Die beiden Mitgründer Simon Werba (links) und Werner Lamprecht aus Tarsch.
Einfach über App zu bedienen.
So soll das DigniSens-Gerät aussehen.
So soll das DigniSens-Gerät aussehen.

Digitale Hilfe für Pflegebedürftige 

Älteren Menschen ein Stück mehr Lebensqualität geben: Das will ein junger Tarscher mit einer innovativen Idee. 

Publiziert in 28 / 2020 - Erschienen am 25. August 2020

TARSCH - DigniSens nennt sich das Start-up-Unternehmen von Werner Lamprecht. Der aus Tarsch stammende 28-Jährige hat gemeinsam mit vier österreichischen Freunden etwas geplant, was in dieser Form weltweit bisher einzigartig ist. In erster Linie geht es dabei um eine digitale Inkontinenzepisoden-Erkennung für pflegebedürftige Menschen. Zudem helfen Bewegungssensoren bei der Pflege von Demenzkranken. „Alles in einem kleinen Gerät“, erklärt Lamprecht. „Alles begann, als ein Freund vor etwa zwei Jahren Vater wurde“, blickt Lamprecht zurück. Der Tarscher, der seit zehn Jahren in Wien lebt und dort erfolgreich sein Elektronik-Studium beendet hat, und vier weitere technisch versierte Freunde dachten sich, es müsse doch eine Möglichkeit geben, die junge Familie zu unterstützen. „Für alles gibt es eine technische Lösung, wäre es dann nicht auch vorteilhaft automatisch zu wissen, wann die Windel voll ist“, fragten sich Lamprecht und Co. Diese Idee habe sich jedoch schnell zerschlagen, eine Befragung unter frisch gebackenen Eltern habe ergeben, dass diese ohnehin quasi 24 Stunden in der Nähe des Kindes seien und kein Bedarf an einem derartigen Produkt bestehe. Durch einen Bekannten, der im Pflegebereich tätig ist, wurde jedoch schnell klar, dass es bei älteren pflegebedürftigen Menschen durchaus Bedarf an derartigen Hilfsmitteln gibt. „Nach Gesprächen in Heimen und mit Pflegekräften entschieden wir uns dazu, diese Idee zu konkretisieren“, so Lamprecht. 

Produktentwicklung in Vollzeit 

Gesagt, getan. Im Oktober 2019 wurde das Projekt konkret. „Wir wussten, dass es gebraucht wird und wir es entwickeln wollen“, erinnert sich Lamprecht. Mit vier Freunden, allesamt aus Graz, machte sich der 28-jährige Vinschger an die Arbeit. Ende des Jahres 2019 bewarb man sich für ein Förderprogramm der österreichischen Wirtschaftkammer. Dadurch konnten Lamprecht und ein Mitgründer des Projekts sich in Vollzeit um die Entwicklung kümmern, die weiteren drei Mitbegründer in Teilzeit. Bis dato war Lamprecht in Wien bei einem Unternehmen im technischen Bereich tätig. Diesen Job hing er an den Nagel. „Wir stießen zeitmäßig an unsere Grenzen. Nur in Vollzeit war und ist es möglich, die Produktentwicklung voran zu bringen“, weiß der junge Vinschger. Anfang 2020 begann das Team mit der eigentlichen technischen Entwicklung. Davor waren die Jungunternehmer für mehrere Monate immer wieder in Budapest, um sich bei Gesundheitsexperten des Konzerns General Electric Inputs zu holen. Verschiedene Start-up-Programme hatte das junge Team dabei durchgemacht, professionelle Business-Pläne erstellt. 

Tests in Pflegeheimen 

In den vergangenen Monaten wurde das Produkt so gut wie fertiggestellt. „Wir sind nun so weit, dass wir es in Pflegeheimen testen können“, freut sich Lamprecht. Da es ein medizinisches Produkt sei, gebe es viele Auflagen. „Der Zertifizierungsprozess dauert lange“, weiß der 28-Jährige. Man hoffe, das Produkt 2021 auf den Markt bringen zu können. Vorerst müsse es jedoch noch zahlreiche Genehmigungsprozesse durchlaufen. „Wir sind zuversichtlich, dass es klappt. Wir glauben daran, dass das Produkt auf den Markt kommt und ein großer Erfolg wird“, so Lamprecht. Pflegekräfte jedenfalls zeigten sich bereits begeistert von der innovativen Lösung. 

Sensoren und Bewegungsmelder 

Wie das Produkt funktioniert? „Das Gerät wird außen an das Inkontinenzprodukt, also die Pflegewindel, angebracht. Es kommt dabei nicht mit dem Körper in Kontakt. Verschiedene Sensoren erkennen Urin und Stuhl. Die Daten werden an unsere Server versendet“, erklärt Lamprecht. Für die Pfleger gibt es dann drei verschiedene Möglichkeiten: Benachrichtigung mittels App, Information im herkömmlichen Internetbrowser oder in Pflegeheimen eine Benachrichtigung über die dortige Rufanlage. Das DigniSens-Produkt eigne sich somit ideal für Heime, aber auch für Private, etwa wenn Angehörige sich um ihre pflegebedürftigen Senioren zu Hause kümmern. Zudem könne das Gerät auch Personen, die an Demenz erkrankt sind, unterstützen. „Durch integrierte Bewegungsmelder“, erklärt Lamprecht. So könne das Gerät den Pflegern oder Angehörigen melden, wenn Demenzkranke zum Beispiel in der Nacht ihr Bett verlassen. Unter anderem könnten so Stürze und Unfälle vermieden werden. 

In Würde altern 

Einen Namen hat das innovative Produkt noch nicht. DigniSens hingegen bedeutet so viel wie in Würde altern. Der Begriff Würde leitet sich dabei aus dem lateinischen Wort Dignitas ab. „Wir mussten lange überlegen, wie wir unser Start-up-Unternehmen nennen. Wir wollen älteren Menschen helfen in Würde zu altern und ihnen auch im Pflegefall ein Stück mehr Lebensqualität zu geben, so kamen wir auf diesen Namen“, erklärt Lamprecht. Mit seinem Projekt wolle sich der junge Tarscher auch für den Südtiroler Förderpreis Futura bewerben, der sich an Südtiroler im Ausland richtet. 

Michael Andres

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