Ein „Stück Laas“ lebt neu auf
Reinhold Tappeiner holt den geschichtsträchtigen Lechner-Werkplatz aus dem Staub der Vergangenheit.
Laas - „Was wäre Laas ohne den Marmor, was ist Laas mit dem Marmor?“ Mit diesen Worten hieß der Künstler Reinhold Tappeiner am 11. Juni die große Menschenschar willkommen, die sich zur Eröffnung von Ateliers und einer besonderen Ausstellung an einem besonderen Ort eingefunden hatte. Der Ort ist der Lechner-Werkplatz in der Zaingasse 2/B. Rund 60 Menschen haben um 1900 in den Werkstätten von Josef Lechner, dem Urgroßvater von Reinhold Tappeiner, gearbeitet. Weitere 40 Personen beschäftige der „Marmor-Lechner“, der aus Parnetz stammende Gründer der „Marmor-Dynastie“ Lechner, in den Brüchen. 1906 begann er mit dem Abbau im Weißwasserbruch. 1920 übernahm Josef Lechner Junior den Betrieb. Nach dem Ersten Weltkrieg war es mit den goldenen Zeiten des Marmors vorbei. Lechner verlor die Abbaurechte im Weißwasserbruch und musste auf die Jennwand-Brüche ausweichen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Abbau an der Jennwand nicht mehr fortgesetzt.
„Verstaubtes Museum“
„Die Werkstätten wurden zum verstaubten Museum, zum Abstellraum und zum Schafstall“, führte Reinhold Tappeiner aus. Es arbeiteten nur mehr wenige Bildhauer in den Werkstätten. Später standen sie jahrzehntelang leer, viele Modelle und Werkzeuge sind „verschwunden“. Für Reinhold Tappeiner ist der Werkplatz aber immer etwas Besonderes geblieben: „Ich bin hier aufgewachsen und spürte immer die Aura der alten Zeit, als die Bildhauer noch hier arbeiteten.“ Von den Modellen, Zeichnungen und Bildern im Lechnerhaus sei er bis heute fasziniert, ebenso von den Gipsfragmenten in den Werkstätten, von den zurückgebliebenen Denkmälern und Grabsteinen. Vor und 3 Jahren begann Reinhold Tappeiner, die Werkstätten vom Müll zu befreien und die Modelle zu restaurieren. Die untere Bildhauerwerkstatt musste er fast gänzlich neu bauen, wobei die Konstruktion des Bauwerks beibehalten wurde. Die obere Werkstatt hat der Künstler vor dem Verfall gerettet und den „Spaccio“ hat er renoviert. Bei der bis zum 15. Juni zugänglichen Ausstellung „Historie - Köpfe - Hommage“ in den neuen bzw. renovierten Ateliers steht aber nicht so sehr die Marmorgeschichte im Mittelpunkt, „sondern die Geschichte der Menschen, die hier gelebt und Großartiges geleistet haben.“ Zu sehen sind historische Fotos der Familie Lechner, aber auch alte Modelle und Werkzeuge. In die Gegenwart zurückversetzt werden die Besucher im „Spaccio“, wo Reinhold Tappeiner Werke seiner Serie „Caput“ zeigt. Schon seit Jahren konzentriert er sich in seiner künstlerischen Arbeit auf das Thema Kopf bzw. Angesicht. Er versuche, „mit der Reduktion zum Wesentlichen, zum Kern vorzudringen.“
„Ort für Kunst und Kultur“
Der Lechner-Werkplatz mit den Ateliers soll wieder ein Ort der Begegnung und des Austausches werden und ein Ort für Kunst und Kultur: das ist der große Wunsch des Künstlers. Dass es ihm mit der Ausstellung gelungen ist, einen ersten und großen Schritt in diese Richtung zu gehen, bestätigten bei der Eröffnung nicht nur die Bürgermeisterin Verena Tröger und Wilfried Stimpfl im Namen des Bildungsausschusses, der die Ausstellung mitgetragen und mitorganisiert hat, sondern auch viele Kunstschaffende aus nah und fern. Reinholds Schwester Isolde dankte ihrem Bruder für den unermüdlichen Einsatz für die Wiederbelebung dieses Ortes. Laut der Bürgermeisterin sei es Reinhold Tappeiner gelungen, mit viel Herzblut, Hingabe und Liebe zum Detail ein „Stück Laas“ zu neuem Leben zu erwecken. Besonders beeindruckend sei die Symbiose früherer Kunst mit zeitgenössischen Werken. Musikalisch umrahmt wurde die Ausstellungseröffnung von Michaela Schölzhorn an der Gitarre.