Einsame Jugend: Jugenddienste schlagen Alarm

Publiziert in 6 / 2022 - Erschienen am 29. März 2022

Vinschgau - „Die Jugendzeit gleicht einer Achterbahnfahrt: auf einen guten Tag folgen Tage zum Vergessen. Durch die Pandemie hat das Leben einen Einschnitt erlitten, nicht nur für junge Menschen. Schon kommt mit dem Krieg in der Ukraine die nächste Krise auf uns zu, obwohl die vorherige nicht einmal ansatzweise verdaut ist. Vielen jungen Menschen wird jetzt erst bewusst, dass sie zwei Jahre ihrer Jugend verloren haben, eine Zeit des Träumens, Ausprobierens und Lernens für das Leben.“ Das schreiben die Jugenddienste Obervinschgau und Mittelvinschgau in einer Pressemitteilung. Jung sein sei wohl schon lange nicht mehr so schwierig gewesen wie aktuell. Um diese besonders ruppige Achterbahnfahrt zu bestehen, „brauchen junge Menschen Vorbilder und Bezugspersonen an ihrer Seite. In dieser Zeit des Loslösens vom Elternhaus kommt dieses Beziehungsangebot neben der Clique sehr oft aus der Jugendarbeit.“ Die Jugendarbeit habe zurzeit aber selbst mit zahlreichen Problemen zu kämpfen: „Die Vereinswelt steht nach zwei Jahren vor einem großen Umbruch und teilweise noch immer still. Die Jugendtreffs und Jugendzentren sind aufgrund der Green-Paas-Regelung in Ihrer Tätigkeit stark eingeschränkt. Ein Hauptproblem ist vielerorts jedoch ein anderes: Es fehlen berufliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“

Geschlossene Treffs

Der Jugendtreff Citytreff in Glurns muss seit Anfang des Jahres ohne hauptberuflichen Jugendarbeiter auskommen. Der Jugendtreff Chillhouse in Stilfs teilt dasselbe Schicksal seit März und im Jugendzentrum Schlanders sind die Stellen seit Jänner nur zur Hälfte besetzt. Zurzeit stellen die ehrenamtlichen Vorstände immerhin die Räumlichkeit den Jugendlichen zur Verfügung. „Glurns, Stilfs und Schlanders bleiben keine Einzelfälle“, weiß man in den Jugenddiensten Obervinschgau und Mittelvinschgau. Seit einem Jahr wurden laufend offene Stellen ausgeschrieben, jedoch ohne Erfolg. „Wir suchen Vorbilder, Menschen die mitten im Leben stehen und geschickt sind im Umgang mit jungen Menschen. Eine sozialpädagogische Ausbildung ist wünschenswert, wir verfügen jedoch auch über ein eigenes Entwicklungsprogramm“, beschreibt Michael Kneissl, Geschäftsführer im Jugenddienst Mittelvinschgau, die Anforderungen. Ähnlich prekär sei die Lage auch bei der Mobilen Jugendarbeit Vinschgau. Seit Ende 2019 gibt es nun diese Einrichtung, die seit Beginn an mit Personalengpässen kämpft. „Die Vinschger können sich noch nichts unter Mobiler Jugendarbeit vorstellen, denn sonst würden wir uns vermutlich nicht vor Bewerbungen retten können,“ ist Tobias Stecher von der Attraktivität der Jugendarbeit überzeugt. „Hinter einer offenen Stelle stehen immer auch junge Menschen, die alleine gelassen werden“ bringen es die Jugenddienste auf dem Punkt. Interessierte finden Infos unter job.jugenddienst.it oder telefonisch unter 377 3200001. Bewerberinnen und Bewerber können den QR-Code im Bild nutzen.

Redaktion

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