Gruppenbild am Eingang des Vinzenzheimes, aus dem nun ein Mehrfamilienhaus mit 23 Mietwohnungen geworden ist.
Das große Umbauprojekt „Vinzenzheim mit Areal“ wurde kürzlich erfolgreich abgeschlossen.
Im Bild (v.l.): Bürgermeister Dieter Pinggera, die Generaloberin Sr. Dr. Maria Gerlinde Kätzler vom Mutterhaus in Zams, Sr. Anna Theresia Maurberger, die gesetzliche Vertreterin des Vinzenzheimes, und Klaus Kirchmaier von der DREIKA, seines Zeichens auch Präsident der Stiftung Congregatio Jesu.
Das „Mosaik St. Vinzenz“, das Robert Scherer 1986 geschaffen hat, ist nach wie vor das prägendste Außenelement des Hauses.

Aus Heim wird Mehrfamilienhaus

Umbau des Vinzenzheimes in Schlanders ist abgeschlossen. 23 Mietwohnungen zu erschwinglichen Preisen. Dank an die Barmherzigen Schwestern.  

Publiziert in 23 / 2024 - Erschienen am 17. Dezember 2024

Schlanders - Nach dem erfolgreichen Abschluss umfassender Sanierungs- und Umbauarbeiten hat jetzt im Vinzenzheim in Schlanders eine neue Etappe begonnen. Dort, wo früher das Heim untergebracht war, haben die Barmherzigen Schwestern über 23 kleine und größere Mietwohnungen zu erschwinglichen Preisen errichtet. „Es ist uns damit gelungen, dem sozialen Auftrag des Gründers des Hauses, Dr. Heinrich Vögele, auch in unserer Zeit gerecht zu werden“, freute sich Sr. Anna Theresia Maurberger, die gesetzliche Vertreterin des Vinzenzheimes, als sie am 13. Dezember viele Gäste zur Segensfeier begrüßen konnte, mit welcher der Abschluss des großen Umbauprojektes gefeiert wurde. Neben Mitschwestern der Gemeinschaft der Barmherzigen Schwestern des hl. Vinzenz von Paul in Bozen und Schwestern der Kongregation der Barmherzigen Schwestern des Mutterhauses Zams mit der Generaloberin Sr. Dr. Maria Gerlinde Kätzler an der Spitze waren auch Vertreterinnen und Vertreter der Gemeinde Schlanders, der Firma DREIKA, weiterer beteiligter Firmen aus der Gemeinde Schlanders und weitere Gäste gekommen. 

Lange Geschichte 

Die gelungene Umstrukturierung des früheren Heimes in ein Mehrfamilienhaus ist das jüngste Puzzlestück in der langen und bewegten Geschichte des Vinzenzheimes. Sr. Anna Theresia Maurberger erinnerte an den Landesgerichtsarzt Dr. Heinrich Vögele, dem das Haus seinen Ursprung verdankt. Er war „ein Freund der Armen, der Kinder und Jugendlichen und ein heimlicher Wohltäter für Familien in Not.“ Der Name des Gründers lebt in der Bezeichnung der Institution „Dr. Vögele Haus“ weiter. Es handelte sich ursprünglich um ein Waisenhaus, das der Landesgerichtsarzt 1866 den Barmherzigen Schwestern des Mutterhauses Zams bei Landeck überließ. Diese hatten sich schon seit 1856 der armen Kinder und Mädchen von Schlanders und Umgebung angenommen, zunächst im „Alten Spital“ in Schlanders und später im „Dr. Vögele Haus“. 1959 wurde dieses Haus durch einen Brand, ausgelöst von einem Faschingsknallkörper, wie dies Schwester Agnes am Rande der Segensfeier bestätigte, zerstört. Die Barmherzigen Schwestern von Bozen errichteten daraufhin, auch mit Hilfe öffentlicher Unterstützung, ein neues Haus und benannten es nach ihrem Ordensgründer, dem hl. Vinzenz von Paul. Das Vinzenzheim wurde nun ein Heim für Schüler- und Schülerinnen, in dem die Schwestern in Zusammenarbeit mit pädagogischen Fachkräften Kinder und Jugendliche betreuten und ihnen eine intensive Lernbetreuung anboten.

