Die Instandhaltung der Waale ist mit viel Arbeit verbunden, die auf immer weniger Schultern lastet.
Ingeborg Vonderstrass und Christian Leibundgut bei der Buchvorstellung in Schlanders.

Die Waale sind ein Kulturerbe

Publiziert in 39 / 2017 - Erschienen am 14. November 2017

Schlanders - Über viele Jahre hinweg hatten sich der Schweizer Hydrologe Christian Leibundgut und dessen Frau Ingeborg Vonderstrass mit der traditionellen Bewässerung in Europa befasst. Das Ergebnis der Arbeiten ist das zweibändige Werk „Traditionelle Bewässerung in Europa – ein Kulturerbe“. Am 8. November stellten die Autoren das im Herbst 2016 erschienene Werk in der Bibliothek in Schlanders vor. Wie sie ausführten, ist die traditionelle Bewässerung so alt wie die Ansiedlung von Menschen und war über ganz Europa verbreitet. Die Bewässerungssysteme waren Grundlage ländlicher Entwicklung und schuf über Jahrhunderte eine arten- und strukturreiche Kulturlandschaft, die nach Auflassung der Bewässerungssysteme zu verschwinden droht. „Wir wollen mit unserer Arbeit dazu beitragen, zumindest Teile der alten Bewässerungslandschaften mit ihrer Kulturtechnik als Kulturerbe zu bewahren“, stimmten die Autoren überein. Im ersten Band werden die Grundlagen traditioneller Bewässerung in Europa beleuchtet. Der zweite Band dokumentiert die frühere und jetzige Situation in den Regionen. Unter diesen ist natürlich auch der Vinschgau zu finden, speziell der Obervinschgau. Das Potential für ein Kulturerbe wird vor allem noch bestehenden Waalen auf der Malser Haide zugesprochen, sowie Waalen im Matscher Tal und in Schluderns. Auch mögliche Erhaltungsszenarien traditioneller Bewässerungssysteme zeigen die Autoren auf. Die Palette reicht von einer ganzheitlichen bis hin zur eine touristischen und ökologischen Nutzung. Laut Christian Leibundgut solle in einem ersten Schritt versucht werden, die Bewässerungssysteme über die einzelnen Staaten als Immaterielles Kulturerbe auszuweisen, um in einem zweiten Schritt bei der UNESCO die Anerkennung als Weltkulturerbe zu beantragen. Was den Erhalt der Waale betrifft, so fehle leider oft ein ganzheitliches Denken: „Es geht um viel mehr als nur um Wasser im Waal.“ Wie Gottfried Niedermair, der Geschäftsführer des Bonifizierungskonsortiums Vinschgau, bei der Diskussion zu bedenken gab, ist die Wasserrahmenrichtlinie der EU auf rationelle Bewässerungssysteme ausgerichtet. Es werde darauf abgezielt, Wasser zu sparen bzw. Wasserverluste zu vermeiden. Bei offenen Waalen ist der Verlust bekanntlich relativ groß. Niedermair: „Wir haben also das Problem Waale versus Fließgewässer“. Im Obervinschgau gebe es derzeit Tragwaale mit einer Gesamtlänge von ca. 60 Kilometern. Es gebe kein Interesse, diese Waale zu verrohren. Niedermair wies auch darauf hin, dass das Konsortium jährlich ca. 100.000 Euro für die Erhaltung der Waale ausgibt. Zusätzlich werden freiwillige Stunden geleistet.

Josef Laner

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