Die Gynäkologinnen am Krankenhaus Schlanders Tonia Gamper (links) und Maria Panunzio
Auch in der Natur liegen lindernde Kräfte gegen Wechseljahrbeschwerden

„Die Wechseljahre sind keine Krankheit“

Im Oktober standen Frauengesundheitsthemen im Fokus

Publiziert in 39 / 2019 - Erschienen am 12. November 2019

Schlanders - Der Oktober war der Monat der Frauen, und in dieser Zeit standen Themen wie Brustkrebs oder Wechseljahre besonders im Fokus. Auch die italienische Vereinigung „Onda“ (Osservatorio nazionale sulla salute della donna) hatte dazu aufgerufen, Frauengesundheitsthemen in dieser Zeit besonders in den Vordergrund zu stellen. In den Krankenhäusern Schlanders und Meran gab es deshalb kürzlich gleich zwei kostenlose Info-Angebote für Frauen. Im Krankenhaus Schlanders bot das Team um Gynäkologie-Primar Robert Rainer und den beiden Gynäkologinnen Tonia Gamper und Maria Panunzio im Eingangsbereich eine Beratung zu den Themen Wechseljahre, Hormontherapie, Osteoporose und Komplementärmedizin im gynäkologischen Bereich an. Beide Krankenhäuser sind von der Vereinigung „Onda“ als besonders frauenfreundlich ausgezeichnet worden:  Schlanders hat dafür zwei von drei möglichen „Bollini rosa“, einer nationalen Auszeichnung der „Onda“, erhalten. Die Bezirkszeitung der Vinschger hat den beiden Gynäkologinnen Tonia Gamper und Maria Panunzio ein paar Fragen gestellt.

der Vinschger: Wann beginnen die Wechseljahre und welche Symptome kündigen sie an?

Maria Panunzio: Meist beginnen die Wechseljahre ab Mitte 40. Die Eierstöcke produzieren allmählich weniger Geschlechtshormone, der Eisprung bleibt häufiger aus. Die Fruchtbarkeit nimmt ab und die Monatsblutungen kommen unregelmäßiger und bleiben schließlich ganz aus. Die allerletzte Monatsblutung wird Menopause genannt. Im Durchschnitt sind Frauen zu diesem Zeitpunkt bei uns 51 Jahre alt. Die Bandbreite ist jedoch groß. Bei manchen Frauen hört die Periode schon im Alter von 45 oder früher auf. Andere erleben die Menopause erst mit Mitte 50. Bis die hormonelle Umstellung ganz abgeschlossen ist, vergehen üblicherweise noch weitere Jahre. Erste Symptome der Menopause können Stimmungsschwankungen, Schlafstörungen und Spannungsgefühle in den Brüsten sein. Es kommt zu Hitzewallungen, Schweißausbrüchen und Nachtschweiß. Müdigkeit stellt sich ein und gleichzeitig werden  Haut und Schleimhäute spröder und trockener.
Tonia Gamper:  Die Wechseljahre sind keine Krankheit, sondern eine ganz normale Lebensphase. Weil sich der Spiegel der weiblichen Geschlechtshormone Progesteron und Östrogen in dieser Zeit verändert, kann es jedoch zu den obgenannten Symptomen  kommen. Weitere mögliche Symptome können Trockenheit der Scheide, Schlafprobleme, Unruhe, Gewichtszunahme und Osteoporose sein. Ob und wie stark Frauen unter Wechseljahrbeschwerden leiden, ist individuell sehr verschieden. Viele Frauen kommen gut damit zurecht und haben keine oder kaum Probleme. 

Wie kann man den Symptomen bzw. Beschwerden entgegenwirken?

Maria Panunzio: Eine gesunde, ausgewogene Ernährung, ein gesunder Lebensstil und viel Bewegung helfen, das Gewicht zu halten beziehungsweise wieder abzunehmen. Mit der hormonellen Umstellung steigt das Risiko für die Knochenkrankheit Osteoporose an, ebenso die Gefahr für Krankheiten von Herz und Gefäßen. Wer sich bewusst gesund ernährt und reichlich bewegt, kann damit zumindest etwas gegensteuern.

Und wenn die Beschwerden zu stark sind?

Tonia Gamper: Rund ein Drittel aller Frauen leidet sehr stark unter den Wechseljahrbeschwerden wie Hitzewallungen und Schweißausbrüchen. In solchen Fällen kommt eine Hormontherapie infrage. Sie ersetzt teilweise Hormone, die der Körper selbst nicht mehr produziert und kann so Beschwerden lindern. Entscheidend bei der Festlegung der Behandlungstherapie sind das spezifische Beschwerdebild und der individuelle Leidensdruck der Patientin. 
Maria Panunzio: Es steht eine Reihe von nichthormonellen und hormonellen Therapieoptionen zur Verfügung.  Ziel der Therapie muss eine risikoadaptierte, individuelle und maßgeschneiderte Herangehensweise sein. 

Gibt es auch Wirkstoffe aus der Natur?

Tonia Gamper: Die Naturheilkunde hält einiges bereit, das Wechseljahrbeschwerden lindern kann. Dazu gehören zum Beispiel die Traubensilberkerze (Cimicifuga racemosa) und der Mönchspfeffer (Agnus castus). Inhaltsstoffe der Pflanzen sollen regulierend in den weiblichen Hormonhaushalt eingreifen. Gegen Schlafstörungen kommen unter anderem pflanzliche Schlafmittel infrage, zum Beispiel mit Baldrian, Hopfen, Melisse oder Passionsblume.  Auch den Heilkräutern Frauenmantel,  Granatapfel, Johanniskraut, Nachtkerze, Rotklee, Salbei, Schafgarbe und Soja wird eine lindernde Wirkung nachgesagt. Wichtig: Auch bei pflanzlichen Medikamenten gibt es Neben- und Wechselwirkungen. Mögliche Vor- und Nachteile der Therapie deshalb mit dem Arzt besprechen.

Ingeborg Rainalter Rechenmacher

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