25 Jahre Leselust und mehr
Publiziert in 8 / 2007 - Erschienen am 7. März 2007
Der Beschluss für die Errichtung einer öffentlichen Bibliothek in Schlanders geht auf das Jahr 1980 zurück. Am 13. März 1982 wurde die Bibliothek Schlandersburg unter Bürgermeister Heinrich Kofler und auf Initiative der ehemaligen Kulturassessorin Frieda Oberegelsbacher sowie von Hans Wielander vom Arbeitskreis Vinschgau ihrer Bestimmung übergeben. Aus diesem Anlass findet genau 25 Jahre danach am 13. März 2007 um 19.30 Uhr eine Jubiläumsfeier in der Schlandersburg statt. Nach einem Rückblick in Bildern hält Volker Klotz vom Amt für Bibliotheken den Festvortrag „Leselust und mehr: die öffentliche Bibliothek“. Bibliotheksleiter Raimund Rechenmacher wird das Veranstaltungsprogramm der Mittelpunktbibliothek für 2007 vorstellen. Genau wie vor 25 Jahren werden Schüler der Mittelschule Schlanders die Feierlichkeit musikalisch umrahmen.
„Der Vinschger“ hat mit Raimund Rechenmacher ein kurzes Gespräch geführt:
„Der Vinschger“: Was hat sich seit der Gründung der Bibliothek alles verändert?
Raimund Rechenmacher: Die auffälligste Veränderung ist sicher jene der baulichen Struktur. 1982 konnten nur 3 Räume bezogen werden, heute kann fast der gesamte Westflügel der Schlandersburg genutzt werden. Dadurch können Buch- und Medienbestände großzügig präsentiert werden und noch dazu steht ausreichend Platz für die Benutzer zur Verfügung. Die Räumlichkeiten eignen sich außerdem vorzüglich für kulturelle Veranstaltungen.
Wesentliches verändert hat sich seit der Eröffnung auch im Buch- und Medienbestand. Waren bei der Eröffnung gerade einmal 4.800 Bücher vorhanden, so besitzt die Bibliothek heute über 27.000 Bücher. Dazu kamen in den letzten Jahren Hörkassetten, CD, Videos, DVD, CDROM und Spiele.
Seit dem Jahr 1998 steht den Benutzern zudem ein Internetzugang zur Verfügung, der den Zugang zum weltweiten Informationsnetz garantiert. In den kommenden Wochen werden, sozusagen als Geburtstagsgeschenk, neue Maschinen mit ADSL-Zugang zur Verfügung gestellt. Durch den Zugriff auf die Kataloge der großen Bibliotheken konnte das Informationsangebot beträchtlich erweitert werden. Der wöchentliche Lieferdienst aus der Landesbibliothek hat sich sehr bewährt, seit neuestem können auch Bücher aus der Universitätsbibliothek Bozen und den an diese angeschlossenen Bibliotheken wöchentlich geliefert werden. Über internationale Fernleihe können fast alle Bücher aus dem deutschsprachigen Raum sowie englische und italienische Titel besorgt werden.
„Der Vinschger“: Die Bibliothek hat kürzlich die 10.000ste Leserin in ihrer Kartei aufgenommen. Wie hat sich das Leseverhalten in den letzten Jahren verändert?
Raimund Rechenmacher: Rund 2.700 Personen nutzen die Bücherei regelmäßig. In den ersten Jahren waren die Kinder die größte Benutzergruppe, das hat sich mittlerweile verändert. Am stärksten unter den Lesern vertreten ist heute die Altersgruppe zwischen 25 und 45 Jahren. Während die Grundschüler noch fleißig lesen, macht sich bei den Mittel- und Oberschülern ein negativer Trend bemerkbar. Vor allem die Buben können immer weniger mit dem Medium Buch anfangen. Die Konkurrenz des Internets, der PC-Spiele, von Sport und anderen Interessen ist bei dieser Zielgruppe besonders groß. Bei den Erwachsenen hingegen ist eine deutliche Zunahme der Ausleihen, vor allem bei den Frauen feststellbar. Auch unsere Senioren nutzen zunehmend das Angebot der Bibliothek. 110 Benutzer waren über 60 Jahre alt.
„Der Vinschger“: Welche Aufgabe wird die Bibliothek in Zukunft haben?
Raimund Rechenmacher: Kernbereich wird weiterhin die Vermittlung von Büchern und Medien sein. Der Fernleihverkehr aus anderen Bibliotheken wird dabei immer größere Bedeutung erlangen. Weiterhin wird es unsere Aufgabe sein, die Leseförderung zu unterstützen. Noch nie war die Kulturtechnik des Lesens so wichtig wie heute. Nur wer fit im Lesen ist, kann sich im Informationsdschungel der heutigen Zeit zurechtfinden. Eine weitere wichtige Aufgabe der Schlandersburg sehe ich darin, das lokale Schrifttum des Tales und der Gemeinde zu sammeln. Die Bibliothek verstehe ich auch als „historisches Gewissen“ der Gemeinde. Ergänzend zum Schriftgut wurde in den letzten Jahren zusammen mit dem Bildungsausschuss ein umfangreiches Bildarchiv aufgebaut, das mittlerweile rund 10.000 digitalisierte Fotos umfasst. Diese dokumentieren Landschaft, Leute und Lebensformen der letzten 100 Jahre. Auch Vorträge zur Landesgeschichte zielen in diese Richtung.
„Der Vinschger“: Was freut Sie am meisten bei Ihrer Arbeit?
Raimund Rechenmacher: Wenn die Leser mit unserem Angebot zufrieden sind und sie eine Antwort auf ihre Fragen gefunden haben, so ist das eine Bestätigung unserer Arbeit. Wenn ich die leuchtenden Kinderaugen bei einer Veranstaltung sehe, freut mich das sehr.
„Der Vinschger“: Was ärgert Sie am meisten?
Raimund Rechenmacher: Leider müssen wir einige Leser oft mit zwei bis drei schriftlichen Mahnungen bitten, ein Buch zurückzubringen. Ärgerlich ist auch, wie verantwortungslos manche Leser mit den Leihbüchern und Medien umgehen.
Interview:
Ingeborg Rechenmacher
Ingeborg Rainalter Rechenmacher