„Die Kunst lässt mich nicht los“

Priska Folie studiert alles, was sie sieht oder in den Händen hält.

Publiziert in 43-44 / 2020 - Erschienen am 15. Dezember 2020

Schlanders - In Priska Folie aus Schlanders steckt eine hochsensible Künstlerseele. Sie studiert alles, was sie sieht oder in den Händen hält. Es gibt Materialien, die tun ihr gut. Es gibt Dinge, die animieren sie zu mehr. Es gibt Dinge, welche ihre Seele erfassen und ihr mit ihrer puren Existenz Freude machen. Bereits als kleines Mädchen beschäftigte sich Priska in der Werkstatt ihres Vaters in Mals mit dem Material Holz. Später besuchte sie die Kunstschule in Gröden. Sie wollte ihre Kreativität und künstlerische Begabung in ihren Beruf als Holzschnitzerin hineinlegen. „Meine Hände waren stets am Machen, tausend Ideen schwirrten mir durch den Kopf.“ Manchmal waren ihre Mitmenschen durch ihre Sensibilität überfordert; sie nannten sie „Spinnerin“. „Künstler sind manchmal Spinner“, lacht sie. Sie fühlte sich oft unverstanden, wertlos, allein. Ihr hochsensibles Wesen verspürte Schwingungen, die andere nicht spürten. Früh kamen die Schmerzen in ihren Händen. Nach einer langen, schwierigen und schmerzvollen Ärzte-Odyssee brachte die Diagnose Mondbeinnekrose ein jähes Ende ihres Schaffens als Bildhauerin! Mit 26 Jahren wurde sie zum ersten Mal operiert, weitere OPs folgten. Es begann ein körperlicher und seelischer Leidensweg für Priska. Keine Leistung bedeutete keine Anerkennung mehr! Sie fühlte sich wertlos. „Und die Künstlerseele ist ohne Ventil, wie ein Druckkessel, aus dem die Ideen und Schwingungen nicht herauskönnen“, erklärt sie heute ihre Gefühle von damals. Irgendwann entdeckte Priska die Kreide und begann als Autodidaktin zu malen. Sie bekam Preise und Anerkennungen, war aber noch nicht zufrieden mit sich. Bei ihrer Arbeit im Betrieb ihres Mannes, wo sie in der Produktion tätig ist, begegnet sie einem Material, das ihr Leben verändern sollte. Es ist weich, dehnbar, sauber, leicht zu bearbeiten. Das ist gut für ihre schmerzenden Hände. Das Material ist warm wie Holz! Sie versucht es zu schnitzen, zu biegen und zu bemalen. Eine Akustikdecke in einem Neubau gab Priska den zündenden Funken und es entstand nach langem Tüfteln die Idee der bezaubernden Lichtobjekte. Seitdem steckt Priska ihre ganze Leidenschaft, Gefühle, Liebe und Freizeit in ihre einzigartigen Objekte. Ständig skizziert sie ihre Ideen und entwirft Zeichnungen. Loch für Loch bohrt sie ihre selbstgefertigten Zeichnungen mit einem Standbohrer zum filigranen Bild, jedes wird ein Unikat. Priskas Linien berühren den Betrachter und das Licht dahinter nährt die Seele. Das Objekt ist wie Ying und Yang. Am Tag ist es weiß mit dunklen Löchern; ist es beleuchtet, erscheinen die Löcher im warmen Licht und erhellen Raum und Herz. Die Freude der Menschen, die ihre Lichtobjekte sehen, die sich von Licht und Form berühren lassen, ist Priskas größte Genugtuung. Glücklich ist sie auch über Begegnungen, die sie zum Staunen bringen, die nicht oberflächlich sind, sondern in die Tiefe gehen und wo Austausch stattfindet. Die Lichtobjekte sind in einigen Schaufenstern in der Fußgängerzone von Schlanders ausgestellt. 

Ingeborg Rainalter Rechenmacher

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