Rund 240 Lehrpersonen, Schulführungskräfte sowie Kindergärtnerinnen und Kindergärtner aus allen Landsteilen nahmen an der Tagung in der BASIS teil.
Verena Rinner und die 3 Pioniere (v.l.): Pepe Kühebacher, Reinhard Zangerle und Karl Spergser.
Verena Rinner und die 3 Pioniere (v.l.): Pepe Kühebacher, Reinhard Zangerle und Karl Spergser.
Ruth Warger

Auffangen und begleiten

Wie geht man in Kindergärten und Schulen mit Krisen und Notfällen möglichst professionell um?

Publiziert in 6 / 2024 - Erschienen am 26. März 2024

Schlanders - Was soll eine Lehrperson den Kindern und Jugendlichen sagen, wenn jemand aus ihrer Klasse tödlich verunglückt ist, sich schwer verletzt hat oder sich anderweitig in einer besonderen Krisensituation befindet? Und wie soll man es sagen? Sind auch die betroffenen Familien miteinzubeziehen? Diese und weitere Themen standen im Mittelpunkt der 2. Südtiroler Care Team Tagung, zu der Verena Rinner, die Direktorin des Oberschulzentrums Schlanders, am 15. März rund 240 Lehrpersonen, Schulführungskräfte sowie Kindergärtnerinnen und Kindergärtner aus allen Landesteilen in der BASIS in Schlanders begrüßen konnte. Unter Care Teams sind Kriseninterventionsteams zu verstehen, die sich eigens ausbilden, um Kinder und Jugendliche in Krisensituationen aufzufangen und zu begleiten.

Umgang mit Krisen

Verena Rinner erinnerte an den Leitfaden zum Umgang mit Krisen an Schulen, wie er 2008 ausgearbeitet worden war. 2018 fand im Pustertal die 1. Südtiroler Care Team Tagung statt. Es wurde vereinbart, alle 2 Jahre eine Tagung zu veranstalten. Die Covid-Jahre führten zu einer Verzögerung, sodass die 2. Tagung erst jetzt stattfinden konnte. Die Organisation hatten der ehemalige Direktor Reinhard Zangerle (Schulsprengel Graun und Prad) und Verena Rinner übernommen. Neben Zangerle bat Rinner noch 2 weitere Care Team-Pioniere für Grußworte auf die Bühne, und zwar die ehemaligen Direktoren Pepe Kühebacher (Pustertal) und Karl Spergser (Lana). Die Pioniere freuten sich, dass die Care Team-Idee gewachsen ist und weitergetragen wird. Landesrat Philipp Achammer, der Notfallpsychologe Erwin Steiner und die Landesschuldirektorin Sigrun Falkensteiner hoben die Bedeutung der Tagung, des damit verbundenen Erfahrungsaustausches und der gegenseitigen Gespräche hervor. Kindergärten und Schulen hätten laut Achammer die Aufgabe, die Sichtweise in jeglicher Situation auf den Menschen zu richten. Es gelte hinzuschauen und „nicht an den Kindern und Jugendlichen vorbeizuunterrichten“, sagte Falkensteiner. Das Bewusstsein für Krisen habe sich erweitert. Steiner bedankte sich bei allen Care Teams: „Kindergärten und Schulen bilden in Notsituationen oft ein stabiles Umfeld.“ Eine gute notfallpsychologische Erstversorgung könne dazu beitragen, „dass Wunden leichter und schneller heilen und weniger tiefe Narben bleiben.“

Vor-, Für- und Nachsorge

Die Arbeit der Care Teams fußt auf dem 3-Säulen-Prinzip der Vor-, Für- und Nachsorge. In ihrem Hauptvortrag ging die aus Mals stammenden Psychologin Ruth Warger auf das Thema „Krisenkommunikation im Notfall“ ein. Ein richtiges Informationsmanagement gehöre zu den Kernaufgaben der Teams. Wichtig sei es, glaubwürdig, zeitnah und offensiv zu kommunizieren, „weil das einerseits das Vertrauen und Sicherheitsgefühl fördert und andererseits dazu beiträgt, Missverständnisse und Gerüchte einzuschränken.“ Zu den Grundregeln der Krisenkommunikation gehören u.a. die Vermittlung von Ruhe und Sicherheit, die Benennung der Betroffenheit und eine verständliche Sprache. Die Wünsche der betroffenen Familie, mit welcher immer eine Führungsperson in Kontakt treten sollte, seien zu respektieren. Die Schulen hätten sich an dem zu orientieren, „was die betroffene Familie möchte.“ Warger: „Es muss schon vorab festgelegt sein, wer wen informiert, wie und worüber gesprochen wird und wo.“ Mit den Kindern und Jugendlichen sollte in Kleingruppen geredet werden. Zum Umgang mit den Medien sagte Ruth, dass diese Aufgabe immer Chefsache sein sollte und es besser sei, „einen Schritt voraus zu sein, als erst im Nachhinein zu reagieren.“

Von Jugendsuizid bis Selbstschutz

Im Anschluss an das Hauptreferat fanden in der BASIS, in der Aula der Grundschule und in der Turnhalle der TFO Workshops mit Fachleuten statt. Die Themen reichten von „Selbstschutz und Psychohygiene“ über den Umgang mit schweren Erkrankungen von Kindern und Jugendlichen bis hin zu Jugendsuizid und „Suizid - Kinder als Hinterbliebene“. Mitgetragen und finanziert werden die Südtiroler Care Team Tagungen von allen Bezirksgemeinschaften des Landes.

Josef Laner

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