Erste Bioalm-Saison
85 Milchkühe von Bio-Betrieben auf der Gonda-Alm
Matsch - Die Idee, eine der beiden Almen in Matsch biologisch zu bewirtschaften, wurde schon vor einigen Jahren von Matscher Bauern angedacht. Neu aufgegriffen und umgesetzt wurde die Idee der Bioalm im Rahmen des Projektes „Machbarkeit BioTal Matsch.“ Nach der Kortscher Alm ist die auf 2.000 Höhenmeter gelegene Gonda-Alm oberhalb des Dorfes Matsch die zweite Alm im Vinschgau, die als Bioalm bewirtschaftet wird. Um die erste Saison der biologischen Bewirtschaftung gebührend zu feiern, wurde am 28. Juli zu einem besonderen Alpfest mit Bergsegnung und Käseanschnitt eingeladen. „Das Interesse seitens der Biobauern an der Bioalm war enorm“, sagte der Alpmeister Stefan Weisenhorn. Bereits im Dezember 2018 waren innerhalb einer Woche über 80 Biokühe angemeldet worden. Am Ende waren es 120 Anmeldungen, „aber mehr als 85 Kühe konnten wir nicht aufnehmen.“ Besonders erfreulich sei, dass diese Kühe fast ausschließlich aus dem Gemeindegebiet von Mals stammen. Nur 3 Kühe sind von Schluderns auf die Gonda-Alm gebracht worden. Nicht unerwähnt ließ der Alpmeister die vielen Sitzungen, Gespräche und zum Teil zähen Verhandlungen, die es im Vorfeld der Idee-Umsetzung geben hatte. Einen großen Dank zollte Stefan Weisenhorn daher jenen konventionellen Bauern, die bisher ihre Kühe auf der Gonda-Alm gealpt haben und sich bereit erklärten, ihre Kühe ab heuer auf die innere Matscher Alm zu bringen, die nicht biologisch bewirtschaftet wird.
Mitglied bei Bioland
Zusammen mit den Bauern, die heuer ihre Kühe auf der Gonda-Alm alpen, war zudem gemeinsam beschlossen worden, dass die Alm dem Bioland Verband Südtirol als Mitglied beitritt. Als Alpmeister liege ihm vor allem die Alm und eine ordnungsgemäße Bewirtschaftung der Alm am Herzen, „egal, ob es sich nun um Kühe aus Biobetrieben oder Nicht-Biobetrieben handelt“, sagte Stefan Weisenhorn. Einen besonderen Dank zollte er allen Bauern, der Eigenverwaltung Matsch, der die Alm gehört, dem Hirten Othmar Telser, dem Malser Bürgermeister Ulrich Veith für seinen Einsatz und sein Entgegenkommen und nicht zuletzt der Arbeitsgruppe des Projektes „Machbarkeit BioTal Matsch“ mit der Koordinatorin Anja Matscher an der Spitze. Zu den Ehrengästen beim Alpfest gehörte u.a. auch der Bioland-Geschäftsführer Reinhard Verdorfer.
Die Hälfte der Milch wird veredelt
Von den insgesamt rund 80.000 Litern Bio-Milch, die auf der Gonda-Alm pro Sommer gemolken werden, wird die Hälfte in der Sennerei in Matsch zu Käse und Butter verarbeitet. Die andere Hälfte wird an die Bergmilch Südtirol verkauft. Wie Reinhard Schuster, der bei Bergmilch Südtirol für das Mitgliederwesen zuständig ist, dem
der Vinschger bestätigte, sei die Biomilch sehr gefragt, „besonders im Sommer als Frischmilch und für den Joghurt-Bereich.“ Auch an eine eventuelle Bio-Joghurt-Linie werde gedacht. Für Biomilch werde knapp 80 Cent pro Liter bezahlt, für die „normale“ Milch etwas mehr als 54 Cent. Die Biomilch der Gonda-Alm gelangt über eine ca. 2,3 Kilometer lange Rohrleitung von der Alm direkt in die Sennerei. Zusätzlich zum Weidegras bekommen die Kühe auf der Gonda-Alm ausschließlich biozertifiziertes Zusatzfutter, sprich kontrollierte Getreidemischungen. Einen Ausschankbetrieb gibt es auf der Gonda-Alm nicht.
Mutiger Schritt
Bürgermeister Ulrich Veith gratulierte den Biobauern und allen weiteren Beteiligten zum mutigen Schritt und zur weitsichtigen Entscheidung. Viel Lob und Anerkennung gab es auch für den Alpkäse und die Alpbutter. Der Senner Fabian Weisenhorn aus Matsch hatte eigens für das Alpfest und den offiziellen Käseanschnitt verschiedene Frischkäse und Joghurt hergestellt. Mehrfach lobend hervorgehoben wurde von den Festbesuchern auch die nicht alltägliche Speisekarte. Passend zur Philosophie der Bioalm gab es nicht nur Bio-Säfte, Bio-Weine und Bio-Biere, sondern auch Bio-Wurst, Bio-Schnitzel, Bio-Krautsalat, Bio-Kartoffel, Bio-Kaffee, Bio-Alpjoghurt mit Marmelade und viele weitere Bio-Speisen aus dem Vinschgau und ganz Südtirol. Diakon Norbert Punter, der eine Andacht hielt und den Bergsegen erteilte, erinnerte an die Verantwortung des Menschen für die Natur, die Umwelt und die Gesundheit. Musikalisch umrahmt hat die Andacht der Kirchenchor Matsch. Die Bäuerinnen von Matsch hatten für die Alpfestbesucher köstliche Kuchen zubereitet. Der Alpmeister dankte abschließend allen freiwilligen Helferinnen und Helfern, die zum Gelingen des Alpfestes beigetragen haben.
Rund 40% Bioflächen
Anja Matscher erinnerte an den Grundgedanken des Projektes „Machbarkeit BioTal Matsch.“ Es gehe darum, gemeinsam mit den Menschen vor Ort eine nachhaltige und umweltverträgliche Lebens- und Wirtschaftsweise zu stärken. Mit der Nutzung von Talenten und Stärken vor Ort lassen sich Mehrwerte für alle schaffen. Es sei mehr als erfreulich, dass mittlerweile rund 40 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzflächen in Matsch und Muntetschinig biologisch bewirtschaftet werden. Zu den vielen Initiativen im Rahmen der Projektes „Machbarkeit BioTal Matsch“ gehört unter anderem auch der Verkauf regionaler und biologischer Produkte im Dorfladen Stecher in Matsch. Im Sommer 2017 wurde Matsch zum ersten Bergsteigerdorf in Südtirol gekürt. Das Tal ist seither Teil des länderübergreifenden Netzwerkes der Bergsteigerdörfer.