Mitglieder der Regierung des Kantons Graubünden und der Südtiroler Landesregierung beim Austauschtreffen im Noi Techpark in Bozen.

Austausch mit Graubünden

Publiziert in 21 / 2022 - Erschienen am 22. November 2022

Bozen/Vinschgau - Die Aufwertung des Stilfserjochs, die angepeilte Bahnverbindung Engadin-Vinschgau und das Interreg-Programm Italien-Schweiz waren einige der Themen, mit denen sich die Regierung des Kantons Graubünden und die Südtiroler Landesregierung am 18. November bei einer Arbeitssitzung im Noi Techpark in Bozen befassten. Landeshauptmann Arno Kompatscher und Regierungspräsident Marcus Caduff erinnerten eingangs daran, dass Südtirol und Graubünden historisch, kulturell, sozial, wirtschaftlich und politisch verbunden seien. Schon seit vielen Jahren tauschen sich die Regierungen regelmäßig aus. Nach einer pandemiebedingten Pause war es heuer wieder soweit. Viel Interesse zeigten die Gäste aus Graubünden für das Projekt zur nachhaltigen Aufwertung des Stilfserjochs und der Passstraße. Hierfür hatten die Region Lombardei und das Land Südtirol im April 2022 die Gesellschaft „Stilfserjoch GmbH“ gegründet. Das Joch soll attraktiver gestaltet werden. Vorgesehen ist auch die Schaffung eines Besucherzentrums in der ehemaligen Festung in Gomagoi. Graubünden ist über den Umbrailpass direkt an die Stilfserjoch-Passstraße angebunden, sodass sich das Projekt auch auf Graubünden auswirken wird. Für den Kanton wird daher ein Beobachterstatus in der Gesellschaft angestrebt. Zum Thema Eisenbahnverbindung Terra Raetica (Tirol, Südtirol, Graubünden und Lombardei) wurde bekräftigt, dass man in den kommenden Jahren eine definitive Trassenführung ausfindig machen will. Die dazu nötigen geologischen und hydrogeologischen Untersuchungen mit vertiefenden Studien müssen die ökologische, soziale und ökonomische Nachhaltigkeit berücksichtigen und sind zum Teil noch in Arbeit. Der Vorsitz der Arbeitsgruppe Terra Raetica liegt derzeit beim Kanton Graubünden. Die Regierungen teilen die Vision, dass die Schiene als Rückgrat des öffentlichen Nahverkehrs für die grenzüberschreitende Mobilität im Dreiländereck in Zukunft eine wichtige Rolle spielen soll. Auch das Interreg-Programm Italien-Schweiz stand auf der Tagesordnung. Das neue Programm (2021-2027) dürfte in Kürze von der EU-Kommission genehmigt werden. Insgesamt stehen rund 144 Millionen Euro zur Verfügung. Im Kooperationsraum der Terra Raetica wird ein Kleinprojektfonds eingerichtet. Ein neues Interreg-Ziel ist es, die Rolle der Kultur und des nachhaltigen Tourismus zu stärken. Bezüglich der Großraubwild-Thematik - Wolfsrisse sind sowohl in Graubünden als auch in Südtirol ein großes Problem - wurde vereinbart, den Datenaustausch zu intensivieren und auf Bündner Erfahrung zurückzugreifen, um auch in Südtirol noch bessere Argumente für pragmatische Managementsysteme einschließlich Präventivmaßnahmen zu haben. Als positives Beispiel gelebter Zusammenarbeit wurde das Angebot hervorgehoben, wonach die Bevölkerung von Taufers im Münstertal seit Mai 2022 die Notfallversorgung im „Center da sandà Val Müstair“ in Anspruch nehmen kann. Beim Arbeitstreffen wurde über weitere Angebote grenzüberschreitender Gesundheitsversorgung gesprochen. Gedankt wurde dem Kanton Graubünden für eine vorläufige unbürokratische Lösung im Zusammenhang mit der Auszahlung des Familiengeldes an Grenzpendelnde aus Südtirol. Weitere Themen waren eine gemeinsame nachhaltige Entwicklung in den grenznahen Einzugsgebieten im Münstertal und oberen Vinschgau, aber auch die Zusammenarbeit beim Bevölkerungs- und Zivilschutz. Im Anschluss an die Sitzung besichtigten die Bündner Regierungsmitglieder mit Regierungspräsident Marcus Caduff sowie den Regierungsräten Peter Peyer, Jon Domenic Parolini, Christian Rathgeb und Mario Cavigelli den Noi Techpark.

Josef Laner

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