Nach 45 Jahren werden Filmabende mit Josef Hurton eingestellt

Publiziert in 31 / 2006 - Erschienen am 13. Dezember 2006
Sulden – Es war die Feststellung, dass der Großteil der Gäste bei den Sonntags­gottesdiensten fehlte, die Pfarrer Josef Hurton bei seiner Ankunft in Sulden im Jahr 1960 dazu animierte, mit den Gästen in Kontakt zu treten. Von 1962 bis 1972 veranstaltete er in den 5 größeren Hotels des Ortes Diavorträge zu Themen wie Flora, Fauna, Berge, Geschichte des Ortlergebietes und Bergrettung. 1972 wurde das „Haus der Berge“ eröffnet, wo der Pfarrsaal, die Bergführer und der Bergrettungsdienst ihr Zuhause fanden. Im Pfarrsaal konnten 110 Sitzplätze eingerichtet werden. Der passende Rahmen für regelmäßige Vorträge und Filmabende war damit geschaffen. Die Diavorträge wurden vielfach mit 8 mm Filmen ersetzt, die der Pfarrer selbst gedreht und verarbeitet hat. Damit wurde Josef ­Hurton den Wünschen und Ansprüchen der medienverwöhnten Gäste gerecht, die bessere Qualität und Professionalität verlangt haben. Als Lehrmeister und Berater hatte Pfarrer Josef Hurton den ersten Kamera­mann des Senders Bozen der RAI, Candido Daz, sowie den Filmemacher Mario Deghenghi gewinnen können. So konnte er etwa in seiner Freizeit mit ­Candido Daz gehen und die Arbeit des Kameramanns erlernen. Auf diese Weise hat er begonnen, mit 16-mm-Kameras zu arbeiten. So entstand 1970 sein erster 16 mm Film „Kampf um ein Leben“, der mit dem Bergrettungsdienst von Sulden gedreht wurde und der an verschiedenen internationalen Festivals teilgenommen hat. In Cannes in Südfrankreich wurde „Kampf um ein Leben“ auf dem internationalen Festival für Dokumentarfilme mit Teilnehmern aus mehr als 20 Staaten als der beste Film für die Jugend bewertet. Aufgrund dieses Erfolges wurde auch die Direktion der RAI auf den Film aufmerksam, der dann sowohl im RAI Sender Bozen (deutsch) als auch im gesamtstaatlichen Fernsehprogramm (italienisch) ausgestrahlt wurde. 1972 erhielt Pfarrer Josef Hurton den Ausweis der „Associazione Professionale Autonoma Cine­operatori“ in seiner Qualität als „Operatore Cinematografico T.V.“ Daraufhin gründete ­Pfarrer Hurton die Filmgesellschaft in einer Person „Ortlerfilm“, die in der Handelskammer Bozen eingetragen wurde. So konnte er als auswärtiger Mitarbeiter der RAI auch im Auftrag der RAI Filme drehen, von denen er eine Kopie für die Vorträge in Sulden verwenden konnte. Bis heute entstanden für Sulden und das Ortlergebiet 29 Filme, 8 davon mit Hilfe und in Zusammenarbeit mit Reinhold Messner. Diese und einige andere 16 mm Filme wurden jährlich bei rund 40 Filmabenden in deutscher und italienischer Sprache in der Sommer- und Wintersaison gezeigt. Ab dem Jahr 1978 erhielt der Pfarrer mit Martin Dangl einen hervorragenden Mitarbeiter. Martins Vorfahren waren bekannte Bergführer. Bei jedem Filmabend gestaltete der ­Pfarrer eine rund 20 Minuten lange Einführung, danach übernahm Martin den technischen Teil, die Vorführung der Filme und die Betreuung der Apparate. Für diesen Dienst, der 28 Jahre dauerte, spricht Josef Hurton seinem Mitarbeiter Martin einen herzlichen Dank aus. Ebenfalls dankt Pfarrer Hurton den Tourismus-Verantwortlichen für die gute Zusammenarbeit. Besonderen Dank zollt er weiters dem Bergrettungsdienst Sulden, der bei rund der Hälfte der Filme mitgearbeitet hat. Die Filmabende waren für viele Gäste oft auch der Anlass, mit dem Pfarrer später persönliche Kontakte zu knüpfen und Gespräche zu führen. Nach vielen Jahren der organisierten Film- und Vortragstätigkeit haben der Pfarrer und Martin beschlossen, die Film­abende in diesem Ausmaß nicht mehr weiter zu führen. Bis vor rund 5 Jahren waren die Filmabende noch gut besucht. Danach hat auch das Interesse der Gäste nachgelassen. Alle Hotels und Pensionen in Sulden wissen, dass Josef Hurton und Martin Dangl für einzelne Vorführungen für Gruppen wie Bergsteiger, Jugend und Gäste auch in der Zukunft zur Verfügung stehen. Sie hoffen auch, dass in diesen 45 Jahren aufgrund der Filmvorführungen etliche Bergunfälle vermieden werden konnten und die Gäste in Sulden sowie auch andere Interessierte ein schönes Stück von Südtirol kennen lernen konnten, nämlich Natur, Land und Leute des Ortlergebietes. Die Liste jener Personen, die Josef Hurton beim Filmemachen fachmännisch unterstützt haben, ganz gleich ob als Sprecher, Berater oder Musikfachleute, ist lang. Zu nennen sind unter anderem der frühere RAI-Koordinator Rudi Gamper, Robert Pöder, Ivo Gaddi, Rudi Kaneider und seine bereits genannten Lehrmeister Candido Daz und ­Mario Deghenghi. Hand in Hand mit der Auflassung der Filmabende geht auch ein kleines Stück Suldner Geschichte zu Ende.
Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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