„Der Ferdi wird uns überall fehlen“
Schluderns - Zum ersten Mal getroffen habe ich den Löwenwirt von Tartsch bei einer Einkehr in seinem Gasthaus. Es könnte Ende der 80er-Jahre gewesen sein. Eines unserer Kinder meinte damals. „So stelle ich mir einen richtigen Wirt vor, schwitzend, dick, trinkfest und schlagfertig.“ Damals trug der Ferdi Waldner wohl mehr als 100 Kilos mit sich herum und machte nicht den gesündesten Eindruck. Wenige Jahre später war der „Löwe“ geschlossen. Dem Ferdinand bin ich erst bei einem Reschenseelauf wieder begegnet. Wären da nicht sein spitzbübisches Lächeln und seine Stimme gewesen, ich hätt‘ ihn nicht erkannt. Es stand nicht einmal mehr der halbe Ferdi vor mir. Nicht mit der weißen Schürze über dem mächtigen Bauch, sondern in kurzen Hosen und darüber ein Tricot. Er war tatsächlich drauf und dran, den Reschensee zu umrunden. Man hat mir später erzählt, dass er die Top 7-Rennserie mitgemacht hat, dass er beim Münchner Marathon dabei gewesen ist, am Jungfrau-Marathon teilgenommen und sich zum 60. Geburtstag sogar den New York-Marathon gegönnt hat. Bei der Jahresversammlung des Rennerclubs gab es damals einen Sonderapplaus. Er hat ihn souverän schmunzelnd entgegengenommen. Ferdinand Waldner war ein bekannter Vertreter seines Vereins, eine Persönlichkeit im Rennerclub und ein Vorbild für junge und ältere Läufer. Er hat sein zweites Leben, das er vor 26 Jahren als Sportler begonnen hatte, einfach genossen. Es war voller Abwechslung und selbstgewählter Herausforderungen. Das Schicksal - oder wer immer - wollte, dass bei Ferdi‘s letzter Herausforderung, dem Abstieg von der Bergkastelspitze, sein Leben zu Ende ging. Um ihn trauern seine Familie und alle, die ihn kannten und wegen seiner Hilfsbereitschaft, seines Humors und seiner ruhigen Art schätzten. Im Rennerclub hört man: „Der Ferdi wird uns überall fehlen.“