Ratssitzung mit geschlossenem Auftritt der Opposition: (v.l.) Christian Leiter, Sabine Zoderer (beide F), Monika Pföstl, Max Sparber, Benjamin Schupfer, Johannes Tappeiner und Jutta Pedri (alle BL).

„Da unten darf nichts mehr einschlafen“

Verkehrsbelastung immer unerträglicher. Demo am 17. September.

Publiziert in 16 / 2022 - Erschienen am 13. September 2022

Partschins - Wenn der Gemeinderat auf 626 Höhenmetern im Hauptort Partschins tagt, ist unter „da unten“ die bevölkerungs-
mäßig größere Fraktion Rabland auf 532 Höhenmetern gemeint. In der außerordentlichen Gemeinderatssitzung „oben“ am 30. August sollte nicht nur über „Beruhigungsmittel“ der unerträglichen Verkehrsbelastung „unten“ diskutiert, sondern ein Schritt weiter gegangen und konkretere Maßnahmen ins Auge gefasst werden. Die Einberufung des Rates war zum Leidwesen von Bürgermeister Luis Forcher von der Opposition - 5 Gemeinderäte der Bürgerliste Partschins Rabland Töll und 2 Räte der Freiheitlichen durchgesetzt worden. Forcher erinnerte an eine einstimmig gefasste Abmachung und meinte: „Diese Sitzung wird wieder viel Geld kosten.“ Er verlas als Punkt 2 der Tagesordnung die erste Anfrage: „Umfahrung SS 38 – Grundsatzentscheidung (kleine oder große Umfahrung)“. Von den Freiheitlichen (F) erklärte Sabine Zoderer: „Bitte, Sekretär, zu protokollieren: Ich verzichte für die Sache gern auf das Sitzungsgeld.“ Bürgermeister Forcher nannte es eine „schöne Geste“. Die Gruppe der Bürgerliste (BL) schloss sich an und verzichtete ebenfalls. Als Sprecherin der BL erinnerte Jutta Pedri an „den Stammtisch bei meteorologischer Weltuntergangsstimmung“. Sie habe damals gemerkt, dass sich viele Sorgen machen, man nehme die Angelegenheit nicht ernst und mache zu wenig Druck. Pedri bedauerte die Abwesenheit des zuständigen Referenten Hartmann Nischler (entschuldigt abwesend aus Gesundheitsgründen). Sie sei der Meinung, dass die in Bozen alles auf die lange Bank schieben wollen. Und zwar immer mit den Argumenten: „Ihr wisst nicht, was ihr wollt. Ihr seid euch nicht einig.“ Aufrüttelnd: „Wir müssen uns als Gruppe zeigen, damit da unten nicht wieder alles einschläft‘. Wir sind bereit, eine Demonstration zu organisieren. So etwas hat es schon mal gegeben.“ Zu lange habe man auf einen Ideenwettbewerb (für die Gemeinden übergreifende große Umfahrung) gewartet, der scheint versandet zu sein. Sabine Zoderer (F) informierte über Anfragen ihrer Partei im Landtag, nach denen ein Ideenwettbewerb nicht einmal ausgeschrieben worden sei. Landesrat Daniel Alfreider habe bis Ende Juli keine Mittel dafür bereitgestellt. „Wir erwarten uns, dass sich der gesamte Gemeinderat an der Demo beteiligt, um endlich ein Zeichen zu setzen“, forderte die Gemeinderätin der Freiheitlichen. Als Johannes Tappeiner (BL) konkrete Zusagen erfahren wollte, fragte Bürgermeister Forcher nach dem Zeitpunkt. Er wolle in der Erntezeit nicht Straßen sperren. Zudem sei er nur bereit mitzumachen, wenn die Bezirksgemeinschaft und die Gemeinden Algund und Marling mit ins Boot genommen würden. Es entwickelte sich allseits ein Abwägen und Überlegen. Benjamin Schupfer (BL) gehe es auch darum, zwischen den Gemeinden im Untervinschgau einheitlich ein Zeichen zu setzen, dass das Nadelöhr auf der Töll und alles, was es verursacht, für die Gemeinde Partschins nicht tragbar sei. Er war der Meinung: „Wenn der politische Wille da wäre, käme es auch hier zu einer Lösung.