Der Erste Weltkrieg im Ortlergebiet
Auf den Spuren nach Kriegsschauplätzen. Gut besuchter Filmabend in Kortsch.
Kortsch - Das Interesse an den schrecklichen Geschehnissen während des Ersten Weltkriegs im Ortlergebiet ist auch 100 Jahren nach Kriegsende groß. In Zusammenarbeit mit dem Bildungsausschuss und der Schützenkompanie „Major Franz Frischmann“ Kortsch fand im Vereinssaal der Schützen am 27. Februar die Vorführung zweier Filmdokumentationen zum Thema statt. An die 70 Personen waren gekommen, um bei der Aufführung der Filme „Spondinig, Prad und Suldental“ sowie „Die Front am Stilfser Joch“ dabei zu sein. Peter Kaserer freute sich, im Namen der Hausherren so viele Interessierte begrüßen zu dürfen.
Premiere für neuen Vereinsaal
Der Filmabend war insofern eine Premiere, als dass es sich um eine öffentliche Veranstaltung im neuen Vereinsaal handelte. Der erste Film aus dem Jahr 2009 ist dem Kriegsgeschehen im Raum Prad und durch das Suldental bis zum Eisseepass, Sulden- und Königspitze gewidmet, während der nunmehr dritte aus dem Jahr 2018 einen Einblick in den Frontverlauf „Scorluzzo - Filone del Mot - Alpinidorf“ gewährt. Für diese Filmdokumentation wurden nicht nur historische Fotos und Filmaufnahmen verwendet, sondern auch Aufnahmen von Begehungen bzw. Lehrausflügen zu den Überresten und Relikten des Krieges rund um das Stilfser Joch und im gesamten Ortlergebiet. Gerald Holzer, der 2. Vorsitzende des „Ortler-Sammlerverein I. Weltkrieg“ und selbst gebürtiger Kortscher, begrüßte das Publikum ebenso wie die anwesenden Vereinsmitglieder und stellte in kurzen Worten den Verein vor.Einen besonderen Gruß richtete er an Reinfried Vergeiner von der „Österreichischen Gesellschaft für Festungsforschung“ in Wien, der die weite Anfahrt nicht gescheut hatte, um bei der Aufführung in Kortsch dabei zu sein. Mit Vergeiner pflegt der „Ortler-Sammlerverein I. Weltkrieg“ einen engen Kontakt im Hinblick auf die Erforschung, Dokumentation und bauliche Beschaffenheit der Festung Gomagoi. Ein großes Anliegen des Sammlervereins ist es nämlich, in naher Zukunft einen Teil der Gomagoier Festung für eine Dauerausstellung über den I. Weltkrieg im Ortlergebiet zu nutzen. Einen weiteren Dank zollte Gerald Holzer allen, die bei der Verwirklichung der Filme mitgearbeitet hatten, vor allem dem Kameramann Eberhard Reinstadler, den Verantwortlichen für die Textgestaltung, Melanie Platzer und Benjamin Tragust, und dem Sprecher Franz Angerer. Angerer las im Anschluss an die Filme einige zutreffende Passagen aus dem Buch „Der König der
deutschen Alpen und seine Helden“ sowie den eigenhändigen Bericht von Oberstleutnant Andreas Steiner aus dem Buch „König Ortler“ vor. Der durch den Blitzangriff und die Einnahme des Monte Scorluzzo bekannt gewordene Steiner trug durch sein eigenmächtiges Handeln ganz entscheidend dazu bei, dass der Übergang über das Stilfserjoch während der gesamten Dauer des mörderischen Stellungskrieges von den Österreichern verteidigt werden konnte. Das Ziel des „Ortler Sammlerverein I. Weltkrieg“, der mittlerweile eng mit dem Amt für Bodendenkmäler und dem Amt für Bau- und Kunstdenkmäler zusammenarbeitet, ist die Erforschung und die objektive Aufarbeitung der geschichtlichen Ereignisse rund um den Ersten Weltkrieg und im Speziellen der Geschehnisse an der Front im Ortlergebiet. So stellte Holzer mit dem Kameramann aus Sulden zum Abschluss des Filmabends noch kurz den Trailer des nächsten Filmprojektes vor. Die Anwesenden konnten so einen Eindruck gewinnen, unter welch schwierigen Verhältnissen die Filmaufnahmen und Arbeiten erfolgt sind, um u.a. die Rettung einer inzwischen aus dem Gletscher an der Nordwand der Königspitze ausgeaperten Mannschaftsbaracke samt Inneneinrichtung zu dokumentieren und durchzuführen. Man darf jetzt schon auf die Erstaufführung des neuen Filmes gespannt sein, die voraussichtlich im Spätherbst 2019 erfolgen wird.