„Die Vermarktung der Äpfel wird heuer eine extreme Herausforderung”, sagt VI.P-Direktor Josef Wielander.

Die Menge passt, die Qualität auch

Publiziert in 37 / 2014 - Erschienen am 22. Oktober 2014
VI.P-Direktor Josef Wielander über die Apfelernte 2014, die Preisentwicklung und die schwierige Vermarktung der Vinschger: Die Vinschger Äpfel sind mittlerweile so gut wie vollständig unter Dach und Fach. Mit der Menge können die Apfelbauern im Großen und Ganzen ebenso zufrieden sein wie mit der Qualität. Einiges Kopfzerbrechen bereitet der VI.P bzw. den Bauern allerdings die Vermarktung. Ist das so? Josef Wielander: Die Frage trifft eigentlich den Nagel auf den Kopf. Mengenmäßig stehen wir recht gut da, ist die Ernte doch in etwa mit jener des guten Vorjahres zu vergleichen. Wir liegen bei rund 350.000 Tonnen. Die Qualität ist heuer wesentlich besser ausgefallen, da wir im Unterschied zu 2013 nicht nur keinen Schneefall während der Ernte zu verzeichnen hatten, sondern weil sogar der Regen, vor dem man im Vorfeld Angst hatte, ausblieb. Alles in allem sind die Voraussetzungen für eine gute Lagerfähigkeit nicht schlecht. Die Vermarktung hingegen wird heuer tatsächlich eine extreme Herausforderung. Warum? Wir haben kriegführende Länder und Konsumenten auf der einen Seite, und von Wirtschaftskrisen gebeutelte Staaten auf der anderen. Ganz zu schweigen vom russischen Embargo, was einen Rattenschwanz an Problemen nach sich zieht, da wir sicher mit Billigstangeboten der an Russland angrenzenden Länder auch bei unseren traditionellen Kunden zu rechnen haben. Aber wir allesamt kennen die Problematik. Wir wollen den Tag aber nicht schon vor dem Abend verdonnern, sondern uns trotzdem allesamt der Herausforderung stellen, und zwar mit Zuversicht und vor allem mit noch mehr Einsatz. Wie hat sich die Apfelmenge im Einzugsgebiet der VI.P, das ja von ­Partschins bis Schluderns und noch weiter hinauf reicht, in den vergangenen 10 Jahren entwickelt? Im Jahr 2000 hatte der Vinschgau eine Ernte von rund 230.000 Tonnen an Äpfeln. 2007 hatten wir die damalige Rekordmenge mit 290.600 Tonnen und kamen 2009 und 2011 zu den höchsten bisher geernteten Mengen mit jeweils rund 370.000 Tonnen. Die heurige Menge mit rund 350.000 Tonnen liegt leicht über der letztjährigen Ernte und um rund 5% unter der geschätzten Menge. Aber zweifelsohne ein schöner Ertrag, mit dem sicher alle zufrieden sind. Wie sind die Fruchtgröße und vor allem die innere Qualität der heurigen Ernte einzustufen? Die Fruchtgröße kann sicher mit den besseren Jahrgängen Schritt halten. Dazu beigetragen hat die umsichtige Handausdünnung, die mittlerweile von allen Bauern als eine selbstverständliche agrono­mischen Maßnahme gezielt wahrgenommen wird. Die innere Qualität hat uns bis in den Sommer hinein schon etwas Sorgen bereitet, und zwar wegen des ständigen Regens und des Fehlens der normalen Sonnenstunden. Doch gerade im Herbst, also kurz vor der Reife, und während der gesamten Ernte hatten wir wie durch ein Wunder schönes Wetter und somit bringen die ersten Aromatests recht gute Ergebnisse. Gibt es eigentlich etwas, was die Bauern beim Anbau falsch gemacht haben? Mir sind keine eklatanten Fehler bekannt, auch wenn ich schon der Meinung bin, daß ein jeder, der arbeitet, auch Fehler macht bzw. ständig dazu lernen muss, so wie bei jedem Beruf. Oder ist das nicht auch bei euch Journalisten so, sodass man sich dann vielleicht manchmal weniger darüber zu wundern bräuchte, wie Berichterstattungen verdreht verbreitet werden. Aber das möchte ich nur am Rande vermerken. Haben die Bauern mit der Ernte 2013 gutes Geld verdient und wie stehen die Aussichten für die Ernte 2014? Ich denke, der Erlös aus der Ernte 2013 ist zwar tiefer als jener des guten Jahres zuvor, aber sicherlich trotzdem zufriedenstellend. Die Aussichten für die Ernte 2014 stehen heute wie heute auf einem weißen leeren Blatt Papier, da uns einfach zu viele Unbekannte - wie eingangs erwähnt - umgeben, die schlussendlich für Erfolg bzw. Misserfolg auschlagegebend sein werden. Zur Erntezeit werden immer Tausende von Erntehelfern in den Vinschgau gerufen. Stimmt es, dass die Bauern zum Teil recht unterschiedliche Stundenlöhne zahlen? Man hört auch, dass Erntehelfer manchmal untereinander konkurrieren. Ein Pole z.B. arbeitet für 10 oder mehr Euro die Stunde, ein Rumäne pflückt für 5 Euro. Diese Rechenspiele sind mir nicht bekannt und sicher fehl am Platz, da es ja Kollektivverträge gibt, die meines Wissens eingehalten werden. Kann sich die Marke „Vinscher Apfel“ im internationalen Wettstreit weiterhin behaupten? Die Frage, die wir uns stellen, lautet täglich aufs Neue: Was haben andere was wir nicht haben? Und da stellen wir ohne Überheblichkeit fest, dass wir zumindest mit den Besten immer noch Schritt halten können. Wichtig ist, nicht von der Gegenwart oder gar Vergangheit zu schwärmen, sondern mit ­Respekt und auch mit einer gewissen ­Demut der Zukunft zu begegnen. Worin sehen Sie für den Vinschger Apfel in Zukunft das größte Risiko und wo die größte Chance? Es ist immer wieder dasselbe Spiel: Vordergründig ist als Basis jeder Preisgestaltung in jedem Geschäft und in jedem Absatzgebiet das Verhältnis des Angebotes zur Nachfrage zu betrachten. Überwiegt das eine über das andere, so werden viele kleinere Fehler verziehen bzw. einfach übersehen. Wenn nicht, dann zählen eben genau diese vermeintlichen Kleinigkeiten für einen erfolgreichen Abverkauf. Wir haben gute Produzenten, einmalige Genossenschaftsstrukturen und - wie ich hoffe -motivierte und fähige Vermarkter, Obmänner und Verwaltungsräte sowie Mitarbeiter. Interview: Sepp Laner
Josef Laner

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