Referenten der Gemeinden Naturns, Kastelbell-Tschars, Latsch, Schlanders, Laas, Prad, Mals und Taufers im Münstertal. s
Günther Schöpf

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