Tanzende Menschen und Wildtiere auf den Figurensteinen der Val Camonica.
Hubert Steiner freute sich über die Lust am urgeschichtlichen Spekulieren der Besucher; rechts Bibliothekar Raimund Rechenmacher.

Die Europäische Union der Menhire

Publiziert in 41 / 2017 - Erschienen am 28. November 2017

Schlanders - Es war eine Zeit des Umbruchs. Alles begann mit der Entdeckung des Kupfers. Plötzlich hatten sich Herrschaftsverhältnisse geändert. Eine neue Oberschicht trat an die Spitze der Siedlungsgemeinschaften. Präsent waren die neuen Machthaber als „menschenähnliche Steine“, als Menhire, über und über geschmückt mit Kupferdolchen und -beilen. Das Besondere am Auftreten dieser Steine sei die Verbreitung über ganz Europa gewesen, von Portugal bis Bulgarien, von Dänemark bis Apulien, stellte der für den Vinschgau zuständige Landesarchäologe Hubert Steiner bei seinem Vortrag in der Mittelpunktbibliothek Schlandersburg fest. Steiner war überrascht vom großen Interesse. Unter den Zuhöreren saßen die Vorsitzenden der Bildungsausschüsse von Schlanders und Kortsch neben der Gemeindereferentin Monika Wielander Habicher. Das große Interesse an der Urgeschichte geht auf die Vetzaner Menhire zurück, die 2013 bei Bauarbeiten an der Gärtnerei Hans Peter Schöpf ans Tageslicht gekommen und seit März 2017 in der Schlosskapelle der Schlandersburg ausgestellt sind. Steiner bot in Wort und Bild einen umfassenden Überblick nicht nur über sämtliche kupferzeitlichen Fundstellen und Grabungen in Südtirol und im Trentino. Eine besondere Bedeutung maß er dem Figurenstein von Latsch bei, der als einziger Menhir der Etschtalgruppe Einflüsse aus der Brescianer Val Camonica aufweist.

Günther Schöpf

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