Ausnahmewinter für den Straßendienst
Ordentliche Ausgaben schnellen in die Höhe.
Vinschgau - Die enormen Schneefälle des Ausnahmewinters 2020/2021 und der pandemiebedingte Ausfall mehrerer Mitarbeiter eines Stützpunktes haben den Straßendienst Vinschgau in den vergangenen Monaten vor besondere Herausforderungen gestellt. Die außergewöhnlichen Niederschläge sind mittlerweile zwar zum Großteil im wahrsten Sinne des Wortes Schnee von gestern, doch die damit zusammenhängenden Folgen und Schäden wurden erst kürzlich in ihrem vollen Ausmaß sichtbar. An fast allen Ecken und Enden des 378 Kilometer umfassenden Straßennetzes im Einzugsgebiet des Straßendienstes Vinschgau entstanden Schäden, die zum Teil bereits behoben sind bzw. die es noch zu beseitigen gilt.
Corona schlug im Februar zu
Dass just im Februar ein Gutteil des Mitarbeiterstabes in einem Stützpunkt an Corona erkrankt bzw. in Quarantäne war, traf den Straßendienst insofern hart, als dass genau während dieser niederschlagsintensiven Zeit Mitarbeiter der angrenzenden Stützpunkte aushelfen mussten, um die zum Stützpunkt gehörige Zone zu betreuen. Das hat laut Amtsdirektor Stephan Bauer zwar grundsätzlich gut geklappt, aber es ist immer ein Problem, wenn erfahrene Mitarbeiter, die ihre Zone genauestens kennen und über alles bestens Bescheid wissen, plötzlich für mehrere Wochen ausfallen. „Die Erfahrung und das Wissen unserer Vorarbeiter sind seit jeher ein großer Mehrwert, wenn es darum geht, den Schnee richtig und möglichst schnell zu räumen“, so Stephan Bauer.
Rund 300.000 Euro Mehrkosten
Unabhängig von der Behebung der Winterschäden haben die außergewöhnlichen Schneefalle auch zu einer erheblichen Steigerung der ordentlichen Ausgaben geführt. Kommt der Straßendienst Vinschgau in normalen Jahren mit rund 1,6 Millionen Euro für die ordentliche Instandhaltung des Straßennetzes aus, „so werden es heuer um die 2 Millionen werden“, schätzt der Amtsdirektor. Über den Daumen gepeilt brauchte es jeweils rund 100.000 Euro an Mehrausgaben für das Streusalz, für Dieseltreibstoff sowie für Arbeiten, die an Dritte vergeben wurden. Gut bewährt habe sich der landesweit organisierte Zentraleinkauf von Streusalz, Kaltasphalt und anderen Gütern. „Auch die stete Erneuerung des Fuhrparks ist dem Landesrat Daniel Alfreider ein großes Anliegen“, bestätigt Stephan Bauer. Auch der Fuhrpark des Straßendienstes Vinschgau sei teilweise veraltet. Aber auch einen Wermutstropfen nennt er: „Zwischen der Ausschreibung, Anschaffung und Zustellung der neuen Maschinen vergeht viel Zeit.“
Viele Gemeinden „stöhnen“
Teils große Löcher hat der Ausnahmenwinter auch in den Kassen vieler Gemeinden versursacht. So haben sich die laufenden Ausgaben für die Schneeräumung vielerorts nicht nur verdoppelt, sondern vervielfacht. Mit den Gemeinden arbeitet der Straßendienst laut Stephan Bauer prinzipiell sehr gut zusammen: „Rund ein Drittel des vom Straßendienst verwalteten Straßennetzes sind Gemeindestraßen, bei denen aufgrund eigener Vereinbarungen der Straßendienst die ordentliche Instandhaltung durchführt. Die betroffenen Gemeinden übernehmen zwar ein Teil der Kosten, aber damit können wir die tatsächlichen Spesen bei weitem nicht vollständig decken. Manchmal sind schon allein die Kosten für das Salz höher als der Beitrag.“
Kalter und heißer Asphalt
Um die gröbsten und größten Löcher auf den Straßen zu beseitigten, setzten die Straßendienst-Mitarbeiter zunächst Kaltasphalt ein. „Mittlerweile haben wir bereits begonnen, einzelne Straßen- bzw. Fahrbahnabschnitte mit heißem Asphalt neu zu asphaltieren“, sagte der Amtsdirektor am 16. April. An diesem Tag wurde übrigens die Erneuerung der Leitplanken entlang eines rund 2 Kilometer langen Straßenteilstückes auf der „Laaser Geraden“ fertiggestellt. Ebenfalls im Gang war zu diesem Zeitpunkt die Räumung der Passstraße auf das Stilfserjoch. Stephan Bauer: „Wir haben uns bis zum Weißn Knott hochgearbeitet. Läuft alles nach Plan, wird die Passstraße um den 30. Mai herum geöffnet werden können.“ Das sei allerdings mit einem dicken Fragezeichen verbunden, „denn die größte Rolle spielt auf dem Stilfserjoch immer noch das Wetter.“
Außerordentliche Projekte
Für außerordentliche Instandhaltungen stehen dem Straßendienst Vinschgau, bei dem übrigens insgesamt 74 Personen beschäftigt sind, jährlich rund 3 Millionen Euro zur Verfügung. Für heuer ist unter anderem geplant, die Kehren 1, 2 und 3 auf dem Stilfserjoch neu zu gestalten. Die Steinschlagschutzmaßnahmen entlang der Landesstraße nach Katharinaberg will der Straßendienst heuer abschließen. In der Latschander sind Sicherungsmaßnahmen an den südseitigen Stützmauern geplant. In Glurns und Schlinig werden Straßenteilstücke mit neuen Leitplanken ausgestattet. Auch entlang der Marteller Landesstraße sind kleinere Arbeiten vorgesehen. Zu den Schwerpunkten gehören aber nach den Schäden des vergangenen Winters, die infolge von Schnee, Frost und Räumungsarbeiten entstanden sind, zwei Asphaltierungsprogramme. Mehr als willkommen sind laut dem Amtsdirektor weitere Geldmittel, die der Staat infolge des Sturmtiefs Vaia (Ende Oktober 2018) ausschüttet.