Die Zukunft heißt Bahn
Absichtserklärung für Alpenbahnkreuz im Dreiländereck unterzeichnet.
Graun - „Die Politik muss nicht nur Nahes und unmittelbar Machbares im Auge haben, sondern auch große Ziele für die späteren Generationen anvisieren.“ Das sagte Landeshauptmann Arno Kompatscher am 11. September in der neuen Kitestation in Graun. Ein „großes Ziel“ ist die Verbesserung des Schienenverkehrs im Dreiländereck und die Anbindung an das internationale Bahnnetz. Studien über mögliche Zugverbindungen in der Terra Raetica gibt es zuhauf: Mals-Scuol, Mals-Santa Maria-Bormio, Mals-Landeck und weitere Varianten. Damit eine Vision irgendwann umgesetzt werden kann, braucht es ein klares Ziel, den Willen der Politik und der Bevölkerung und im Falle des anvisierten Schienennetzes im Dreiländereck auch jede Menge Geld. Dass die politisch Verantwortlichen der Regionen Südtirol, Tirol, Graubünden und der Lombardei hinter der Errichtung eines Alpenbahnkreuzes und der Schaffung von Anbindungen an das internationale Bahnnetz stehen, belegt die am 11. September unterzeichnete Absichtserklärung. Neben Kompatscher, dem Initiator der Erklärung, setzten auch der Tiroler Landeshauptmann Günther Platter, der Regierungsvizepräsident des Kantons Graubünden, Mario Cavigelli, der Präsident der Region Lombardei, Attilio Fontana, sowie die Tiroler Mobilitätslandesrätin Ingrid Felipe und ihre Amtskollegen Daniel Alfreider (Südtirol) und Claudia Maria Terzi (Lombardei) ihre Unterschrift unter das Dokument. „Schon in absehbarer Zeit werden Südtirol, Tirol, Graubünden und die Lombardei erste konkrete Schritte für die Verbesserung der Mobilität und für eine Bahnverbindung in der Terra Raetica setzen“, kündigte Kompatscher vor vielen Bürgermeistern aus dem Vinschgau und dem Bezirk Landeck an. Konkret nannte er die Einsetzung einer technischen und einer politischen Arbeitsgruppe. Ein Team von Technikern, bestehend aus Fachleuten der beteiligten Regionen, soll alle bisherigen Varianten und Vorschläge überprüfen und bewerten. Sobald die objektiv beste Variante bzw. Trassenführung ermittelt ist, geht der Ball an eine politische Arbeitsgruppe, die ebenfalls mit Vertretern aus den beteiligten Gebieten besetzt wird. Den Vorsitz dieses Lenkungsausschusses übernimmt während des ersten Jahres Arno Kompatscher. Für Günther Platter ist der Bau einer neuen Schienenstruktur im Dreiländereck eine „große Ansage“. Nicht nur der Brennerbasistunnel sei wichtig, sondern auch ein neues Schienenalpenkreuz in der Terra Raetica. Es stehe nun ein „hartes Stücke Arbeit“ an, die Absichtserklärung sei der Startschuss. Mario Cavigelli freute sich, dass die 4 Regionen an einem Strang ziehen. Graubünden stehe hinter dem Vorhaben. Attilio Fontana sprach von einem wichtigen Schritt in Richtung der EUSALP (Makroregionalen Strategie für den Alpenraum der EU). Wie Kompatscher dem der Vinschger bestätigte, dürften bereits binnen weniger Monate erste Ergebnisse der technischen Arbeitsgruppe vorliegen. Die politische Marschrichtung soll in rund einem Jahr definiert sein. Zur Finanzierung meinte Kompatscher, dass neben Geldmitteln der beteiligten Regionen bzw. Staaten auch mit einer Kofinanzierung der EU gerechnet werde. Dass noch viel Zeit vergehen wird, bis man im Dreiländereck mit der Bahn von Nord nach Süd bzw. von Ost nach West fahren kann und es zudem einen Anschluss an internationale Bahnlinien gibt, ist allen klar. „Aber irgendwann wird man sich in Zukunft vielleicht daran erinnern, dass die Absichtserklärung, die am 11. September 2020 in Graun unterschrieben wurde, der historische Anfang war,“ sagte Kompatscher. Auch der Kammerabgeordnete Albrecht Plangger hatte das Gefühl, „dass ein historischer Schritt getan wurde.“ Ob er Recht hat, wird sich wohl erst in Jahrzehnten feststellen lassen. „Das Ziel des Vorhabens ist es, die Entwicklung des Dreiländerecks zu fördern und dabei die grenzüberschreitende Mobilität nach ökologischen und nachhaltigen Kriterien auszurichten“, stimmten Daniel Alfreider und Ingrid Felipe überein. Felipe wörtlich: „Grenzenlos mobil, und das autofrei. Dafür arbeiten wir in der Terra Raetica seit Jahren. Nach verbesserten Busverbindungen peilen wir mit dem Alpenkreuz einen Meilenstein der nachhaltigsten Mobilitätsform, nämlich jener auf der Schiene, zur Entlastung von Mensch, Natur und Infrastruktur in den vier Regionen an.“