Bei einem Rundgang durch Garten und Haus konnten sich die Gäste ein Bild machen.
Vertreter des Verwaltungsrats und der Gemeinden bei der Hausbesichtigung (v.l.): Roswitha Rinner, Rosa Pichler, Konrad Raffeiner, Hannah Waldner, Franz Alfred Prieth, Roselinde Gunsch, Josef Thurner, Monika Platzgummer, Klaus Telser, Heinrich Wittmer und Christian Folie.
Roswitha Rinner
Konrad Raffeiner

Das Martinsheim im Wandel 

Vieles hat sich getan, aber auch viele Herausforderungen warten. 

Publiziert in 20 / 2023 - Erschienen am 7. November 2023

MALS - Vieles tat sich in den vergangenen Jahren im Martinsheim Mals. Das Seniorenwohnheim stehe aber auch vor großen Herausforderungen. Dies wurde bei der Vorstellung des Sozialberichts 2022 klar. Insbesondere der demografische Wandel der Gesellschaft und der gleichzeitige Mangel an Arbeitskräften bereitet den Seniorenwohnheimen generell großes Kopfzerbrechen. Um die Herausforderungen zu bewältigen und „klarzumachen, wo wir 2030 stehen wollen“, wurden einige Strategieziele erarbeitet, wie Konrad Raffeiner, der Präsident des Verwaltungsrates, erklärte. Er weiß: „Seniorenwohnheime werden tendenziell zu Pflegeeinrichtungen. Das bringt neue Herausforderungen mit sich“. 

Vier Strategieziele 

Als erstes Strategieziel wurde die Schaffung der strukturellen Voraussetzungen als Antwort auf die bevorstehende Überalterung der Bevölkerung definiert. Hierfür wurden bereits Maßnahmen verwirklicht. Die Erweiterung des Seniorenwohnheims, das sich an Personen aus dem Einzugsgebiet der Gemeinden Mals, Graun, Glurns und Taufers im Münstertal richtet, wurde abgeschlossen. „In Rekordzeit“, wie sich auch Direktorin Roswitha Rinner freute. 2020 hatten die Bauarbeiten begonnen, rund zwei Jahre später waren sie abgeschlossen. Das Erdgeschoss konnte bereits Ende des vergangenen Jahres bezogen werden, das Obergeschoss folgte im Juni, das Dachgeschoss vorzu -
je nach Verfügbarkeit von Pflegekräften (siehe auch Vorstellung im der Vinschger 19/23). Von 83 Betten wurde somit auf 100 aufgerüstet, darunter 70 Plätze für unbefristete Heimaufnahme, 20 Plätze für Menschen mit Demenz, fünf für Kurzzeitpflege und fünf für Übergangspflege. Bei einem Rundgang durch das Haus konnten sich die Mitglieder des Verwaltungsrats und die Vertreterinnen und Vertreter der Gemeinden davon ein Bild machen. In den nächsten Jahren stehen weitere bauliche Maßnahmen am Bestandsgebäude an. Ein zweites strategisches Ziel ist die Optimierung der Verwaltung. So wolle man unter anderem bei Lebensmitteln versuchen auf „Grüne Beschaffung“ zu setzen, sprich: Den Einkauf unter Berücksichtigung von Umweltaspekten, wie das Bevorzugen lokaler Kreisläufe.    

„Der Mensch wird nie ersetzt werden“ 

Ein wesentliches Strategieziel in Zeiten wie diesen ist freilich die Personalentwicklung. „Es gilt die Attraktivität des Martinsheims als Arbeitgeber zu steigern und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu binden“, unterstrich Raffeiner. Sicherlich sei in Zukunft auch die Künstliche Intelligenz eine Möglichkeit, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Aber: „Der Mensch wird nie ersetzt werden“, so Raffeiner. Insbesondere in den nächsten Jahren drohe die Personalentwicklung eine Herkules-Aufgabe zu werden. 97 Frauen und nur fünf Männer arbeiteten etwa mit Anfang des Jahres im Seniorenwohnheim. Damit habe man derzeit die Ressourcen für 80 Betten, es gelte jedoch auf 100 aufzustocken. Das Heim sei stets bemüht, die Personalsteuerung familienfreundlich zu gestalten und auf eine maximale Vereinbarkeit zwischen Familie und Beruf auszurichten. Vollzeit arbeiten 29 Personen, die weiteren in Teilzeit zwischen 85 und 50 Prozent. In den kommenden Jahren stehen einige Pensionierungen an, genau genommen bis inklusive 2025 sieben. „Allein 2025 gehen fünf Arbeitskräfte in Pension. Da fängt es dann an kritisch zu werden“, so Raffeiner.  Unter anderem mit verschiedenen Benefits wolle man dieser Situation entgegenwirken und neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anlocken bzw. die Fachkräfte langfristig binden. Zudem werde eine Zertifizierung für das „audit familieundberuf“ angestrebt, um noch familienfreundlicher zu werden. Außerdem setze man auf Imagewerbung, hier liegt bereits ein Konzept für die Präsenz auf den Social-Media-Kanälen vor. Ein viertes Strategieziel ist die gezielte Netzwerk- und Öffentlichkeitsarbeit, wie das viermal im Jahr herausgegebene Martinsblatt. 

Auf dem Weg zum Pflegeheim 

Gebe es derzeit noch eine „gesunde Mischung“ was die „eher Selbstständigen“ und die „Pflegebedürftigen“ im Heim betreffe, dürfe sich auch dies in den nächsten Jahren weiter ändern. Man sei „auf dem Weg zum Pflegeheim“. Die Aufnahmekriterien in Südtiroler Seniorenwohnheimen lassen seit rund fünf Jahren nur mehr Neuaufnahmen von Menschen mit Pflegestufe 3 und 4 zu, wie Raffeiner erinnerte. Dies habe für das soziale Leben und die Gemeinschaft im Heim gravierende Folgen. „Wenn wir nur mehr unselbstständige Menschen im Heim haben, dann bereitet mir diese Entwicklung Sorgen“, blickte der Martinsheim-Präsident voraus. Auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht sei dies für ein Heim problematisch, die Standards müssten erhöht und angepasst werden, der Fachkräftemangel werde noch akuter. Folgen könnten zudem höhere Kosten pro Bett, noch längere Wartezeiten und Leerstände sein. 

Neubestellung des Verwaltungsrats 

Eine weitere Herausforderung steht mit der Neubestellung des Verwaltungsrats auf dem Programm, die noch im November über die Bühne gehen sollte. Mit Anfang 2024 endet dann die 2018 begonnene Amtszeit. Konrad Raffeiner hat bereits angekündigt, als Präsident des Verwaltungsrates des Öffentlichen Betriebs für Pflege und Betreuungsdienste (ÖBPB) Martinsheim nicht mehr zur Verfügung zu stehen. „Vielen Dank an Konrad und bitte lass uns nicht im Stich. Wir hoffen, dass du uns noch begleitest“, appellierte der Malser Bürgermeister Josef Thurner. „Wenn dies von meiner Nachfolgerin oder meinem Nachfolger und der Direktorin gewünscht ist, gerne“, so der scheidende Präsident. 

Josef Laner

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