Bahnhof soll im Dorf bleiben
Viele Stabner stemmen sich gegen einen Neubau außerhalb des Zentrums.
Staben - Man habe die Vor- und Nachteile abgewogen und sei zur Ansicht gekommen, dass es für Staben die beste Lösung sei, die Bahn-Haltestelle am derzeitigen Standort aufzulassen und beim Bahnhof Schnalsthal, rund 500 Meter weiter östlich, einen neuen Kreuzungsbahnhof zu bauen. Mit dem Versuch, die Bevölkerung von Staben von diesem Vorhaben zu überzeugen, gingen die Gemeindeverwalter von Naturns sowie die Vertreter der STA (Südtiroler Transportstrukturen AG) und des Landesamtes für Mobilität bei einer Bürgerversammlung am 3. April allerdings baden.
Haltestelle viel zu kurz
Fest steht, dass auch an der Bahn-Haltestelle in Staben im Zuge der Elektrifizierung der Bahn bauliche Maßnahmen notwendig sind. „Die Haltestelle ist für die neuen Züge viel zu kurz“, sagte STA-Direktor Joachim Dejaco. Mit der Elektrifizierung werde eine Verdoppelung der Fahrgastkapazität angepeilt. Alle Züge werden künftig in beiden Richtungen im Halbstundentakt durch das Tal fahren und an allen Haltestellen halten. Für Staben seien zwei Varianten überprüft worden. Zum einen der Umbau der Haltestelle bzw. die Verlängerung derselben in Richtung Westen, wobei allerdings eine Kurvenstreckung notwendig wäre und wobei ca. 650 Quadratmeter Grundflächen angekauft werden müssten. Der Umbau würde in etwa 1,4 Mio. Euro kosten.
Vor- und Nachteile
Zum anderen wurde eine Verlegung der Haltestelle zum Bahnhof Schnalsthal untersucht, wobei der Erlebnisbahnhof unberührt bliebe. Für die Errichtung von zwei Bahnsteigen, den Bau einer Unterführung sowie von zwei Aufzügen, für Parkplätze, eine Buswendestelle und weitere Maßnahmen wären ca. 1,1 Mio. Euro notwendig. „Wir halten diese Variante nach dem Abwägen aller Vor- und Nachteile für die bessere, auch im Hinblick auf das gesamte künftige Fahrplankonzept“, so Dejaco. Günther Burger, der Direktor der Landesabteilung Mobilität, Heinz Dellago vom Amt für Personenverkehr und der STA-Bahntechniker Michael Prader stellten die Details der Neubau-Variante vor. Das Kerngebiet des Ortes wäre zu Fuß zwar weiterhin erreichbar, aber mit etwas längeren Wegen. Andererseits wären neue Wohnbauzonen sehr gut fußläufig erreichbar. Bad Kochenmoos sei in keiner Variante optimal angebunden. Der neue Bahnhof würde sich künftig zwar etwas außerhalb vom Zentrum befinden, könnte aber mit Buslinien gut angebunden werden. Einmal mit einer Verlängerung der sogenannten Schnalser Buslinie, die durch den Tunnel nach Staben und zum neuen Bahnhof führen würde, und einmal mit einem Kleinbus. Burger: „Man käme mit dem Bus stündlich zum Zug und hätte noch 5 Minuten zum Umsteigen.“
Viele Bedenken
Bei der Diskussion zeigte sich alsbald, dass die Mehrheit der Versammelten gegen den Neubau im Bereich des Bahnhofs Schnalsthal ist. Es wurde u.a. argumentiert, dass das Bahnfahren dadurch an Attraktivität einbüßen würde. Anstatt des Neubaus außerhalb des Zentrums sollte die bestehende Haltestelle umgebaut werden, auch wenn eine Kurvenstreckung notwendig ist. Bezweifelt wurde außerdem, dass der Neubau mit 1,1 Mio. Euro zu bewerkstelligen ist. Auch wenn die Umbauvariante um ca. 300.000 Euro mehr koste, sei sie zu bevorzugen, denn im Falle eines Neubaus würden Zusatzausgaben für die Busanbindungen entstehen. Zu bedenken gegeben wurde außerdem, dass es infolge des Buszubringerdienstes zu Belastungen im Dorf kommen könnte. Angesichts der klaren Stimmung gegen eine Verlegung des Bahnhofs kündigte Bürgermeister Andreas Heidegger an, dass die Gemeinde nun einen Informationsbrief an alle Haushalte von Staben verschicken und gleichzeitig dazu aufrufen werde, in einer Arbeitsgruppe mitzuarbeiten, um das Vorhaben zusammen mit dem Gemeindeausschuss sowie mit Fachleuten von STA und Land weiter zu überprüfen und eventuell auch zu überarbeiten.
Arbeitsgruppe wird eingesetzt
Den Vorwurf, wonach die Entscheidung für den Neubau de facto bereits gefallen sei, wies Heidegger zurück: „Wir haben gerade deshalb zu dieser Bürgerversammlung eingeladen, um festzustellen, wie die Bevölkerung zu diesem Vorhaben steht.“ Im Gemeindeausschuss sei man zwar nach mehreren Ortsaugenscheinen und Aussprachen sowie dem Abwägen der Vor- und Nachteile zur Überzeugung gelangt, dass der Neubau die bessere Variante sei. „Nach dem heutigen Abend aber ist für mich klar, dass es uns nicht gelungen ist, auch die Bevölkerung von Staben davon zu überzeugen“, sagte Vizebürgermeister Helmut Müller. Auch er sprach sich für die Einsetzung einer Arbeitsgruppe aus. Die Vertreter von STA und Land sicherten ihre Mitarbeit zu. Von der Forderung nach einer bindenden Volksbefragung in Staben zeigten sich Heidegger und Müller nicht begeistert. Die Entscheidung darüber, ob die bestehende Haltestelle umgebaut wird oder ein neuer Bahnhof entsteht, muss laut Heidegger innerhalb 2017 fallen, denn 2018 sind die Arbeiten auszuführen. Welche Arbeiten das sein werden, ist vorerst noch offen.