Blicken zuversichtlich nach vorne: Iris Cagalli und Alexander Janser.
Das Latscher Annenbergheim.

Der Blick nach vorne 

Im Latscher Annenbergheim kam man bisher gut durch die Pandemie und hofft auf baldige Normalität. 

Publiziert in 9-10 / 2021 - Erschienen am 18. März 2021

LATSCH - Seit mittlerweile mehr als einem Jahr herrscht in den Seniorenwohnheimen Südtirols sozusagen der Ausnahmezustand aufgrund der Pandemie. So scheint es jedenfalls. Fakt ist nämlich auch: „Positiv ist, dass die Senioren hier im Heim zumindest ihren Alltag leben können, wie gewohnt“, weiß Iris Cagalli, die Direktorin im Seniorenwohnheim Annenberg Latsch. Freilich, es ist nicht immer einfach. „Vieles hat sich geändert“, betont auch Alexander Janser, der Präsident des Heims. Vor allem vermisse man die sozialen Kontakte zur Außenwelt. „Wir haben rund 160 engagierte freiwillige Helfer, die ein Teil unseres Annenbergheims sind. Dass wir diese derzeit nicht sehen können, dass diese nicht mit den Senioren spazieren gehen können, macht Heimbewohner und uns traurig“, sagt Cagalli im Gespräch mit dem der Vinschger. „Wir alle hoffen aber, dass sich die Lage so bald wie möglich wieder normalisiert“, ergänzt Janser. Die beiden wissen: Man müsse lernen, mit dem Virus zu leben. Ein wichtiger Aspekt dabei sei die Impfung und die Einhaltung der  Hygieneregeln für alle. 

In Sachen Impfung bemüht 

Das Annenbergheim Latsch agiert in Sachen Impfung ohnehin beispielhaft. Denn: Sämtliche Heimbewohner wollten und konnten bereits geimpft werden. Bei den Mitarbeitern sind es rund 75 Prozent. Wie in allen Südtiroler Seniorenwohnheimen stand und steht es auch im Annenbergheim jedem und jeder frei, sich impfen zu lassen. „Es freut uns deshalb ganz besonders, dass das Impfangebot sehr gut angenommen worden ist“, so Cagalli. Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die eine Corona-Infektion hatten, können laut Regelungen des Südtiroler Sanitätsbetriebes erst nach drei Monaten geimpft werden. Nicht auszuschließen, dass in Latsch sich noch weitere Mitarbeiter impfen lassen. Dies geschieht aber vor allem auch dank der guten Aufklärungsarbeit seitens des Heims. „Darauf legen wir großen Wert“, so Cagalli. Gleich mehrfach haben zuletzt für Mitarbeiter und Bewohner virtuelle Infoveranstaltungen zum Thema Impfung stattgefunden. Unter anderem standen kürzlich die Professoren Bernd Gänsbacher, Berend Feddersen und Urban Nothdurfter den 66 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen des Annenbergheims ebenso Rede und Antwort wie der ehemalige Präsident des Dachverbandes für Soziales und Gesundheit, Martin Telser, und die Journalistin Judith E. Innerhofer.
Die Fragen kreisten unter anderem um die Covid-Impfung, Kontraindikationen und eventuelle Nebenwirkungen. „Die Nebenwirkungen sind ungefährlich, während die Krankheit selbst enorme Schäden anrichtet“, stellte Immunologe Gänsbacher klar. Aufgeräumt wurde auch mit vielen Fake News, die derzeit zirkulieren. „Natürlich hat jeder das Recht, seine Meinung zu sagen. Aber Fake News gehören nicht dazu. Diese muss man kritisch prüfen“, weiß Cagalli. Eine Impfpflicht halte sie aber nicht für nötig. Man müsse durch korrekte Informationen und Sensibilisierungen aufklären und gemeinsam ein respektvolles Miteinander ermöglichen. 
Im Annenbergheim wurde übrigens mit dem Impfstoff von Biontech Pfizer geimpft, „selbstverständlich auf der Grundlage der geltenden gesetzlichen Bestimmungen und nach Autorisierung unseres ärztlichen Leiters, Primar Dr. Ernst Oberschartner“, wie Cagalli betont. Dr. Ernst Oberschartner habe gemeinsam mit Dr. Ugo Marcadent, der die Impfung verabreicht hat, alle Anamnesen eingehend vorab geprüft. Trotz der Impfungen wird auch weiterhin fleißig getestet. Mitarbeiter werden wöchentlich auf das Virus getestet, Bewohner bei Bedarf. Zudem ist das Tragen von FFP2-Masken Pflicht. 

