Damit auch in Indien Weihnachten wird!
Publiziert in 45 / 2015 - Erschienen am 16. Dezember 2015
Kinder im Müll, Leid und Hunger. Die Armut in Indien scheint grenzenlos. Darauf will Petra Theiner aus Prad aufmerksam machen.
Prad/Indien - Die Praderin Petra Theiner, langjähriges und engagiertes Mitglied beim Verein Südtiroler Ärzte für die Welt gelang es Ende November in Algund, einen ganzen Saal voller Zuhörer mit ihren Schilderungen und Bildern aus Indien zu beeindrucken und zu erschüttern. Auf Einladung der oew zeigte sie Fotos von grenzenlosem Elend der hungernden Bevölkerung, der verkrüppelten Menschen und an Rachitis erkrankten Kindern. Immer wieder warf sie die Frage nach dem Warum in den Raum; warum investiert in Indien niemand in die Armut? warum gibt es so viel Leid auf der Welt? und warum stirbt alle fünf Sekunden ein Kind an Unterernährung? Wo doch genug für alle da wäre!
Petra hat schon viel gesehen in Indien. Sie arbeitete viele Wochen im Sterbehaus und in Kleinkinderheimen von Mutter Teresa in Kalkutta, sie hat Anita geholfen, als diese bei einem Zugunglück beide Beine verloren hatte. Heute geht Anita mit neuen Beinprothesen.
Mit Spenden aus Südtirol wurden im Norden Indiens Wassertanks errichtet und Schulbauten finanziert. „Bauen müssen sie selbst; sie haben alle Zeit der Welt“, sagt Petra. Sie ist stolz auf diese kleinen, überschaubaren Projekte, die die Bevölkerung vor Ort weiterführen kann. „Die Menschen sind unsagbar dankbar dafür, denn Bildung und Wasser sind ihre Zukunft; aber unsere Projekte müssen immer Hilfe zur Selbsthilfe sein… sonst tragen sie keine Früchte.“
Höhepunkt des Abends war der Film über die Müllmenschen von Kalkutta. Viele Jahre wurde Petra der Aufstieg zu den Müllhalden verwehrt; endlich bekam sie die Genehmigung. Was sie dort sah, wird sie wohl nie mehr vergessen. Kinder jeden Alters wühlten mit bloßen Händen nach irgendetwas Essbarem oder Verwertbarem, um ein paar Rupien dafür zu bekommen. Gemeinsam mit den Salesianern vor Ort startete Petra im vorigen Jahr ein Projekt für die Müllmenschen von Kalkutta, um deren Hunger zu stillen und sie ärztlich behandeln zu lassen. Gemeinsam mit Spendengeldern aus Südtirol konnte Petra viele Menschen ins Krankenhaus bringen und Operationen bezahlen. Mit Spendengeldern erhofft sich Petra auch weiterhin, den Familien auf den Müllbergen Nahrungsmittelpakete zukommen und sie von Gesundheits- und Ausbildungsprogrammen profitieren zu lassen.
Fast 2000 Kinder können dank einer Patenschaft in Südtirol zur Schule gehen. Auch der Verein Hilfe für Kinder der Welt aus Bozen war am Benefizabend anwesend und die Besucher konnten sich über Patenschaften informieren.
Zum Abschluss dankte Petra allen Helfern und Spendern und bat die Anwesenden, das bevorstehende Weihnachtsfest bewusster und sinnvoller zu feiern, damit die wahren Werte nicht verloren gehen. Petra bat immer wieder, die Freude und das Lachen dieser besonderen Menschen mitzunehmen. „Die große Dankbarkeit, die Freude, dieses Lachen, diese Zufriedenheit der Menschen und diese schwarzen funkelnden Augen sind jedes Mal ein Geschenk für mich. Ich kehre immer reich beschenkt zurück.“
Musikalisch umrahmt wurde der Benefizabend von der Gruppe Leaving Town mit RAI-Moderator Roland Leitner, die tosenden Applaus erhielten. inge
Ingeborg Rainalter Rechenmacher