“ Jutta Pedri (BL) nannte den 17. September als möglichen Termin für die Demo. Für Johannes Tappeiner (BL) würde heuer nichts mehr passieren, wenn man aufs Klauben auch noch Rücksicht nehme. Jasmin Ramoser (SVP) wunderte sich, dass es um eine Grundsatzentscheidung zwischen „großer und kleiner Umfahrung“ gehe. Es könne wohl nur um eine Umfahrung gehen. Man habe als SVP-Ortsgruppe alle Probleme angesprochen und „im Land deponiert“. Tappeiner (BL) sprach von einer „nicht idealen Formulierung“. Um zu organisieren, müsse er aber wissen, wer interessiert sei. Regina Österreicher (SVP) blickte auf die bisher einzige Demonstration im Oktober 2015 zurück mit „fuchsteifelwilden Autofahrern“, gegenseitigem Beschimpfen und gefährlichen Situationen. Ulrich Schweitzer (SVP) gab an, dabei zu sein, wenn alles gut aufgebaut sei. Diese Maßnahme könne nur über den Präsidenten der Bezirksgemeinschaft (Luis Köll) führen. Er bestätigte Schupfer, dass die Botschaft eindeutig sein müsse, denn in Bozen würden sie nur vom Kreisverkehr und von der Radunterführung reden. Pedri (BL): „Das packen wir schon.“ Am 17., Samstag, stehe sowieso alles. Wichtig sei die Sicherheit. Der Bürgermeister schritt energisch gegen das Stimmengewirr ein. Max Sparber (BL) möchte die „kleinen Sachen“ wie Gehsteig nicht vergessen. Der Bürgermeister stimmte zu, sprach von einer „unzumutbaren Situation in Rabland“ und beharrte auf das Einbeziehen der Nachbargemeinden und der Bezirksgemeinschaft. Sabine Zoderer (F) forderte auf, entschlossen die Sache neu zu denken. Dauernd von 2040 (möglicher Termin zum Bau einer großen Umfahrung) zu reden, während die „Robelter“ im Verkehr ersticken, sei ein Farce, die nur ablenke und lähme. „Ich sitze hier und kämpfe auch darum, eine Umfahrung zu erleben. Dass es in Rabland keine Lebensqualität mehr gibt, haben wir jetzt wohl alle verstanden. Endlich sind wir soweit. Jetzt müssen wir auch die Schneid haben, auf die Barrikaden zu steigen, um – wenn nötig – bis ins Büro von Alfreider zu marschieren.“ Monika Pföstl (BL) zählte die Maßnahmen auf, die den Verkehr verlangsamen und die man schnell umsetzen könnte, wie die Bushaltestelle, weil der Bus auf der Straße stehen müsse, und der Bau eines Gehsteiges, weil er den Verkehr bremse. Schweitzer (SVP): „Ich erwarte mir, dass man ohne großen Aufwand ein kleines Drehbuch schreibt, um zu wissen, was passieren soll. Das würde sicher auch die Quästur interessieren.“ Pedri (BL): „Das haben wir auch vor. Es sei versichert, dass wir ‚unten‘ nicht die Clowns spielen müssen. Nochmals: Wer wäre dabei?“ Zusätzliche Klärungen verlangten Karl Moser, Christian Oberperfler: „Es kommt mir zu früh“, Tobias Nischler, Adolf Erlacher und Walter Laimer (alle SVP). Die Anfrage glitt nach fast einer Stunde auf die Anfrage betreffend die Situation der Bahn über.

Josef Laner

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