Mittelfristig Um- und Ausbau planen

Nach vorne blickt man im Heim ohnehin gerne – und hat viel vor. Derzeit gibt es 55 Betten, 53 sind besetzt. Aufgrund der Coronavirus-Krise gab es einen Aufnahmestopp. Die Einrichtung ist auf dem neuesten Stand. „Auf die Struktur wurde immer super geschaut“, lobt Janser. Dennoch müsse sich mittelfristig etwas tun. „Einige Arbeiten werden nötig. Auch braucht es mehr Platz“, erklärt der Präsident. Innerhalb der nächsten Jahre solle es zu einem Um- bzw. Ausbau kommen. Auch ein neuer Standort müsse mittelfristig geprüft werden. Hier hoffe er auf Unterstützung seitens der zuständigen Gemeindeverwaltungen von Latsch und Kastelbell-Tschars. Aber auch hier sei Corona, bzw. eine Pandemie allgegenwärtig: „Es ist auch zu sagen, dass bei jeglichem Umbau, Zubau oder Neubau an die Virus-Maßnahmen künftig in Sachen Corona oder anderer Infektionskrankheiten zu denken sein wird, da uns die Mutationen große Sorgen bereiten“, so Iris Cagalli. 
Bereits im Voraus müssten hierbei Maßnahmen beachtet werden, die Isolation oder längerfristige Schließungen erfordern, „um dem Wohnprinzip unseres Hauses und den Begegnungen mit den Angehörigen gerecht zu werden“, erklärt die Direktorin vorausblickend. Ohne Freiflächen seien Seniorenwohnheime nicht denkbar „und auch diese müssen in Abschnitte gegliedert werden, die Begegnungen auch unter erschwerten Bedingungen zulassen.“ In Latsch setze man in Corona-Zeiten vor allem auf solche Freiflächen, um den Heimbewohnern einen Austausch mit den Angehörigen zu ermöglichen. So werden Besuche unter strikten Sicherheitsmaßnehmen im Garten Realität und hoffentlich bald auch Spaziergänge. Die Besuche im externen Besucherraum sind seit der erlaubten Einführung nach dem Abflachen der ersten Welle im Juni 2020 nie abgerissen, Videotelefonate seit März 2020 an der Tagesordnung.

Von Corona verschont

Vor allem auch dank der pflichtbewussten Einhaltung der Sicherheitsvorkehrungen seitens Mitarbeiter und Heimbewohner, sei das Heim vom Virus größtenteils verschont geblieben. So gab es im Annenbergheim keinen Todesfall im Zusammenhang mit Corona. Lediglich eine Heimbewohnerin war im November am Virus erkrankt, als sie von außerhalb des Heimes zurückkam. Nach einer Isolation in einer Übergangseinrichtung konnte sie die Krankheit erfolgreich besiegen, ohne dass weitere Heimbewohner betroffen waren. 
Überstanden ist die Pandemie aber freilich noch nicht. „Wie eingangs erwähnt, man wird damit leben müssen. Aber es kann nur besser werden und Schritt für Schritt kehren wir hoffentlich in die Normalität zurück“, so Janser. Cagalli, seit 2008 Direktorin des Heims, ergänzt: „Es war ein schwieriges Jahr, ein intensives. Aber man muss nach vorne blicken und die positiven Dinge herausheben und unser gemeinsamer Dank geht gemeinsam mit dem Verwaltungsrat an das großartige Team des Annenbergheims!“. Unter anderem habe man in einem Jahr Pandemie viel Unterstützung erfahren, von Privaten wie auch von Betrieben, die dem Heim etwa kostenlos Schutzmaterial zur Verfügung stellten und unter die Arme griffen. Cagalli und Janser betonen: „Ein Dank geht dabei an Stiftung Südtiroler Sparkasse, VIP - Verband der Vinschgauer Produzenten für Obst und Gemüse, Familie Kuppelwieser und Tarscher Suppensonntag, Firma Schenk aus Mals, MEMC - Meran, Südtirol Schützenbund für die Verteilung von Desinfektionsmitteln, Verein Comedicus für das Lächeln der Senioren, Judith E. Innerhofer, Martin Telser, Urban Nothdurfter, Berend Feddersen und Gudrun Esser für das Ehrenamt bei der Impf-Infoveranstaltung. Beim Dankespaket des Annenbergheims mit Geschenken und Gratis-Gutscheinen an die MitarbeiterInnen mitgemacht haben: Gemeinde Latsch und Kastelbell-Tschars, Weltladen Latsch, Bergführer Peter Vanzo, Senoner Hotelbedarf mit Raffeiner Orchideenwelt, sowie mit Rabatten MAXX Bike Eldorado mit Shuttledienst und Sissitours Meran. Ein „Vergelt’s Gott“ gehe auch an die Angehörigen für ihr Vertrauen und all die Süßigkeiten und an die Familie Gluderer für das „herzliche“ Geschenk. Der Präsident, die Direktorin, der Verwaltungsrat und alle die im Annenbergheim Latsch leben und arbeiten bedanken sich zudem besonders für die großzügige anonyme Spende im Jänner 2021 für die Tagesgestaltung des Annenbergheims, die über einen langen Zeitraum sehr viele besondere Tätigkeiten für die Senioren und Seniorinnen möglich machen wird. 

Michael Andres

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