Eine heimliche Liebe war die Filmerei. Sogar sein Krankenzimmer soll Walter gefilmt haben.
Auch von seiner letzten Ruhestätte aus hat Walter Schloss Lichtenberg im Auge.

Er hat nun den besseren Überblick

Publiziert in 28 / 2020 - Erschienen am 25. August 2020

Lichtenberg/Latsch - Erfahren hab ich es in der Schlanderser Fußgängerzone, bei einem Einkauf am 19. Mai. Es war ein Schock. Ich musste mir den Mundschutz aus dem Gesicht ziehen, tief Luft holen und nachfragen. Weil ich es einfach nicht glauben wollte: Walter Gamper sei gestorben. Walter Gamper aus Latsch, 1958 geboren und seit 1997 mit seiner Familie in Lichtenberg, Gemeinde Prad, wohnhaft. Mit Blick auf die gewaltigen Mauern von Schloss Lichtenberg. Das kann nicht sein, das darf nicht sein. Er hat sich doch so auf seine neue Aufgabe gefreut. Er hatte wenige Monate zuvor von einer neuen Lebensphase gesprochen, von einer Berufung. Man wolle ihn beauftragen, der Adelsburg neues Leben einzuhauchen. Damals – am Fuße der Burg - stellte er sich verschmitzt lächelnd als „zukünftiger Schlossmanager“ vor. Kurz vor Jahreswechsel war es auch offiziell: Walter Gamper wurde vom Kuratorium Schloss Lichtenberg als Projektleiter eingesetzt und sollte zusammen mit dem Bürgermeister Veranstaltungen und Führungen koordinieren. Am Telefon hat er es mir mehrmals bestätigt, wie sehr er sich auf diese, seine neue Aufgabe freue. Am 1. März hat er mir Bilder vom Scheibenschlagen am Burgberg geschickt, dazu - typisch Walter - das Emoji mit der Faust und dem hochgereckten Daumen. Ab dem 30. März haben sich dann für viele Wochen die Krankenhaustore hinter ihm geschlossen. In der Corona-Zeit. Es schmerzt jetzt noch, sich den humorvollen und umgänglichen Walter in dieser kontaktlosen Zeit vorzustellen. So bleibt mir, seiner Frau Sieglinde mit Sohn Alin und Tochter Mara, seiner Schwester Lotte, seinen Enkelinnen und allen, die ihn kannten, nur die Erinnerung. Es bleibt der Marketingfachmann Walter Gamper, der einfallsreiche Graphiker, der das Bild der einstigen Latscher Zeitung geprägt hat und der mit seiner Firma ProDucta den Kaufleuten und Handwerkern im Vinschgau in den frühen 90er-Jahren griffige Ideen geliefert hat. Eines ist sicher: Der Judoka, Feng Shui-Berater und Qi Gong-Lehrer Walter Gamper hat jetzt einen viel besseren Überblick über seine Burg. Er wird sie im Auge behalten.

Günther Schöpf

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