Entmündigungslösung

Publiziert in 17 / 2016 - Erschienen am 4. Mai 2016
Manche Meldungen erscheinen zunächst als verspäteter Aprilscherz. „Mit [...] blinkenden LED-Leuchten will man dafür sorgen, dass Passanten auch dann das rote Ampel-Signal sehen, wenn der Blick zum Boden gerichtet ist.“ Augsburg will Bompeln (= Boden-Ampeln) einführen, weil immer mehr Menschen mit ständig gesenktem Blick auf das Smartphone zur Gefahr im Straßenverkehr werden. Da ist natürlich die Frage erlaubt, ob nicht ein bisschen mehr Erziehung zu Eigenverantwortung besser wäre, als für jedes diskus­sionswürdige Verhalten eine Lösung zu ersinnen. In Köln – auch das kein Aprilscherz – machen an Kreuzungen sogar rot und grün gekleidete Pantomimen die Menschen darauf aufmerksam, dass die Verkehrsregeln auch für sie gelten. Auf der anderen Seite ergeben sich daraus neue Möglichkeiten. Wer gegen 18 Uhr im Zug von Bozen in Richtung Vinschgau sitzt, weiß, dass ganze Waggone mit zugestöpselten Fahrgästen gefüllt sind. Man könnte z.B. Haltestellenansagen direkt in den Kopfhörer einspeisen oder auch Hinweise, wann die Toilette frei ist – oder nachfragen, ob es nicht Zeit fürs Töpfchen wäre.z
Christian Zelger

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