Mit der Handkolbenpumpe aus dem Jahr 1888 führten Ehrenmitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Tschengls und Mitglieder außer Dienst vor, wie der Dorfbrand von 1924 bekämpft wurde.
Die Gedenktafel ist enthüllt (v.l.): Gilbert Riedl (Fraktionspräsident und Kommandant-Stellvertreter), Alexander Januth (Zeichner), Philipp Ladurner (Direktor der Raika Laas), Verena Tröger (Bürgermeisterin) und Florian Peer (Kommandant).
Die Musikkapelle Tschengls umrahmte die Gedenkfeier mit besonderen Musikstücken.
So sah es in Tschengls nach dem Dorfbrand von 1924 aus.
Herbert Raffeiner blickte auf den Dorfbrand zurück.

„Eiskalt und scharfer Oberwind“

Besondere Gedenkfeier in Erinnerung an den Dorfbrand, bei dem vor 100 Jahren rund ein Drittel des Dorfes Tschengls zerstört wurde. 

Publiziert in 8 / 2024 - Erschienen am 23. April 2024

Tschengls - Trotz kühler Temperatur und teils starken Windes haben sich am Abend des 18. April viele Tschenglserinnen und Tschenglser sowie Leute aus Nachbarorten am „Goasplatz“ in Tschengls versammelt. An genau jenem Ort, wo am 17. April vor 100 Jahren noch die Grundschule gestanden hatte. Am Tag danach, am 18. April 1924, brannten die Schule, mehrere Wohngebäude, Stallungen und Städel, das Gemeindehaus, die Feuerwehrhalle und die Kirche ab. Menschen kamen beim Dorfbrand zum Glück keine ums Leben, „aber 42 Leute aus 12 Familien unseres Dorfes wurden obdachlos“, sagte Florian Peer, der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Tschengls, die im Andenken an den Dorfbrand, zu dem es auf den Tag genau vor 100 Jahren gekommen war, zu einer besonderen Veranstaltung eingeladen hatte. Das Wetter am vergangenen 18. April war zwar unfreundlich, hat aber dazu beigetragen, dass sich die vielen Anwesenden besser in die Geschehnisse zurückversetzen konnten, die sich am 18. April vor 100 Jahren zugetragen hatten. „Es war Karfreitag, eiskalt und es wehte ein scharfer Oberwind“, sagte Herbert Raffeiner. Der Historiker und Dorfchronist, seines Zeichens auch Ehrenmitglied der Feuerwehr Tschengls, wartete mit viel Wissenswertem und zahlreichen Details zum Dorfbrand von 1924 auf. Ausgebrochen ist die Feuersbrunst gegen 17 Uhr im Stadel des Josef Gamper (Loch). Die Ursache war vermutlich ein Missgeschick: Bei der Arbeit im Stadel soll ein „Reggl“ (Pfeife) zu Boden gefallen sein. 

Viele Feuerwehren eilten herbei

Um gegen das Feuer, das sich aufgrund des starken Windes rasch in einem Bogen bis hin zur Kirche im Osten des Dorfes ausbreitete, anzukämpfen, kamen der Tschenglser Wehr auch die Feuerwehren von Eyrs, Tanas, Prad, Laas, Schluderns, Lichtenberg, Glurns, Kortsch, Laatsch, Schleis, Mals, Schlanders und Göflan zu Hilfe. Ohne den Einsatz derart vieler Wehren hätte der Dorfbrand noch weit schlimmere Folgen haben können. Wie in der 2015 herausgebrachten Festschrift zum 125-jährigen Bestandsjubiläum der Freiwilligen Feuerwehr Tschengls nachzulesen ist, hat Ignaz Kobler, der damalige Kommandant der Feuerwehr, Franz Perfler zum Wasserreservoir geschickt, um mehr Wasser ins Dorf zu leiten. In der Aufregung soll er die Leitungen aber nicht geöffnet, sondern geschlossen haben. Auch an die Not der obdachlos gewordenen Familien erinnerte Raffeiner und an den mühsamen und schwierigen Wiederaufbau, bei dem Pfarrer Michael Leitner eine maßgebliche Rolle spielte. Tschengls war bereits 1885 von einem verheerenderen Brand heimgesucht worden. Raffeiner: „Damals wurden rund zwei Drittel des Dorfes zerstört, beim Brand von 1924 rund ein Drittel.“

Theaterszenen und Schauübung

Anschaulich in den Dorfbrand und in das Leben in Tschengls vor und unmittelbar nach dem Karfreitag 1924 eingeführt wurden die Anwesenden von der Heimatbühne Tschengls unter der Regie von Martin Spechtenhauser mit zwei selbstgeschriebenen Theaterszenen. Ehrenmitglieder der Feuerwehr Tschengls und Mitglieder außer Dienst führten mit einer Schauübung vor, wie man vor 100 Jahren gegen den Dorfbrand ankämpfte. Eingesetzt wurde dabei die Handkolbenpumpe aus dem Jahr 1888, die beim Dorfbrand 1924 nur deshalb nicht ein Opfer der Flammen wurde, weil sie zur Bekämpfung des Feuers aus der Halle - damals sagte man „Spritzenhaus“ - geholt worden war.

Gedenktafel

Zu den Höhepunkten der einzigartigen Gedenkveranstaltung gehörte die Enthüllung einer Gedenktafel. Angefertigt hat die Bronzetafel nicht zufällig die Firma Grassmayr in Innsbruck, denn von dieser Firma hatte die Feuerwehr Tschengls 1888 auch die genannte Handpumpe bezogen. Die Tafel entstand auf der Grundlage einer Zeichnung von Alexander Januth, die das Dorf Tschengls nach dem Dorfbrand von 1924 zeigt. Wie Florian Peer ankündigte, wird die Tafel im Zuge eines Straßenerneuerungsprojektes beim „Beigortn“ eine feste Bleibe finden. Einen besonderen Dank zollte der Kommandant der Gemeinde Laas, der Fraktion Tschengls und der Raiffeisenkasse Laas für die finanzielle Unterstützung bei der Anschaffung der Tafel. Speziell bedankt hat sich der Kommandant auch bei der Heimatbühne Tschengls, den FF-Mitgliedern außer Dienst, der Musikkapelle Tschengls, die den Abend würdevoll und emotional mitgestaltete, beim „Tuiflverein“ von Lichtenberg für die besonderen Lichteffekte und bei weiteren Personen, die zum Gelingen der besonderen Gedenkveranstaltung beitragen haben. Die Bürgermeisterin Verena Tröger und Roman Horrer, der Präsident des Bezirksfeuerwehrverbandes Untervinschgau, sprachen in ihren Grußworten von einer beeindruckenden und ergreifenden Gedenkfeier und sprachen der Feuerwehr Tschengls und allen Mitwirkenden ein großes Lob aus. Laut Herbert Raffeiner ist es der Feuerwehr mit der Gedenkfeier gelungen, „den Faden zur Geschichte neu aufzunehmen.“ Abgeschlossen wurde die Veranstaltung bei Brennsuppe, „Riebl“, Brunnenwasser und etwas „Leps“.

Josef Laner

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