In Partschins tat und tut sich einiges: Bürgermeister Luis Forcher hat alle Hände voll zu tun.

Aufbruchstimmung

Bürgermeister Alois Forcher alias „der Koltenbocher Luis“ im Interview. 

Publiziert in 1 / 2025 - Erschienen am 14. Januar 2025

Partschins - Seit 15 Jahren gehört der Landwirt Alois Forcher zu den Gut- und Schlecht-Wetter-Machern in Partschins. Er wurde 2010 von Bürgermeister Albert Gögele zum Stellvertreter berufen und durfte sich seit 2020 selbst 1. Bürger der Tourismusgemeinde Partschins nennen. 

der Vinschger: Herr Bürgermeister, hat Ihre Familie einen „Vulgonamen“? 

Alois Forcher: Ja, man nennt uns die Koltenbocher. Scheinbar soll in früheren Zeiten der Bach ganz nahe am Hof vorbeigeflossen sein.

Jetzt ersuche ich den Koltenbocher Luis, sich an die Gemeinderatswahlen von 2010 zu erinnern. Es ging um den Wechsel im Bürgermeister-Amt. Langzeitbürgermeister Robert Tappeiner wollte nicht mehr. Das war damals sicher für Partschins wie eine Zeitenwende? 

Das war’s. Da fand dann ja das Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den Bürgermeisterkandidaten Albert Gögele und Stefan Ganterer statt. Da hatte ich mich nie eingemischt.  

Dann hat der Koltenbocher Luis also schon damals auf den Bürgermeistersessel gespitzt? 

(Alois Forcher lacht) Nicht mal im Traum. Albert hat mich dann als Vize eingesetzt und alle waren einverstanden. Sicher war es interessant, die Karriereleiter so nach und nach emporzusteigen, aber nicht ganz einfach. Das muss gesagt sein. Aber als Bürgermeister hat man ein ganz anderes Paar Schuhe zu tragen. Es ist ein „Voll-time-Job“.  Wir hatten kaum Opposition damals. 

Heute ist es tatsächlich anders. Sie haben heute mehr als „a bissele Opposition“. Sie übt Druck aus und stellt Forderungen. In Ihrer Zeit ist die Opposition sehr stark geworden. Das hängt nicht nur von der Anzahl ihrer Anhänger ab, sondern eher – wahrscheinlich vor allem - vom Bildungsstand ihrer führenden Köpfe. Wie fest und sicher sitzt die derzeitige SVP-Regierung im Ratsaal? Gibt es auch interne Strömungen, die die Arbeit der Mandatare kritisch betrachten? Schließlich waren es die Bauern, die einmal mit der Zusammensetzung des Ausschusses überhaupt nicht zufrieden waren.

Das mag einmal gewesen sein. Aber da der Vizebürgermeister auch Bauer ist, der mich ganz stark unterstützt, so wie es mit Bürgermeister Gögele und mir gewesen ist, glaub ich, dass sich das entkräftet hat. Natürlich, aufstocken könnte man ja immer… Wir haben uns aber für einen Ausschuss mit 5 Referenten entschieden.

Thema Feldweg. Wie wichtig ist euch diese Zufahrt?

Der Feldweg ist für uns eine wichtige Geschichte. Mit dem Bau des neuen Camping-Platzes in der Sportzone wird mehr Verkehr entstehen, und zwar einer mit Wohnwagen und Camper. In unserem Dorf mit unseren „Gasslen“ hätten wir große Probleme. Das war so angedacht, sollte der Campingplatz kommen, ist die Aus- und Zufahrt via Feldweg eine Notwendigkeit. Viele kommen vom Westen, aus dem Vinschgau, und wollen in die Sportzone oder zur Seilbahn Texel. So erspart man sich die Zufahrt durch‘s Dorf.

Wenn man jetzt alle „Tatorte“ überblickt, scheint die Gemeinde Partschins so etwas wie eine Aufbruchstimmung zu erleben.  Lässt sich diese Stimmung auch auf die nächste Verwaltungsperiode übertragen? Noch wichtiger die Frage: Kommt diese Stimmung der derzeitigen Verwaltung zugute oder steht wieder eine Zeitenwende bevor?

Für die Gemeinde läuft es so sehr positiv. Es besteht aber kein Grund, diese Entwicklung mir auf meine Fahne zu schreiben, dazu hatten schon Albert Gögele und seine Verwalter ihren Teil beigetragen, dass wir heute sind, wo wir sind. Derzeit haben wir sehr gute Kontakte zur Landesregierung, vor allem zu Landesrat Daniel Alfreider und zu den Landestechnikern. Wir haben festgestellt, dass wir uns gegenseitig brauchen. 

