Die Umleitungsgalerie beim Lokalaugenschein am 3. März 2021.
Konsolidierungsinjektionen zur Abdichtung
Positionierung der Bohrlöcher für die Injektionen im Tunnel.
Verstärkungs-Vernagelungen.

Der Stollen ist wieder dicht

Unterirdische Injektionsbehandlung in St. Valentin auf der Haide

Publiziert in 11-12 / 2021 - Erschienen am 1. April 2021

St. Valentin a.d.H. - An der Oberfläche sieht man „nur“ den Stausee und die Staumauer, nicht aber das unterirdische Stollen- und Tunnelnetz. Das Wasser aus dem Reschenstausee wird über einen 12 Kilometer langen Stollen in das Krafthaus nach Glurns geleitet. Nach einer ersten „Ausbeute“ in Glurns wird das Wasser im Kraftwerk Kastelbell ein weiteres Mal genutzt. Als Mitte Oktober 2020 in den Kellerräumen des Gebäudes der Raiffeisenkasse Obervinschgau in St. Valentin auf der Haide plötzlich Wasseraustritte festgestellt wurden und die Freiwillige Feuerwehr ausrücken musste, wurde sofort vermutet, dass das Wasser aus dem Entnahmestollen stammen könnte, der sich direkt unterhalb des Dorfes befindet. Kontrollen und Überwachungen haben den Verdacht bestätigt und Alperia Vipower gab Konsolidierungs- und Abdichtungsarbeiten am Umleitungstunnel in Auftrag. Um die Arbeiten durchführen zu können, wurde der Pegel des Stausees in beschleunigter Weise abgesenkt, sodass der gewünschte Wasserstand rechtzeitig vor dem Beginn der Arbeiten erreicht werden konnte. Im Anschluss an die Entleerung des Umleitungstunnels konnte die Sanierung beginnen. „Die Arbeiten sind im Gang und dürften in einigen Wochen abgeschlossen sein“, teilte Bürgermeister Franz Prieth dem Gemeinderat am 15. März mit. Alperia nehme die Sache ernst. Prieth bat die Bevölkerung um Verständnis für nächtliche Lärmbelästigungen. Er habe sich die Arbeiten vor Ort angesehen und sei überzeugt, „dass sich die Leute nach der Fertigstellung der Arbeiten nicht mehr zu fürchten brauchen.“

Agentur für Bevölkerungsschutz zu Besuch

Bereits am 3. März hatte der Direktor des Amtes für Hydrologie und Stauanlagen der Agentur für Bevölkerungsschutz des Landes, Roberto Dinale, die Baustelle und den Umleitungstunnel besichtigt, um sich ein Bild vom Fortschritt der Arbeiten zu machen. „Die Eingriffe umfassen rund 500 Meter Tunnel, unterteilt in Abschnitte, an denen 3 Haupttypen von Maßnahmen durchgeführt werden“, heißt es im Bericht von Dinale. Die Eingriffe unterscheiden sich hinsichtlich der verwendeten Materialien - zementäre und silikatische Mischungen - und der Tiefe der Injektionsbehandlung. Der komplexeste Eingriff betreffe die 50 Meter des Tunnels unterhalb des Ufers, gefolgt von den nächsten 150 Metern unterhalb des bewohnten Dorfbereiches und schließlich die restlichen 30 und 300 Meter jeweils flussaufwärts und flussabwärts der ersten beiden. Gearbeitet wurde zunächst in 2 Schichten zu je 8 Stunden pro Tag mit je 7 Facharbeitern. „Ab dem 9. März bis zum Ende der Arbeiten wurde eine dritte Schicht hinzugefügt, um die gesamten 24 Stunden abzudecken“, heißt es im Bericht weiter. Wenngleich für die Aufsicht der großen Stauanlagen weiterhin der Staat zuständig ist, habe sich die Agentur für Bevölkerungsschutz eingebracht, „damit auch wir bezüglich des Entnahmestollens informiert werden, um sicher zu stellen, dass die Sicherheit der Anlage, sowie die Unversehrtheit der Bevölkerung und der Schutz der Gebiete unterhalb dieses Bauwerks weiterhin garantiert werden.“ Laut Dinale habe Alperia Vipower die Ernsthaftigkeit der Lage erkannt und umfangreiche Maßnahmen gesetzt, um den Stollen dicht zu machen.

Josef Laner

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