Bürgermeister Zeno Christanell und Landeshauptmann Arno Kompatscher.

3,650 Millionen Euro für drei Standortgemeinden

Kraftwerk Naturns: Gemeinde legt konkrete Verwendungsvorschläge vor.

Publiziert in 19 / 2023 - Erschienen am 24. Oktober 2023

Naturns - Über 3.650.000 Euro stehen den Standortgemeinden des Kraftwerks Naturns (Schnals, Naturns und Kastelbell-Tschars) in den kommenden 3 Jahren zur Verfügung. Der Naturnser Bürgermeister Zeno Christanell will laut einer Pressemitteilung dafür sorgen, „dass davon möglichst viele Bürgerinnen und Bürger profitieren, unter anderem mit der Verlegung der Hochspannungsleitung in Kompatsch.“ Der Vernagt-Stausee im Schnalstal wird vom Schnalser Bach gespeist. Der Stausee liegt auf 1.689 Metern Höhe und hat eine Fläche von ca. 100 ha. Errichtet wurde eine 65 Meter hohe Staumauer. Im Stausee versanken acht Höfe der sich heute am Ufer befindenden Ortschaft Vernagt. Die Turmspitze des „Leiter-Kirchleins“ ragt im Frühjahr bei niedrigem Wasserstand aus dem See. Das Wasserkraftwerk Naturns wurde durch die Etschwerke der Städte Meran und Bozen, heute fusioniert zu Alperia, von 1953 bis 1956 gebaut und 1963 in Betrieb genommen. Das Wasserkraftwerk nutzt die sehr hohe Fallhöhe von 1.135 m. Es ist das größte Hochdruckwasserkraftwerk in Südtirol und wird von der Landesenergiegesellschaft Alperia betrieben. Die Wasserfassung beim Vernagt-Stausee ist 15 km entfernt. Auf dieser Strecke wird noch das Wasser des Pfossen-, Graf-, Mastaun- und Penaudbaches zugeleitet. Dann fällt es mit einer im Gelände offen verlegten 2 km langen Druckrohrleitung zum Kraftwerk. Das Einzugsgebiet beträgt 67,8 Quadratkilometer, das Fassungsvermögen des Stausees 42 Millionen Kubikmeter. Durch die maximale ableitbare Wassermenge von 18,15 m3/s können bei einer installierten Leistung von 230 MW durchschnittlich 304 Millionen KWh pro Jahr grüner Strom produziert werden.

Ökologisch und wirtschaftlich wichtig
Neben dem großen ökologischen Wert der Wasserkraft zeigt Landeshauptmann Arno Kompatscher auch die wirtschaftliche Bedeutung auf: „Alperia ist ein Energieunternehmen, das dem Land und mehrheitlich den Gemeinden gehört – somit auf jeden Fall zu 100 Prozent den Südtirolerinnen und Südtiroler. Wir haben heute also die Steuerleistungen und Gebühren sowie die Dividenden, die in die öffentlichen Haushalte fließen. Dazu kommen dann auch noch die Umweltgelder, welche den Menschen vor Ort sehr direkt zugutekommen. Unterm Strich profitieren so alle von der heimgeholten Energie.“ Die Umweltgelder stehen nun auch der Gemeinde Naturns zur Verfügung. Gemäß Artikel 19/bis des Landesgesetzes vom 20. Juli 2006, Nr. 7, ist vorgesehen, dass die scheidenden Konzessionäre von Großkraftwerken - bis zur Erneuerung der verfallenen Konzession - einen jährlichen Zusatzzins von 38 Euro/kW Nennleistung für die Umsetzung von Umweltmaßnahmen zu Gunsten des Gebietes der betroffenen Ufergemeinden entrichten müssen. Die Konzession für das Kraftwerk Naturns verfiel mit Datum 28. April 2023. Der Zusatzzins, der rund 1.450.000 Euro jährlich beträgt, muss somit ab dem 29. April 2023 von Alperia Greenpower entrichtet werden. Bereits im Frühjahr 2023 haben mehrere Treffen mit den Vertretern der Gemeinden Schnals, Naturns und Kastelbell-Tschars zur Aufteilung dieser Umweltgelder des Kraftwerks Naturns stattgefunden.

Aufteilungsschlüssel vereinbart
Die Umweltdefizite, die aus der Errichtung und dem Betrieb der Wasserkraftanlage nachweisbar sind, wurden in vier Bereichen (getätigte Investitionen, Umweltauswirkungen, entgangene Produktion und Einschränkung der Möglichkeiten in der Raumordnungsplanung) erhoben und entsprechend gewichtet. Auf Basis dieser objektiven Analyse einigten sich die Gemeinderäte auf folgenden Aufteilungsschlüssel: Gemeinde Schnals 59,5%, Gemeinde Naturns 35,5% und Gemeinde Kastelbell-Tschars 5%. „Die Gemeinde Naturns hat mittlerweile ihre konkreten Projekte Alperia Greenpower vorgelegt. Mit den Umweltgeldern soll in erster Linie die Hochspannungsleitung aus dem Wohngebiet in Kompatsch verlegt werden. Mit der Umsetzung würde der Konzessionär betraut“, so der Naturnser Bürgermeister Zeno Christanell. Gleichzeitig soll der dortige Parkplatz naturnah umgestaltet werden. Weitere eingereichte Vorhaben sind die Zivilschutzmaßnahmen in Staben, Kompatsch und beim Weintal. Ebenfalls kann das Geld für den Bau der Kanalisierung am Nörderberg im Bereich Schwarzplatz bis zur Waldschenke verwendet werden, sowie für die Errichtung des Trinkwasserkraftwerkes und die Quellsanierung Haselbrunn. „Uns ist es wichtig, dass die Bürgerinnen und Bürger direkt von den Umweltgeldern profitieren und in erster Linie die Belastungen vermindert werden. Dann soll auch in den Zivilschutz für Wohngebiete investiert werden, was zu einer Steigerung der Sicherheit von vielen Menschen führt“, unterstreicht der Bürgermeister. So bringe das Kraftwerk in Zukunft für die Naturnserinnen und Naturnser einen großen unmittelbaren Vorteil.

Redaktion

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