Ich bin fast erschrocken, als ich am 18. Dezember auf der Töll, auf  dem Weg nach Meran, den Auflauf an Menschen und Maschinen an der Abzweigung nach Partschins gesehen habe. Jetzt greift das Land aber richtig ein, hab ich mir gedacht. Es entstehen ja Landesbaustellen.

Im Grunde ja, da sind aber unsere Infrastrukturen dazwischen, die wir zu verlegen haben und die wir versuchen, gemeinsam zu verlegen. Wir sind schon doch involviert. Das ist ja unser Glück, a mol olleweil. Schließlich geht es beim zukünftigen Kreisverkehr und bei der Unterführung des Radweges um Einrichtungen, die dem gesamten Verkehr im Tal zugutekommen. 

Was heißt „unsere Infrastrukturen“? 

Unsere Trinkwasserleitung, unsere Mittelspannungsleitung, die ganzen Kabel, die über die Brücke gehen. Was jetzt wirklich eine Herausforderung ist, ist die Gasleitung, die auf dem Radweg verläuft. Wie gesagt, das ist auf allen Baustellen ziemlich gleich. Beim Radweg sind mehrere Leitungen verlegt worden, die werden erst jetzt nach und nach neu verlegt, um die Rad- und Fußgängerunterführung korrekt angehen zu können. Diese Situation gilt für alle 3 Baustellen. Beim Kreisverkehr, bei der Radwegunterführung und ebenso beim Projekt Feldweg. 

Also ist nur die Riesenbaustelle Camping eine private Initiative? 

 Ja, es ist eine private Initiative und eigentlich mit dem Tourismuskonzept entstanden. Damals sprach man von 160 Stellplätzen, inzwischen sind es 140, trotzdem ist es eine eher größere Baustelle, wie man sieht.

Ich hab mir in Sportvereinskreisen sagen lassen, dass die Reihe der Investitionen in der Sportzone nicht aufhört, dass es die Sportanlagen bzw. den Fußballplatz selbst betrifft.

Ja, das ist das nächste, große Thema, das wir im heurigen Haushalt untergebracht haben. Der Kunstrasen muss erneuert werden und da reden wir von sehr viel Geld. Nichtdestotrotz wir haben, was Sportplatz betrifft, auch an eine Erweiterung gedacht. Davon gibt es bereits eine Machbarkeitsstudie.

Erweiterung, wohin?

Gegen Westen, Richtung Berg. Die Bauleitplan-Änderung ist schon durchgeführt worden. Was in den nächsten Tagen passieren wird, ist die Ablösung des Grundes, weil wir einen Grund angekauft haben, der dann getauscht wird, um eine  Erweiterung  nach Westen zu ermöglichen. Sportmäßig ist das derzeit eine der großen Herausforderungen.

Wieder ein Schwenk Richtung Verkehr: Glauben die Rablander inzwischen, dass sich eine Umfahrung betreffend etwas tun wird?

Ich glaube jetzt – nach und mit der Grundsatzentscheidung - hat man schon verstanden, dass irgendwas geschehen muss, dass gerade jetzt auch von Seiten des Landes Interesse besteht. Aber man muss sich auch bewusst sein, dass es sehr viel Arbeit gewesen ist. Dass die Bezirksgemeinschaft Vinschgau, die Bezirksgemeinschaft Burggrafenamt und deren Vorsitzende Dieter Pinggera und Luis Kröll voll auf unserer Seite standen und uns unterstützt haben. Aber auch, dass von Seiten des Landesrates für Mobilität die Einsicht gewachsen ist, wie wichtig diese Geschichte ist. Mag sein, dass die Diskussion um die Reparatur der Luegbrücke das Ihre beigetragen hat. Der nächste Schritt ist der, dass wir schauen müssen, das Bestmögliche für die Grundbesitzer und für die Betroffenen herauszuholen, dass die auch morgen noch ein Dasein haben.

Ich habe jetzt nicht den vollen Überblick, aber kommen beim Radweg auch Private „zum Handkuss“?

Beim Radweg ist es so, dass wir dem Stromversorgungsunternehmen Alperia den Parkplatz auf der linken Straßenseite Richtung Meran abgekauft haben. Dabei geht es nicht nur um den Radweg, sondern auch um die bessere Gestaltung des früheren Areals. 

