Bei der biologischen Bekämpfung des Kiefernprozessionsspinners am 1. März 2022.
Bei der biologischen Bekämpfung des Kiefernprozessionsspinners am 1. März 2022.
Bei der biologischen Bekämpfung des Kiefernprozessionsspinners am 1. März 2022.

Forstdienst rückt den „Spinnern“ zu Leibe

Publiziert in 17 / 2023 - Erschienen am 26. September 2023

Vinschgau - Nach dem starken Auftreten des Kiefernprozessionsspinners im vergangenen Jahr weist auch für den kommenden Winter und für das Frühjahr 2024 wieder alles auf einen massiven Befall hin. Am 26. September hat daher eine Bekämpfungsaktion in den Gemeinden Schlanders, Latsch, Laas, und Schluderns begonnen. Der Einsatz wird mehrere Tage dauern, da im Jänner 2023 auf mehr als 900 Hektar ein starker Befall festgestellt worden ist. Der Prozessionsspinner ist eine mediterrane Falterart, die in Südtirol zu den bedeutendsten Forstinsekten zählt. Typisch sind die auffälligen weißen Raupen-Gespinstnester in den Kronen und an den Astenden der Bäume - vor allem Kiefern -, die auf den Befall hinweisen. Die Raupen des Prozessionsspinners ernähren sich von den Nadeln der Kiefer und schwächen diese dadurch. In der Regel sterben die Bäume aber nicht ab, weisen aber erhebliche Fraßschäden und Verfärbungen auf. Außerdem sind die sogenannten Brennhaare dieser Forstschädlinge für den Menschen giftig und können unangenehme Reaktionen hervorrufen. Die Symptome reichen von Juckreiz über Hautreizungen bis hin zu möglichen Schleimhautentzündungen oder asthmatischen Beschwerden. Die Trockenheit des Jahres 2022 hat - zusammen mit auftretenden Kiefernborkenkäfern und teils flächigem Diplodia-Schadpilzbefall - neben den Fraßschäden der Prozessionsspinner-Larven den Kiefernwäldern stark zugesetzt und im Spätwinter die Föhrenwälder auf der Sonnenseite flächig verfärbt. Zwar sind die typischen weißen Gespinstnester im September noch nicht sichtbar, aufgrund der sehr hohen Anzahl von Initialgespinstnestern pro Baum kann aber von einer Ausdehnung des Befalles ausgegangen werden. Zusätzliche Flächen in Seitentälern und in immer höheren Lagen werden vom Prozessionsspinner befallen. Seit dem 26. September wird von einem Hubschrauber aus das biologische Präparat „Bacillus thuringiensis“ auf die betroffenen Wälder verteilt. Ausgeführt wird die Bekämpfung vom Südtiroler Forstdienst, in Abstimmung mit der Universität Padova und mit Genehmigung des Ministeriums. Das verwendete Mittel ist für Mensch und Tier nicht schädlich, es entwickelt erst im Verdauungstrakt der Raupen seine Giftigkeit, nachdem die Raupen die Nadeln der Kiefern gefressen haben. Das biologische Bekämpfungsmittel baut sich innerhalb weniger Tage ab. Eine Behandlung im Herbst hat den Vorteil, dass die Raupen noch sehr klein sind und daher die Konzentration des Präparates geringer sein kann. Außerdem führt ein frühes Absterben der Raupen zu insgesamt weniger Fraßschäden. Die Dezimierung der Prozessionsspinner-Larven hilft, die unter Druck stehenden Wälder auf trockenen Standorten der tiefen Lagen zu stabilisieren, damit sie weiterhin ihre Schutzfunktion leisten können und damit Personen und Haustiere weniger in Kontakt mit den Raupen kommen. Als mittel- und langfristige Lösung arbeitet der Forstdienst an der Umwandlung der Kiefernwälder in strukturreiche, laubholzreiche Mischwälder.

Redaktion

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