Referent Thomas Stricker mit den Latscher Bäuerinnen.

Die Schmetterlingsdrüse, klein, aber oho

Publiziert in 7 / 2024 - Erschienen am 9. April 2024

Latsch - Den zweiten Abend der Latscher Gesundheitstage widmeten die Latscher Bäuerinnen der Schilddrüse, einem kleinen Organ im vorderen Halsbereich unterhalb des Kehlkopfs. Dazu hatten sie den Gesundheitswissenschaftler Thomas Stricker, einen gebürtigen Latscher, eingeladen. Die Drüse, welche die Form eines Schmetterlings hat, gehört zu den endokrinen Drüsen des Körpers. Sie kann als Steuerzentrale des Stoffwechsels bezeichnet werden und reguliert eine Vielzahl an Prozessen im Körper. Sie bildet Hormone wie das Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3). Diese Botenstoffe haben unter anderem großen Einfluss auf das Herz-Kreislauf-System, den Energiestoffwechsel, den Verdauungs- und Fortpflanzungsorganen und die Muskulatur. Außerdem spielen sie eine entscheidende Rolle für die Temperaturregulation, das Nervensystem sowie für Entwicklungs- und Wachstumsprozesse. In Summe sind unsere Leistungsfähigkeit und das allgemeine Wohlbefinden maßgeblich von dem kleinen Organ abhängig. „Schilddrüsenerkrankungen und Funktionsstörungen haben sich zur neuen Volkskrankheit entwickelt. Sie sind sowohl die häufigsten endokrinologischen als auch Autoimmunerkrankungen. Es fällt auf, dass insgesamt deutlich mehr Frauen als Männer davon betroffen sind “, erklärte Thomas Stricker.Früher war insbesondere der gesamte Alpenraum hinsichtlich der Entwicklung einer Struma (umgangssprachlich: Kropf) bekannt. Hierbei handelt es sich um eine mitunter deutliche Vergrößerung der Schilddrüse. Inzwischen ist die extreme Kropfbildung durch gezielte Jodzufuhr zurückgegangen. Strumen geringeren Grades sind jedoch nach wie vor weit verbreitet. Wenn die Schilddrüse zu viele Schilddrüsenhormone produziert, spricht man von einer Überfunktion (Fachbegriff: Hyperthyreose). Die häufigste Ursache hierfür ist die sogenannte Basedow-Krankheit. Durch die verstärkte Hormonbildung laufen viele Körperfunktionen unnötigerweise „auf Hochtouren“. Dies kann sich durch Symptome wie Nervosität, Schlafprobleme, Gewichtsverlust, starkes Hungergefühl und Durchfall bemerkbar machen. Eine Schilddrüsenüberfunktion kann auch eine Erhöhung der Herzfrequenz, des Bluthochdrucks sowie Herzrhythmusstörungen verursachen. Wenn die Schilddrüse hingegen zu wenig Hormone bildet, spricht man von einer Schilddrüsenunterfunktion. Der Fachbegriff hierfür lautet Hypothyreose. Sie kann zu verschiedenen Beschwerden wie Müdigkeit, Antriebslosigkeit, trockene und raue Haut, Gewichtszuname, Verstopfung, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen führen. Sowohl bei der Unter- als auch der Überfunktion können Haarausfall, Muskelkrämpfe und Zyklusstörungen auftreten. Beide beeinflussen die Psyche und begünstigen Depressionen. Je nach Ausprägung können diese Funktionsstörungen durch Medikamente mit Schilddrüsenhormonen behandelt werden. Doch nicht immer verschwinden die Beschwerden zufriedenstellend und die Ursachen bleiben meist unberücksichtigt: Nicht zuletzt aufgrund des komplexen Zusammenspiels der Schilddrüse mit weiteren Organen und Organsystemen, wie beispielsweise der Leber. Die Gründe für Schilddrüsenerkrankungen und Funktionsstörungen sind äußerst vielschichtig. Mitunter ist für die Schilddrüse eine allgemein gesunde Lebensweise sehr wichtig. Nicht zuletzt spielt die Ernährung eine große Rolle, da zur Produktion und Umwandlung von Schilddrüsenhormonen die Spurenelemente Jod und Selen essenziell sind. Für einen reibungslosen Ablauf sind unter anderem aber auch Zink, Eisen, Vitamin D und verschiedene B-Vitamine nötig. Unverträgliche Nahrungsmittelbestandteile hingegen sind in der Lage, Autoimmunprozesse auszulösen und aufrechtzuerhalten. Des Weiteren kommt den Umweltbedingungen eine große Bedeutung zu. Zunehmend kommen wir in unserer Umwelt mit unterschiedlichsten Schadstoffen in Kontakt. Viele von ihnen können sich negativ auf den menschlichen Hormonhaushalt und somit auch auf die Schilddrüsengesundheit auswirken. Dazu zählen beispielsweise verschiedene Kunststoffe, Herbizide, Weichmacher, Desinfektionsmittel, Konservierungs- und Zusatzstoffe, Fluoride, Aluminium und Schwermetallbelastungen.

Ingeborg Rainalter Rechenmacher

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