Brigadegeneral Roberto Riccardi, Major Marco Issenmann und Johanna Herbst (v.l.).
BM Dieter Pinggera, Landesrätin Ulli Mair und Bezirkspräsidentin Roselinde Gunsch (v.l.).
Der neue Raum.
Lisa Ratschiller

„Ein Raum für sich allein“

Schutzraum in Carabinieri-Kaserne Schlanders eingerichtet.

Publiziert in 12 / 2024 - Erschienen am 2. Juli 2024

SCHLANDERS - Sie sind quasi leider an der Tagesordnung: Fälle von Gewalt gegen Frauen. Auch im Vinschgau. „Codice Rosso“ heißt es dann, wenn es um Maßnahmen gegen geschlechtsbezogene und häusliche Gewalt geht. Wird ein Fall als solcher eingestuft, müssen umgehend Maßnahmen ergriffen werden. Unter anderem die schnelle Anhörung. Um eine solche in einem sicheren Umfeld zu gewährleisten, wurde unlängst in der Carabinieri-Kaserne Schlanders ein neuer Anhörungs- bzw. Schutzraum, der „Raum ganz für sich allein“, eingerichtet. Dieser ist einem gemütlichen Wohnzimmer nachempfunden und soll Ruhe und Sicherheit vermitteln, für Kinder gibt es eine Spielecke. Realisiert wurde das Projekt in Zusammenarbeit mit dem Verein Soroptimist Merania. Dabei handelt es sich um eine Frauen-NGO, bestehend aus rund 30 Frauen. Das Team arbeitet unermüdlich daran, die Rechte der Frauen auf lokaler und internationaler Ebene zu fördern. „Gewalt kennt keine Grenzen“, betonte Johanna Herbst, die Präsidentin des Vereins, bei der Vorstellung des Schutzraums. Insbesondere auch in ländlichen Gebieten sei ein solcher von großer Bedeutung. „Hier herrscht ein vertrautes Ambiente“, so Herbst.

„Sicherer Platz und kompetente Personen“

Auch Landesrätin Ulli Mair zeigte sich erfreut: „Ich möchte mich bei allen, die sich an diesem wunderbaren Projekt beteiligten, bedanken. Frauen finden hier einen sicheren Platz und kompetente Personen, die ihnen zuhören“. Als zuständige Landesrätin garantiere sie „für die Zukunft jede erdenkliche Unterstützung für Initiativen wie diese“. Der Schlanderser Bürgermeister Dieter Pinggera erinnerte daran, dass auch im Vinschgau häusliche Gewalt ein großes Thema sei. Es gelte, Opfern in diesen Situationen zu helfen. Der regionale Carabinieri-Kommandant, Brigadegeneral Roberto Riccardi, blickte auf die Vorgeschichte der Schutzgesetze in Italien zurück und nannte Zahlen und Fakten, die klar machen, wie akut das Problem geschlechterspezifischer Gewalt in Italien ist. „Opfer haben Angst und fühlen sich unsicher“, so Riccardi. Umso wichtiger seien Räume wie diese. Dem pflichtete auch Major (Maggiore) Marco Issenmann, Kommandant der Carabinieri-Station in Schlanders, bei.

Opfer können sich rund um die Uhr melden

Stabsfeldwebel Lisa Ratschiller, die aus Martell stammt und in Bruneck stationiert ist, ist für die Carabinieri im Bereich des „Codice Rosso“ zuständig. Sie erklärte dem der Vinschger die Abläufe. Wenn sich ein Opfer häuslicher Gewalt melde, werde es sofort in Sicherheit gebracht und die Schritte den Richtlinien entsprechend durchgeführt. Geschultes Personal kümmere sich um das Opfer. Wenn die Person bereit sei, über die Vorfälle zu sprechen, gebe es eine erste Anhörung. Dies werde protokolliert und könne auch aufgezeichnet werden, damit das Gewaltopfer die Aussagen nicht ständig wiederholen müsse. Auch sei eine Weitervermittlung der Opfer an zuständige Institutionen bzw. an Frauenhäuser etc. möglich. Opfer häuslicher Gewalt können sich rund um die Uhr bei den Carabinieri bzw. über die Notrufnummer 112 melden. Generell sei es wichtig, Anzeige zu erstatten.

Michael Andres

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