Aufrufe für den Frieden
Nicht der Krieg, sondern der Frieden muss das Ziel sein. Gefallenen-Gedenkfeiern in Spondinig und Martell mit Parallelen.
MARTELL/SPONDINIG - Traditionell am Vormittag des Seelensonntags bei der Kapelle in „Maria Schmelz“ sowie am Nachmittag auf dem Soldatenfriedhof in Spondinig standen die Gefallenen-Gedenkfeiern des Vinschger Kameradenverbands (VKV) und der Vinschger Schützen auf dem Programm. Der ehemalige Bezirksmajor Peter Kaserer erinnerte in Martell unter anderem an die Standschützen im 1. Weltkrieg an der Cevedale-Front und gab weitere Einblicke in die Geschichte. Freilich durften Parallelen zum Hier und Heute nicht fehlen. „Ja, es gibt wieder Krieg in Europa. Und wir brauchen uns nichts vorzumachen, wir sind mittendrin“, sagte er auch im Hinblick auf die Ukraine. Kriegsinstrumente seien heute vor allem Information und Fehlinformation. Die moderne Kriegsführung wolle Zwietracht in der Welt säen. Soziale Medien seien dabei oft ein Sprachrohr. „Sie sind asozial“, kritisierte Kaserer.
Auch der Abbau des Militärs in vielen Ländern der Welt wurde kritisiert. „Einer der größten Fehler Europas war es, den Frieden als ewig zu betrachten. Wer wäre heute noch in der Lage, das Land zu verteidigen, wie es die Standschützen getan haben“, so Kaserer besorgt. Der Marteller Bürgermeister Georg Altstätter dankte den Schützen, dass sie mit der Gedenkveranstaltung in Martell jährlich daran erinnern, „dass Krieg nicht das richtige Mittel ist“. Das eigentliche Mittel sei der Frieden. Verhandlungen zu führen sei Aufgabe der Politik. „Leider gibt es viele Leute, die polarisieren wollen“, kritisierte Altstätter politische Populisten. Die Ehrenformation bildeten die Schützen aus Latsch, Goldrain und Morter. Musikanten aus Morter und Martell sorgten für die musikalische Umrahmung der Gedenkfeier.
„Ist der Friede unmöglich?“
Auch in Spondinig standen das Gedenken an die Gefallenen und gleichzeitig der Blick auf die Gegenwart im Mittelpunkt. „Haben die Menschen nichts gelernt? Ist der Friede unmöglich?“, fragte Hochw. Werner Mair bei der Heiligen Messe in Spondinig. Er erinnerte daran, dass es auf der Welt viele verschiedene Krisen und Kriegsherde gebe und bat darum, „die Menschen zum Werkzeug des Friedens zu machen“. Die Gedenkrede hielt Gerald Holzer vom Ortler Sammlerverein, der sich der Suche, Aufbewahrung und Konservierung von Überresten aus dem Ersten Weltkrieg an der Ortlerfront widmet. In seiner Gedenkrede las er einen handgeschriebenen Brief vor, den der Verein 2018 gefunden hatte. Der Brief, datiert auf Juli 1918, richtet sich an einen Soldaten. Auf Tschechisch schreibt eine Frau ihrem Mann. Das Dokument, dessen Urheber und Empfänger unbekannt sind, gibt Einblicke in die Wirren des Krieges und die Hoffnungen auf ein baldiges Wiedersehen. Ein Brief, „passend zu diesem Kriegerfriedhof, wo Soldaten aus mehreren Nationen begraben sind“, unterstrich Holzer. Zum Programm gehörten auch die Gräbersegnung und die Niederlegung zweier Kränze. Der Obmann des VKV, Adalbert Tschenett, bedankte sich bei den Anwesenden. Aus der Politik waren u.a. mehrere Bürgermeister/innen vertreten: Heiko Hauser (Schluderns), Verena Tröger (Laas), Roselinde Gunsch (Taufers im Münstertal), Rafael Alber (Prad) und Franz Heinisch (Stilfs). Auch der Landtagsabgeordnete Sepp Noggler wohnte der Veranstaltung bei. Die SK Prad unter dem Kommando von Alfred Theiner feuerte die Ehrensalven ab. Die MK Eyrs umrahmte die Feier musikalisch.