25 Jahre EGO
Energiegenossenschaft Oberland-Rojenbach blickt zurück und nach vorne.
Reschen - In den 1990er Jahren war das Haushaltskapitel „Laufende Einnahmen“ der Gemeinde Graun zeitweise so leer, wie es der Stausee während der Aufschüttungsarbeiten jeweils im Frühjahr der Jahre 2023 und 2024 war. Das Fehlen laufender Einnahmen für die Vergabe von Beiträgen an Vereine oder für die Aufnahme von Darlehen für Investitionen war eine der Hauptursachen für die Gründung der Energiegenossenschaft Oberland-Rojenbach vor 25 Jahren. „Wir ließen eine Studie ausarbeiten und wollten das Erfolgsmodell der historischen Energiegenossenschaft, wie es Georg Wunderer in Prad umgesetzt hat, ‚kopieren’“, blickte Albrecht „Abi“ Plangger, der von 1990 bis 2010 Grauner Bürgermeister war, bei der schlichten EGO-Jubiläumsfeier am 5. Oktober beim Kraftwerk Rojenbach-Piz in Reschen zurück. Alle EGO-Mitglieder und Partner waren zur Jubiläumsfeier eingeladen worden. Neben Albrecht Plangger, den er als „Erfinder“ der EGO bezeichnete, rief der derzeitige EGO-Obmann Johannes Habicher auch den Mitinitiator und Gründungsobmann Alfons Wallnöfer ans Podium. Wallnöfer blickte auf den Bau der 2 Wasserkraftwerke Rojenbach und Ochsenberg zurück, auf die Steigerung der Mitgliederzahl von ursprünglich 466 auf nunmehr rund 800 und auf viele weitere Aufgabenfelder, denen sich die EGO im Laufe der 25 Jahre zusammen mit der Gemeinde, den Bioenergiegenossenschaften St. Valentin auf der Haide und Reschen, der 3E OHG und weiteren Partnern gewidmet hat und nach wie vor widmet. Gründungsmitglieder der EGO, die am 15. Juni 1999 aus der Taufe gehoben wurde, waren Alfons Wallnöfer, Johann Josef Stecher, Nikolaus Hohenegger, Peter Federspiel, Ernst Hohenegger, Manfred Köllemann, Heinrich Weiss, Burkhard Pohl, Walter Kaserer und Eduard Fritz.
„Bozen gab man damals noch Rauchzeichen“
Nicht ohne eine Brise Stolz erinnerte Patrizia Stecher, die seit über 17 Jahren mit ihrem Team in der EGO-Verwaltung arbeitet, in ihrer Rückschau an den Ausbau des Glasfasernetzes. Als im Dezember 2014 die ersten Kunden an das Netz angeschlossen werden konnten, „gab Bozen zu dieser Zeit internetmäßig noch ‚Rauchzeichen’“. Insgesamt wurden ca. 135 Kilometer Kabel und ein 5 Kilometer langes Seekabel verlegt. Schon seit Jahren sind auch periphere Gebiete wie Rojen, Schöneben, Giern, Spin, Padöll, Plagött und alle Weiler in Langtaufers und weitere Orte erschlossen. Auch die Verdienste, die sich der Obmann Johann Stecher bis zu seinem Tod am 17. April 2022 erworben hatte, ließ Patti nicht unerwähnt. Nie ganz aufgegeben habe Johann Stecher den Plan, weitere Kraftwerke zu errichten. Besonders am Herzen sei ihm das Wasserkraftwerk Karlinbach gelegen, doch auch dafür kam mit dem Gewässerschutzplan 2015 der „Todesstoß.“ Gewürdigt hat Patrizia Stecher auch den Einsatz ihres Vaters Walter, der von 1999 bis 2007 für die Verwaltung zuständig war, sowie von allen früheren und bisherigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie ehemaligen und jetzigen Mitgliedern des Verwaltungs- und Aufsichtsrates. Für die EGO-Gründungsmitglieder gab es „Grundwasser“ als Geschenk, sprich Liköre und Schnäpse.
An neuen Herausforderungen fehlt es nicht
Aufbauend auf die Erfolgsgeschichte der vergangenen 25 Jahre stehen der EGO, an der die Gemeinde übrigens mit 27 Prozent beteiligt ist, in Zukunft noch weitere und wichtige Herausforderungen ins Haus. Darauf verwies neben Albrecht Plangger auch der amtierende Bürgermeister Franz Prieth: „In Sachen erneuerbare Energie ist unsere Gemeinde gut aufgestellt. Bei uns wird ca. zweieinhalb Mal mehr erneuerbare Energie erzeugt, als die Gemeinde braucht.“ Über 80 Prozent der von der Gemeinde verbrauchten Energie stammen aus erneuerbaren Quellen. Nun gelte es, die neuen Aufgaben im Zusammenhang mit dem Klimaplan anzugehen, wobei nicht zuletzt auch die EGO als „Motor“ gefordert sei, etwa im Bereich der Elektromobilität. Das neue Hallenbad, das derzeit in Graun entsteht, werde mit einer hochmodernen Photovoltaikanlage ausgestattet, mit welcher der Energieverbrauch gedeckt werden kann.
Bewusst verhindert?
Was Albrecht Plangger immer noch bedauert, ist der Umstand, dass es nicht gelungen ist, seinerzeit auch in Graun eine historische Genossenschaft nach dem Muster von Prad zu gründen. Er habe den Verdacht, dass die Gründung einer historischen Genossenschaft bewusst verhindert worden sein könnte und sei gewillt, dieser Sache auf den Grund zu gehen. Zu den besonderen Gästen der Jubiläumsfeier gehörten unter anderen Herbert Von Leon, der Obmann des Raiffeisenverbandes, sowie Gisella Novelli (Raiffeisen Energy GmbH). Eingeleitet hatte die Feier Pfarrer Anton Pfeifer mit einem gemeinsamen Gebet und der Erteilung des kirchlichen Segens.