Eine Meisterleistung der Generationen …
… war das Anlegen der Waale und deren Verwendung im Oberen Vinschgau.
Burgeis - Die globale Wertschätzung der Generationen übergreifenden Gemeinschaftsaktion „Wiesnwassern“ in mehreren Ländern und Landschaften Europas hatte zur Eintragung in die Liste des Immateriellen Kulturerbes durch die UNESCO geführt. Die geschah am 5. Dezember 2023 in Kesane, einer Kleinstadt in Botswana. Die Südtiroler feierten die Anerkennung am 25. Mai 2024 mit Tagungen, Referaten, Vorführungen durch die Waaler, Führungen an Kulturstätten und einem Fest mit Umzug. Es war wieder Bürgermeister Josef Thurner, der die Veranstaltung eröffnete, die Ehrengäste begrüßte und zusammen mit Claudia Plaikner, Obfrau des Landesverbandes der Heimatpfleger, auf dem Treppenaufgang zum historischen Gasthaus Mohrenwirt eine Reihe von Beteiligten ehrte, ihnen symbolisch dankte und dazu meinte: „Es geht nicht darum, dass man Entwicklungen verhindert, sondern Entwicklungen begleitet.“ An dieser Stelle sei der lange Atem der Beteiligten gewürdigt. Die Entwicklung zum Weltkulturerbe ist – wie wir wissen – im Juli 2019 in einem Tauferer Keller angedacht worden (siehe Beitrag auf der nächsten Seite). Im Winter 2020/2021 wurde ein 36 Seiten umfassender Bericht, ein Dossier, ausgearbeitet. Am 31. Mai 2021 wurde der Bewerbungsvorschlag bei der nationalen Beobachtungsstelle (Vertreter der Regierung und Fachleute der Universität Florenz) genehmigt. Am 2. September 2021 wurde das „Dossier di candidatura“ in ein „nationales Register“ aufgenommen. Am 27. Dezember erließ das Ministerium für Landwirtschaft ein Dekret zum Eintragen der „traditionellen Bewässerung“ auf der Malser Haide. Im März 2022 wurde die Kandidatur unter dem Titel „Traditional Irrigation: Knowledge, technique and organization“ beim Sitz der Unesco in Paris eingereicht. Am 5. Dezember 2023 war es so weit, das „Wiesnwassern“ wurde zum immateriellen Weltkulturerbe. Claudia Plaikner hatte es bei der Hauptversammlung ihres Verbandes am Vortag mehrfach betont: „Die Aufnahme in die UNESCO-Liste ist in erster Linie Ehrung und Anerkennung für harte Arbeit und Wissen der Bauern.“ Sie habe ideellen, aber auch einen hohen ökologischen Wert, sei aber nur ein Titel und kein Schutzstatus. Ehrung und Anerkennung wurden auf dem Brunnenplatz in Burgeis symbolisch, aber doch sichtbar umgesetzt. Obfrau Plaikner und Florian Trojer, Geschäftsführer des HPV, erinnerten an die Verdienste von Roland Peer, Gründer des Heimatpflegevereins Mals. Als posthume Ehrung wurde dessen Sohn Tobias eine Erinnerungsplakette überreicht. Trojer ging auf eine 56 Seiten umfassende Broschüre unter dem Titel „Wiesnwassern“ ein, gemeinsam herausgegeben von Heimatpflegeverband und der Marktgemeinde Mals. Die Broschüre enthält Wissenswertes über die Tradition der Bewässerung, geht auf die Geschichte der Waale ein, auf das Regelwerk und auf die Arbeit des Waalers. Alles stehe und falle mit den Bauern und Waalern, stellte Obfrau Plaikner fest. „Daher wollen wir sie heute in den Mittelpunkt stellen und ehren. Als Präsident des Bodenverbesserungskonsortiums durfte Peter Moriggl auf die Mohrenwirtstreppe und prägte den Ausdruck: „Waale sind unser aller Lebensader“. Es folgten Urban Telser, Ortsobmann Bauernbund, Evi Fabi, FF-Kdt.in und Mitglied des Konsortiums, Josef Blaas, Oberwaaler, Otto Jochberger, der Mann mit der Wasserhaue, Manuel Telser, Karl Felderer, Werner Baldauf, Sebastian Waldner, Gregor Moriggl und der derzeitige Verantwortliche für Töschg- und Nui-Waal Engelbert Patscheider. Ein Höhepunkt der Veranstaltung war das Bewässern eines Baumes durch die Vertreter der 12 Trägerschaften, die symbolisch ihr eigenes Wasser mitgebracht hatten. Die Niederlande waren die ersten, es folgten Belgien, die belgischen Ardennen, Luxemburg, die Queich-Wiesen in Deutschland, eine der größten Flächen in Europa, die Bewässerung in Franken (D), im Inntal (Tiroler Oberland), im Wiener Becken (Theresienfeld), im Oberaargau und Wallis (beide Schweiz). Peter Moriggl und Urban Telser waren die Männer der Stunde; sie durften den Burgeiser Baum begießen. Die Trägerschaft Franken überreichte als Gastgeschenk dem Malser Bürgermeister einen Apfelbaum, der mit 7 alten Sorten veredelt worden war. Die Veranstaltung endete mit kurzen Stellungnahmen, zuerst des Landwirtschaftslandesrates Peter Brunner und danach seines Vorgängers Arnold Schuler.