Die Künette, durch die der Tschenglser Bach fließt, sollte nach Ansicht der Heimatpfleger rückgebaut bzw. adaptiert werden.

Dorfbegehung in Tschengls

Heimatpflegeverband nimmt alte Traditionen wieder auf.

Publiziert in 14 / 2018 - Erschienen am 17. April 2018

Tschengls - Auf Einladung der Obfrau des Heimatpflegeverbandes, Claudia Plaikner, fand kürzlich in Tschengls gemeinsam mit dem Heimatpflegebezirk Vinschgau eine Dorfbegehung statt, an der u.a. politische und kulturelle Vertreter von Tschengls teilnahmen. Herbert Raffeiner führte einleitend in die Besonderheiten des Ortes ein. Anschließend begleitete er die Teilnehmer durch das Dorf. Der Dorfkern vermittelt mit den engen Gassen und Städeln in unverputzter Steinbauweise ein recht idyllisches Bild. Der Tschenglser Bach teilt das Dorf in zwei Hälften: auf der orographisch rechten Seite befinden sich u.a. die Kirche, das schön sanierte Verwaltungsgebäude der Adeligen von Tschenglsburg sowie die Burg, während auf der linken Seite die meisten Bauernhöfe und das alte Widum stehen. Die Pfarrkirche ist eine Wallfahrtskirche, St. Ottilia liegt im Westen außerhalb der Siedlung und darüber befindet sich die hochmittelalterliche Wehrburg Tschenglsberg. Im Dorfkern stehen auffallend viele Häuser leer. Nach der Schließung des Dorfgasthauses gibt es zum Glück den Kulturwirt Karl Perfler, der das Kulturgasthaus Tschenglsburg führt. Er setzt auf Regionalität und Kultur. Die erste Wohnbauzone in Tschengls wurde realtiv spät (1985) errichtet. Landschaftsprägend sich u.a. typische Vinschger Marillenbäume. Seit den 1980er Jahren wandte man sich in der Talsohle dem intensiven Obstanbau zu. Die Tschenglser Au steht seit 1983 als Biotop unter Naturschutz und bildet einen naturbelassenen Einschub. Auch über Problempunkte und mögliche Aufwertungsmaßnahmen wurde diskutiert. Leerstehende Gebäude sollten vermehrt saniert werden, wobei Glurns als nachahmenswertes Vorbild dienen könnte. Das Motto sollte - auch im Sinne des neuen Gesetzes für Raum und Landschaft - lauten: Nach innen verdichten, nach außen Grund sparen. Zumindest ein Teil des Ortskerns sollte nach Ansicht der Heimatpfleger vom Verkehr befreit werden, „damit auch in Ermangelung eines wirklichen Dorfplatzes Räume für Fußgänger und Orte der Begegnung geschaffen werden können.“ Wünschenswert wäre außerdem ein Rückbau bzw. eine Adaptierung der Künette, „in die der Tschenglser Bach gepresst ist.“ Der notwendige Hochwasserschutz sei bereits durch die hohen Dämme und die zwei großen Rückhaltebecken oberhalb des Dorfes gewährleistet. Die Tradition von Ortsbegehungen, wie sie der Heimatpflegeverband von 1965 bis 1990 regelmäßig organisiert hatte, wurde von der neuen Obfrau Claudia Plaikner wieder aufgenommen. Das Ziel ist es, die Bevölkerung und die Verantwortungsträger vor Ort dafür zu sensibilisieren, was einen Ort attraktiv macht und was nicht. Es geht um Themen wie Baukultur, Ensembleschutz, Ortsbildpflege, Gestaltung der öffentlichen Räume, Friedhofskultur, Lokalgeschichte und vieles mehr.

Redaktion

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