Wertvolle Bildungs - und Erziehungsarbeit

Über Jahrzehnte hinweg war die Bildungs- und Erziehungsarbeit im Vinzenzheim für Sechs- bis Sechzehnjährige geschätzt und gefragt. „Dank der pädagogisch-didaktischen Betreuung in kleinen Gruppen konnte eine effiziente Bildungs- und Erziehungsarbeit geleistet werden“, blickte Sr. Maurberger zurück. Weil aber die Kosten für die Führung des Heimes stetig stiegen, insbesondere die Ausgaben für das Personal, begab man sich auf die Suche nach neuen Wegen, „um dem Vinzenzheim eine Zukunft zu sichern.“ 2016 wurde die Sozialgenossenschaft Vinzenzheim gegründet. Gründungsmitglieder waren neben den Barmherzigen Schwestern Bürgermeister Dieter Pinggera, die Gemeinderätinnen Monika Wielander und Monika Holzner, Klaus Kirchmaier von der DREIKA, seines Zeichens auch Präsident der Stiftung Congregatio Jesu, und Hermann Steiner (bureau Plattner -  Wirtschaftsprüfer, Steuerberater und Rechtsanwälte) in Bozen. Später kamen weitere Mitglieder dazu, u.a. auch Heinrich Fliri. Trotz aller Bemühungen wurden die finanziellen Engpässe immer gravierender. Sr. Maurberger: „Die Zeit für Schülerheime alten Formats schien abgelaufen zu sein. Die Vollzeitunterbringung war nicht mehr so gewünscht, und die Lernbegleitung im sogenannten Tagesheim brachte bei allem nötigen Aufwand nicht die erforderlichen Einkünfte. Große Bereiche des Heimes blieben ungenützt, mussten aber doch geheizt und gewartet werden.“

Großer Bedarf an Mietwohnungen

Um dem sozialen Auftrag von Dr. Heinrich Vögele auch heute noch gerecht zu werden, haben die Schwestern schließlich beschlossen, das große Haus, erbaut 1959, von Grund auf zu sanieren, umzubauen und Mietwohnungen zu einem erschwinglichen Preis anzubieten. Wie Bürgermeister Dieter Pinggera in seinen Grußworten bestätigte, war und ist der Bedarf an günstigen Mietwohnungen in der Gemeinde Schlanders groß. Im Anschluss an die einvernehmliche Auflösung der Sozialgenossenschaft Vinzenzheim wurden deren Tätigkeitsfelder (Lernbetreuung und Kindertagesstätte) an die Sozialgenossenschaft LOLA (Mals) übertragen. Für das Erdgeschoss haben die Barmherzigen Schwestern einen Mietvertrag mit der LOLA abgeschlossen. In den Stockwerken darüber befinden sich nun die Mietwohnungen.

Ein bisschen Wehmut

Ganz ohne Wehmut ging die Segensfeier mit Dekan P. Mathew Kozhuppakalam, der die Menschen und die neuen Wohnungen segnete, nicht vonstatten. Vor allem nicht bei Schwester Agnes und Schwester Renate. Sie waren 2023 als letzte Barmherzige Schwestern in Schlanders in das Provinzhaus ihres Ordens nach Bozen gezogen. Damals ging eine Ära zu Ende. Schwester Agnes hatte 46 Jahre lang im Vinzenzheim gearbeitet und war stets die gute Seele des Hauses. Bürgermeister Dieter Pinggera dankte den Barmherzigen Schwestern für das insgesamt rund 170-jährige, segensreiche Wirken im Krankenhaus, im Vinzenzheim und in anderen Bereichen. „Und der heutige Tag erfüllt uns mit Freude. Es ist ein Glücksfall für die Gemeinde, dass die Barmherzigen Schwestern leistbare Mietwohnungen zur Verfügung stellen.“ Ebenso bedankte sich Pinggera für die günstige Bereitstellung des Erdgeschosses, wo die Kindertagesstätte (15 Plätze) sowie die Nachmittags- und Sommerbetreuung von Beginn an gut weitergeführt werden können. Einen Dank sprach er auch allen beteiligten Firmen für die gelungene Innen- und Außensanierung des Hauses aus. Im Anschluss an die Segensfeier lud Sr. Anna Theresia Maurberger alle zu einer Marende in das Hotel „Maria Theresia“ ein.

Josef Laner

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