Ein glückliches Laugenrind.

Der Bauer und seine Laugenrinder

In einem Gastbeitrag berichtet Tanja Gurschler über ihre Maturarbeit 

Publiziert in 20 / 2018 - Erschienen am 29. Mai 2018

Martell - Für ihre Maturaarbeit wählte die Schlanderserin Tanja Gurschler das Thema „Nachhaltige Fleischproduktion in Südtirol anhand des Beispiels Laugenrind“ und machte sich auf Spurensuche: Seit 14 Jahren ist der Bauer Erich Stricker aus dem Martelltal als Gründungsmitglied beim Projekt „LaugenRind“ mit dabei. Bei der Bezeichnung LaugenRind handelt es um eine eingetragene Marke. Die Rasse ist das Südtiroler Grauvieh. In Südtirol gibt es ca. 120-130 Ochsen. Das LaugenRind ist vor allem im Deutschnonsberg, im Ultental und eben im Vinschgau verbreitet. Viel Zeit, Hingabe und Freude hat Stricker in den Bauernhof und in die Zucht seiner Laugenrinder gesteckt. Er produziert heute ein reines Südtiroler Rind, das für höchste Qualität steht. Diese Rinder haben eine stabilere Gesundheit, als jene der Massentierhaltung und werden auch nicht im herkömmlichen Sinne gemästet. Neben den Laugenrindern betreibt er auch Schafhaltung und Braunviehaufzucht. Ich durfte Herrn Stricker auf seinem Hof, dem „Forrahof“, besuchen und ihm einige Fragen zum Thema Laugenrind stellen. „Die kleinen Kälber bekommen bei der Aufzucht nur warme Kuhmilch mit einem viertel Liter heißem Wasser, weil es so für die Verdauung verträglicher ist. Danach bekommen sie eine Getreidemischung“, erzählte er mir. Sobald die Tiere älter werden, werden sie mit Gerste, Heu und „Gruamet“ gefüttert. Die Bauern, die beim Laugenrind-Projekt mitmachen, müssen komplett auf Trockenmilch für die Kälber und auf die Silage verzichten. Zudem erzählte der Bauer, dass die Kälber mit 1-2 Monaten kastriert werden und dann mit einem halben Jahr auf die Alm kommen und dort je nach Witterung für ca. 100 Tage bleiben. „Für die Ochsen wäre es natürlich das Beste, wenn sie das ganze Jahr über im Freien bleiben könnten, dafür bräuchte ich aber einen Laufstall. Leider ist mein Hof für diesen Umbau zu klein, und es ist zu teuer“, gesteht er. Erich hat sich für die Laugenrinder und gegen die Milchproduktion entschieden, da sie weniger arbeitsintensiv sind und als Alternative für die Milchwirtschaft gelten. Mit der Milch, die nach dem Füttern der Kälber und dem Eigengebrauch noch übrig bleibt,  macht er Frischkäse. Die Ochsen am „Forrahof“ leben durchschnittlich 24-30 Monate, bis sie schlachtreif sind. Seit 2016 werden sie in Bozen geschlachtet. Der Transportweg ist also relativ kurz. Die Spesen bis zum Schlachter übernehmen die Bauern und danach der Metzger. Das Fleisch wird nach der Schlachtung von der DELEG an verschiedene Metzgereien verkauft und regional vermarktet. Mittlerweile wird es aber auch in begrenztem Ausmaß  ins Ausland exportiert, wo vor allem Feinkosthäuser ihr Auge auf dieses Produkt geworfen haben. Dazu zählt zum Beispiel Stefan Weiß vom Münchner Feinkosthaus Dallmayr. Auf den Bauernhöfen gibt es regelmäßige und unangekündigte Kontrollen, in denen kontrolliert wird, ob die Bauern auch die Vorschriften einhalten, zum Beispiel keine Silage lagern und füttern. Erich Stricker hofft, dass das Projekt Laugenrind weiterhin intensiv beworben und vermarktet wird. Denn wenn keine große Nachfrage mehr herrscht, muss er sich überlegen, wie er mit seiner Hofgröße zukünftig noch wirtschaften kann.

Redaktion

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