Behält der Parkplatz seine Funktion wie bisher? 

Er wird etwas kleiner werden. Noch liegt das fertige Projekt aber nicht vor. 

Ich habe vorhin die Aufbruchstimmung erwähnt. Spürt man sie auch im Rat? Zum Beispiel in der letzten Gemeinderatssitzung vom 17. Dezember 2024? 

Im Rat selbst vielleicht etwas weniger. Aber man sieht‘s jetzt auch im Dorf. Wir möchten nicht mit jeder Kleinigkeit in die Presse gehen, aber wir sehen, dass das Thema Verkehr unseren Bürgern schon wichtig ist. Gerade beim Gemeindeentwicklungsprogramm war es die große Frage: Was passiert mit dem Verkehr? Ich glaube, das sind erste, hoffnungsvolle Schritte und der nächste große Schritt ist dann die Umfahrung. 

Interessante und für die Anrainer und Betroffenen sehr schwierige Zeiten stehen bevor. Auf welch gelungenes Werk schaut der Bürgermeister mit der größten Befriedigung? 

Ich denke da an den Bau der Wasserkraftwerke Unterstufe und Oberstufe Salten und die Sanierung des Schwimmbades. Weiters ist es uns gelungen, in Zusammenarbeit mit der Pfarrei das Haus der Dorfgemeinschaft wieder für die Allgemeinheit zu öffnen. Es sind aber noch mehrere Projekte zu verwirklichen. Da ist einmal die gesamte Trinkwasserversorgung, wo wir dahinter bleiben müssen. Dadurch, dass wir neue Bürger dazu bekommen und dass ein Camping-Platz entsteht, steigt der Trinkwasserbedarf, den wir im Auge behalten müssen. Etwas Besonderes ist das Gemeindeentwicklungsprogramm, wo man versucht hat, mit den Bürgern ins Gespräch zu kommen. Dass sich so viele eingebracht haben, hat mich schon gefreut. Was uns erst noch beschäftigen wird, ist das Schulareal Rabland – eines der größten Bauvorhaben, das wir in der Gemeinde haben werden. Es fängt mit der Kita und dem Kindergarten an, es kommen Schule und Vereinsheim dazu. Sicher werden wir ohne Unterstützung durch das Land das Projekt nicht stemmen. Im Raum stehen die Sanierung der Mittelschule und die energetische Sanierung des Rathauses mit Erweiterungen um Büroräume. Ich könnte noch mehr Projekte nennen…

Ein Schlusswort zum Thema Umfahrung! Welche konkreten Schritte stehen bevor?

Der Gemeinderat hat die Grundsatzentscheidung getroffen. Nun wird das Land die Bauleitänderung vorbereiten und eintragen. Dann werden Vor- und Ausführungsprojekt entstehen. Wir haben gute Hoffnung, denn Landesrat Alfreider will voll dahinterstehen.  Eines ist sicher, es geht um überschaubare Summen, die im Landeshaushalt Platz haben, hingegen war es ein Wunschdenken, an 300 oder 400 Millionen für eine große Umfahrung zu denken. Zudem ist es auch unsere Aufgabe, übermäßigen Verbrauch von Kulturgrund zu vermeiden. 

Direkt gefragt: Wie zufrieden sind die Partschinser mit ihrem Bürgermeister?

Dazu kann ICH jetzt nichts sagen. Da müsste man jemand anderes fragen. Ich versuch immer wieder – wenn’s nur irgendwie möglich ist – mit den Bürgern in Kontakt zu kommen. Was mir einfach wichtig vorkommt, -  wie auch beim Projekt Sportplatz – der Grundbesitzer muss zuerst informiert werden und er muss mitspielen. Ein Fazit meinerseits, wir haben in den letzten 5 Jahren sehr viel erreicht. Es ist nicht alles von mir ausgegangen, es stehen mehr dahinter und wir sind – Mitarbeiter und Ausschuss – dann einfach eine große Familie. 

Wie hat die Opposition bestehend aus „Freie Wähler“ und „Neue Bürgerliste Partschins Rabland Töll“ auf die neuesten Entwicklungen reagiert?

Die Opposition steht geschlossen hinter dem Projekt Umfahrung Rabland, wie die Abstimmung im Gemeinderat ja verdeutlicht hat. Man hat versucht, mit den Grundeigentümern zu reden. Wir haben viele Sitzungen hinter uns, auch informelle und es ist uns gelungen, einen gemeinsamen Konsens zu finden. 

Günther Schöpf

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